Jeremy Pelt Quintet

2025-10-22 @Zig Zag 21:00

Jeremy Pelt – Trumpet
Lasse Corson – Piano
Misha Mendelenko – Guitar
Leighton Harrell – Bass
Jared Spears – Drums

jeremypelt

Jeremy Pelt gehört heute zu den profiliertesten Trompetern im modernen Jazz – und was ihn besonders auszeichnet, ist die Mischung aus Traditionsbewusstsein, technischem Können und der Bereitschaft, sich ständig neu zu erfinden.

Jeremy Pelt ist kein Musiker, der sich mit bloßer Virtuosität begnügt – sein Trompetenspiel ist durchzogen von einer tiefen Verwurzelung in der Post‑Bop‑Tradition, zugleich aber wach für Innovation und Farbnuancen. Man hört Einflüsse von Freddie Hubbard, Lee Morgan oder Clifford Brown – jene Meister, die klaren Melodien große Bedeutung zumaßen, zugleich aber nie auf harmonische Komplexität verzichteten. Pelt ist jedoch mehr als ein stilistischer Erbe. Seine Klangsprache ist vielseitig: mal warm und balladesk, mal scharf konturiert mit klarem Ton, teils auch gedämpft, mal offene Trompete; er variiert Dynamik und Artikulation bis ins kleinste Detail, so dass jede Phrase eine Geschichte erzählt. Kritiker loben gerade diese Fähigkeit, das Instrument nicht nur als ausgefeiltes Werkzeug zu nutzen, sondern als Stimme – in Höhen und Tiefen – mit Charakter und Seele.

Wie alle großen Musiker seiner Generation zieht auch Pelt Gewinn aus dem Dialog, aus Gemeinschaft – im Ensemble als Sideman und auch als Bandleader. Schon früh arbeitete er mit Jazzgrößen der großen Big Bands, mit der Mingus Big Band, Roy Hargrove und anderen. Was ihm ermöglicht hat, frühe Kontraste in seinen Spielstil einzubauen – von groß und intim, von dichtem Arrangement und offener Struktur. In seinen eigenen Projekten – zuletzt etwa dem Album Woven – hat er gezeigt, dass er bereit ist, konventionelle Formationen aufzulösen, etwa durch Verzicht auf das traditionelle Klavier in seiner Besetzung zugunsten von Vibraphon oder Gitarre, um neue harmonische Räume auszuloten.

Besonders bemerkenswert ist Pelt dann, wenn er sich dem Intimeren zuwendet: Balladen, Standards und Stücke, die anderen vielleicht als unspektakulär erscheinen. In solchen Momenten überrascht er mit einer Zurückhaltung, die zum Ausdruck von Reife wird. Seine Aufnahmen etwa mit dem Trio oder kleineren Besetzungen – The Art of Intimacy, Vol. 1 etwa – offenbaren einen Musiker, der sein Instrument nicht mit Effekten überlädt, sondern mit dem, was er in der Stille kann: Nuancen, Stimmungen, Zwischentöne. Selbst wenn er laut wird, bleibt sein Ton bedacht; selbst bei komplexen Harmonien bleiben die melodischen Linien nachvollziehbar. Für viele Kritiker macht genau diese Verbindung von Emotionalität und Intellekt Jeremy Pelt heute zu einem der spannendsten Trompeter im Jazz.

Aus seinen mehr als 20 Alben wählen wir in folgender Reihe:

The Talented Mr. Pelt
Jeremy Pelt
The Talented Mr. Pelt
Jeremy Pelt
1. The Talented Mr. Pelt (2011)
Einstieg in sein klassisches Quintett-Spiel.
Post-Bop auf höchstem Niveau, melodisch, rhythmisch klar strukturiert. Sehr zugänglich, dennoch anspruchsvoll. Ein moderner Klassiker.
Wichtiger Einstieg, um seine Sprache zu verstehen.
Soundtrack
Jeremy Pelt
Soundtrack
Jeremy Pelt
2. Soundtrack (2007)
Elektrischer Pelt, klare Miles-Referenz.
Hier verlässt er die akustische Komfortzone. Mit Fender Rhodes, Bass-Grooves, längeren Spannungsbögen.
Für die, die ihn auch außerhalb des Hard-Bop erleben wollen. Mit seinem gelben Cover durchaus mit Reminiszenz an We want Miles von Mils Davis.
GRIOT: THIS IS IMPORTANT!Jeremy Pelt
GRIOT: THIS IS IMPORTANT!
Jeremy Pelt
3. Griot: This Is Important! (2021)
Konzeptuelles, historisches Album.
Stimmen aus der Jazzgeschichte, eingewoben in Pelts Klangwelt. Eine Hommage, aber auch ein Statement über Herkunft, Identität und Kontinuität.
Fürs Verständnis von Pelts Haltung als afroamerikanischer Musiker.

