Viktoria Søndergaard – Music of Secrets

Unmittelbarkeit und Kontrolle, wie Ausdruck zur Form

veröffentlicht am 17. Oktober 2025

Viktoria Søndergaard: Vibraphone, Choir & Rap
Elvira Skovsang: Lead Vocals, Choir & Rap
Frederik Blæsild Vuust: Piano, Choir, Rap and Lead Vocals on “Her Absence”
Ida Duelund: Double Bass, Choir & Rap
Siv Øyunn: Drums, Choir & Rap

Label: April Records, Denmark

Music of Secrets
by Viktoria Søndergaard
Music of Secrets
by Viktoria Søndergaard

Wir sind nicht auf der Zielgeraden, wir leben auf der Baustelle, vor dem eigenen Fenster, im Berufsleben, in der Kunst, im Besprechen und Reden über die Möglichkeiten von Form und Funktion, innerhalb der bildenden Kunst, der fordernden Literatur. Das alles mag seinen eigenen Grund haben, in und über die Musik, wir sitzen vor überprüfbaren Worten des Line-Up zur Aufnahme Music of Secrets von Viktoria Søndergaard und spüren auf:

April Records, Dänemarks führendes Label für frischen, zukunftsweisenden Jazz, präsentiert stolz das Debütalbum der preisgekrönten dänischen Vibraphonistin Viktoria Søndergaard. Mit vielfältigen Einflüssen aus Jazz, Kammermusik, Kabarett, Pop, Rap und Sukuma-inspirierten Grooves sowie den Hymnen und Melodien des traditionellen wie volkstümlichen dänischen Liederbuchs Højskolesangbog basiert die Musik auf kollektivem Ausdruck und Verantwortung. Der kühn Grenzen überschreitende Sound des Albums basiert auf einem starken Gefühl der musikalischen Gemeinschaft sowie auf Søndergaards Wunsch, Spoken Word und Texte in ihre Praxis zu integrieren, um ihre Gedanken und Gefühle über die Welt um sie herum auf einer tieferen, persönlicheren Ebene zu vermitteln. Soweit.

Was so vertraut und bekannt rüberkommt, stellt sich in der Folge als bewusstes Ringen um Inhalt und Form heraus. Die Ansätze des Albums sind vielschichtig und ambitioniert – getragen von einer spürbaren Dringlichkeit. Die Stimme steht dabei im Zentrum. Sie ist allerdings stilistisch eigen – in ihrer expressiven, halsnahen Klanggebung und oft rohen Direktheit – dass sie beim Hören sicherlich unterschiedlich auf- oder angenommen wird. Manches wirkt bewusst spröde, mitunter fordernd. Das ist mutig – verlangt aber auch Offenheit und Geduld.

Viktoria Søndergaards Debütalbum Music of Secrets ist ein ambitionierter, facettenreicher Einstieg in ein künstlerisches Selbstverständnis, das auf Gemeinschaft, Poesie und kritischem Bewusstsein beruht. Zwischen Jazz, Folk, Rap und Spoken Word tastet sich die Musik voran – mutig, in Teilen auch vorsichtig – und lässt erkennen, dass hier eine Musikerin zu Wort kommen möchte, deren Stimme in der Zukunft noch an Tiefe und Selbstverständlichkeit gewinnen wird.

Music of Secrets ist ein vielschichtiger Auftakt, der Raum lässt: für das Ensemble, für das Publikum – und für das, was Viktoria Søndergaard in der Zukunft noch zu sagen haben wird. Das wirkt in seinen Teilen wie ein musikalisches Bühnenstück, ein Statement aus Klang, Sprache und Emotion – manchmal wild, manchmal suchend, oft fordernd. Die Stimmen erscheinen weniger gesungen als geschleudert, gesprochen, geschrien. Gerade in Stücken wie Her Absence, wo ein Duett ins Wanken gerät, verschiebt sich das Gleichgewicht: die fragile Balance kippt, die Dringlichkeit wirkt anstrengend, die kompositorische Dichte läuft ins Leere. Nach dem, was sie in anderen Aufnahmen vorgelegt hat, scheint das genau so gewollt zu sein.

Diese Musik fragt nicht: „Gefällt dir das?“ Sie ruft eher: „Bist du wach?“

Das verlangt mehr als bloß Wohlwollen – es verlangt Bereitschaft. Das wiederum erzeugt Reibung, atmosphärische Dichte und Wärme – das unterscheidet dieses Album von vielen, die zwar glatt sind, aber kalt bleiben. Am Ende bleibt ein Werk, das mehr aufbrechen als ankommen will – ein Work in Progress entlang der Fragen unserer Zeit: zwischen Überforderung und Ausdruck, zwischen Ehrlichkeit und Haltung und Wiedererkennbarkeit. Ein mutiges, manchmal schwer zu vermittelndes Stück künstlerischer Gegenwart – und genau deshalb nicht ohne Reiz.

