Mein Bauchladen – für Aktuelles nicht nur im Jazz
Mein Bauchladen – für Aktuelles nicht nur im Jazz
Wenn du glaubst, ich verbringe den Sommer vor dem Computer, so frag lieber mal nach, was du suchst im Computer.
Muss wohl doch wieder mehr den Koffer öffnen und rauslassen, was darin rumspukt – geht ja gar nicht, was hier abgeht, dachte ich im Ohrensessel, die Berliner Jazzszene braucht keinen Push, sagte er, der schon dreißig Jahre in der Szene unterwegs ist, 30 Jahre Jazzerfahrung auf dem Buckel und behauptet aber, die Jazzszene braucht niemanden, der auf sie aufmerksam macht, sie ist so emanzipiert, da braucht es keinen Support – sagt er angesichts der Kürzungen, die bevorstehen. Sagt er angesichts der Kürzungen in den Rundfunkanstalten, die hinter uns liegen. Sagt er angesichts der TicTokisierung der Welt – 30 Jahre Erfahrung und kein Stück weise – möchte man glauben. Es war es war es war es war. Einmal noch kam er vorbei und beklagte sich ein weiteres Mal darüber, dass man ihn beklaut habe – er, der anderen Berufsverbote erteilt. Ein Typ sage ich, gesättigt an sich selbst – viel zu sehr hoffiert worden, als dass er noch Respekt aufbringen könnte oder würde für anderer Leute Leistung. Wir leben am Kurfürstenstamm – da gibt es Kurfürsten vom Land. Denen gehört alles, denken sie und wollen davon auch nichts preisgeben. Denken sie. Haben den Zeitgeist insofern inhaliert, als sie sich selbst am nächsten stehen und aber glauben, das praktizierten sie alle so – deswegen die Nähe zu sich selbst zunahm und die Distanz zu den anderen größer.
Neulich fragte mich einer, warum ich das mache. Ich antwortete: Musik ist eine eigene Sprache. Hörst du? Und wiederholte es: Musik ist eine eigene Sprache. Ich bin sprachenaffin, sagte ich, aber Musik kann mehr zum Ausdruck bringen, und weil Musik so gesehen der Sprache überlegen ist, mache ich das. Hörst du? Er hörte mir nicht zu, antwortete stattdessen: das wird mir zu kompliziert. Meine Güte, dachte ich, gütig wie ich bin. Manche Leute verstehen es wohl eher selten und fragen lieber distinktiv. Die Musik aber, sagte ich, spielt sich nicht nur in den Köpfen ab, sie hat etwas, was Sprache nicht hat: sie ist grenzenlos und universal, Sprache dagegen neigt zur Ab- wie Ausgrenzung und zur Paraphrase, Phrasen kennt auch die Musik, allerdings zum Üben, wie man sie ausweitet und überspielt, nicht wahr? Meine Güte, dachte ich, wo soll ich nur hin, wenn nicht in die Musik, bei solchen Fragen. Darum mache ich das. Manche Fragen sollte der saxophone Sound übernehmen und gleich mal interpolieren, zwischendeuten und schnell überspielen. Frag mal Musizierende: warum macht ihr das? Die Antwort wäre mit einem Cmaj#13 über einer Zickzacklinie hinreichend beantwortet, nicht wahr?