Woven (2025) – Das neueste Album

Line‑Up und Besetzung: Pelt hat ein variierteres Ensemble als in manchen seiner früheren Alben. Statt Klavier tritt Vibraphon (Jalen Baker) und Gitarre (Misha Mendelenko) verstärkt in den Vordergrund, dazu Synthesizer (Marie‑Ann Hedonia) und vokale Elemente (Mar Vilaseca). Musica Jazz

Musikalische Ausrichtung: Man merkt, dass er versucht, Tradition (Post‑Bop, melodische Linien, Balladen) mit modernen Texturen zu verweben — elektronische Elemente, Synths, Klangfarben, manchmal gewagte Harmonien oder Grooves, die nicht klassisch sind. Es ist kein radikaler Stilwechsel, aber ein spürbares Experimentieren. Der Guardian

Komposition & Struktur: Woven enthält sowohl neue Stücke als auch Überarbeitungen älterer Kompositionen von Pelt. Der Aufbau ist sorgfältig, das Album wirkt wie ein gewobener Teppich (Titel & Konzept passen also gut) – Stücke wie Invention #1 / #2, Afrofuturism, Labyrinth stechen heraus. jazzweekly.com

Stärken & Wirkung: Kritiker loben besonders, wie zugänglich Pelt hier bleibt – also nicht überexperimentell, sondern melodiös und einnehmend. Gleichzeitig hat Woven Ecken und Kanten, die zeigen, dass Pelt nicht einfach wiederkäut, sondern weiter denken will. Manche Stücke erinnern an elektrischere Phasen von Miles Davis, ohne Kopien davon zu sein. Der Guardian

The Art of Intimacy, Vol. 1
Jeremy Pelt
The Art of Intimacy, Vol. 1
Jeremy Pelt
4. The Art of Intimacy Vol. 1 (2020)
→ Balladen, Reduktion, Lyrik.
Pelt spielt mit großem Raumgefühl, sehr zurückgenommen, aber tiefgehend. Hier zählt jeder Ton.
Unbedingt hören, um seine emotionale Tiefe zu erfassen.
Woven
Jeremy Pelt
Woven
Jeremy Pelt
5. Woven (2025)
Aktuelles Album.
Klanglich wie ein Teppich verwoben – akustisch, elektrisch, durchkomponiert und doch offen. Zeigt, wie weit Pelt gekommen ist.
ENGLISH

Jeremy Pelt is one of the most prominent trumpeters in modern jazz today—and what sets him apart is his blend of traditional awareness, technical skill, and willingness to constantly reinvent himself.

Jeremy Pelt is not a musician who is content with mere virtuosity – his trumpet playing is deeply rooted in the post-bop tradition, but at the same time open to innovation and nuance. One hears influences from Freddie Hubbard, Lee Morgan, and Clifford Brown—masters who attached great importance to clear melodies, but never sacrificed harmonic complexity. Pelt is more than just a stylistic heir, however. His sound is versatile: sometimes warm and balladic, sometimes sharply contoured with a clear tone, sometimes muted, sometimes open trumpet; he varies dynamics and articulation down to the smallest detail, so that every phrase tells a story. Critics praise this ability to use the instrument not only as a sophisticated tool, but as a voice – in highs and lows – with character and soul.

Like all great musicians of his generation, Pelt also benefits from dialogue and community—both as a sideman in an ensemble and as a bandleader. Early on, he worked with jazz greats from the big bands, with the Mingus Big Band, Roy Hargrove, and others. This enabled him to incorporate early contrasts into his playing style—from grand to intimate, from dense arrangements to open structures. In his own projects – most recently the album Woven – he has shown that he is willing to break up conventional formations, for example by dispensing with the traditional piano in his line-up in favor of vibraphone or guitar, in order to explore new harmonic spaces.

Pelt is particularly remarkable when he turns to the more intimate: ballads, standards, and pieces that may seem unspectacular to others. In such moments, he surprises with a restraint that becomes an expression of maturity. His recordings with the trio or smaller ensembles—The Art of Intimacy, Vol. 1, for example—reveal a musician who does not overload his instrument with effects, but rather with what he can do in silence: nuances, moods, subtleties. Even when he plays loudly, his tone remains thoughtful; even with complex harmonies, the melodic lines remain comprehensible. For many critics, it is precisely this combination of emotionality and intellect that makes Jeremy Pelt one of the most exciting trumpeters in jazz today.

Gesamtwerk auf seiner Website

Jeremy Pelt Quintet

Zig Zag Club Berlin

Hauptstraße 89
Berlin, 12159

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