Belohnt wird man mehrfach: über einen abwechslungsreichen und stimmungsvollen Bericht, über Studien und eingängige Melodien bis hin zum betont assymmetrischen Gesang, der in seiner Brüchigkeit beunruhigt und aufspürt, was aufrührt – das lässt einen nicht unangefasst – was ein Qualitätsurteil ist: was einen anpackt, ist mehr, als was einen kalt lässt. Ein auf den ersten Blick scheinbar leicht konsumierbares Album erweist sich in der Folge als komplexes Werk mit ambitionierten Akteuren, die in einer Art Parabolspiegel die Hörgewohnheiten auf die Probe stellen.

veröffentlicht am Mai 2023

Lukas Loeb: Upright bass
Ludvig Søndergaard: Drums
Lasse Damsgård: Alto saxophone
Viktoria Søndergaard: Vibraphone og composition

Featurings:
Marilyn Mazur: Percussion
JaKob Buchanan: Flugelhorn

Hva´ fanden sker der?
von BARYL
Hva´ fanden sker der?
von BARYL
Lukas Loeb: Upright bass
Ludvig Søndergaard: Drums
Lasse Damsgård: Alto saxophone
Viktoria Søndergaard: Vibraphone og composition

Featurings:
Marilyn Mazur: Percussion
JaKob Buchanan: Flugelhorn


Viktoria Søndergaard ist eine dänische Vibraphonistin, Komponistin und Bandleaderin, die sich in der Jazz‑Szene schnell einen Namen macht. Viktoria Søndergaard. Ihre Musik bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Jazz, Improvisation, Pop‑Elementen und Einflüssen aus Kammermusik und Skandinavischer Tradition.

Projekte & Bands:
BARYL – ihr eigenes Quartett. Mit BARYL hat sie das Album Already Monday? herausgegeben.
Smuk Zvuk – Duo mit der tschechischen Bassistin Klára Pudláková. Das Duo entstand u.a. im Austauschstudium in Paris 2020 während der COVID‑Lockdowns. kb.dk
Zusammenarbeit mit Pudlax Trio (Pudlax Trio ft. Viktoria Søndergaard) bei dem Album „11 mg“. Jazz Dock

Auszeichnungen & Anerkennung
Sie wurde mit mehreren Preisen geehrt: Aarhus Jazz Talentpris 2022, Tivolis Jazzpris 2022.
Ebenfalls erhielt sie das Roager Legatet 2024, sowie 2025 die Carl Prisens ærespris‑Check, übergeben von Marilyn Mazur. Billetto Denmark

Das Projekt SECRETS ist ihr persönlichstes Projekt, es wurde 2025 gestartet. Die Band mit fünf Musiker*innen: Viktoria Søndergaard, Elvira Skovsang, Siv Øyunn, Ida Duelund,Frederik Blæsild Vuust. Das vorliegende Album ist nach einigen Singel-Vorabveröffentlichungen ihr eigenes Debut, erschienen bei April RecordsDänemarks führendes Label für frischen, zukunftsweisenden Jazz.

English

Immediacy and control, how expression becomes form

We are not on the home stretch; we live on a construction site, in front of our own windows, in our professional lives, in art, in discussing and talking about the possibilities of form and function, within the visual arts, in demanding literature. All of this may have its own reason, in and about music. We sit in front of verifiable words from the line-up for the recording Music of Secrets by Viktoria Søndergaard and sense:

Denmark’s leading outlet for fresh, forward-thinking jazz, April Records, proudly presents the debut release from award-winning Danish vibraphonist Viktoria Søndergaard. With wide ranging influences from jazz, chamber music, cabaret, pop, rap and Sukuma-inspired grooves, as well as the hymns and melodies of the Danish Højskolesangbog traditional/folk songbook, the music is grounded in collective expression and responsibility.

The album’s bold, boundary-pushing sound was built on a strong sense of musical community, as well as Søndergaard’s desire to integrate spoken word and lyrics into her practice to convey her thoughts and feelings on the world around her on a deeper, more personal level.

So far. What comes across as universally valid and familiar turns out to be a conscious struggle with content and form. Between narrative intimacy and collective sound, there is a certain appeal: impressive moments arise in which the quintet finds common ground not only musically but also emotionally.

The album’s approaches are multi-layered and ambitious—carried by a palpable urgency. The voice is at the center of the artistic statements. However, it is so stylistically unique—in its expressive, throat-close sound and often raw directness—that it will certainly be perceived or accepted differently when listened to. Some of it seems deliberately brittle, sometimes demanding. This is courageous – but it also requires openness and patience.

Viktoria Søndergaard’s debut album Music of Secrets is an ambitious, multifaceted introduction to an artistic self-image based on community, poetry, and critical awareness. Between jazz, folk, rap, and spoken word, the music feels its way forward—boldly, but also cautiously in parts—and reveals that this is a musician who wants to have her say, whose voice will gain depth and confidence in the future.

The album ventures out, remaining open—also to future developments. Music of Secrets is thus more of a multi-layered prelude that leaves room: for the ensemble, for the audience—and for what Viktoria Søndergaard will have to say in the future.

This is not a classic debut album that primarily seeks to convince. In its parts, it seems like a musical theater piece, a statement of sound, language, and emotion—sometimes wild, sometimes searching, often demanding. The voices seem less sung than hurled, spoken, shouted. Especially in pieces like Her Absence, where a duet begins to falter, the equilibrium shifts: the fragile balance tips, the urgency seems exhausting, the compositional density runs into emptiness. Judging by what she has presented in other recordings, this seems to be exactly what she intended.

This music doesn’t ask, “Do you like this?” It’s more like, “Are you awake?”

This requires more than just goodwill—it requires willingness. This, in turn, creates friction, atmospheric density, and warmth—which sets this album apart from many others that may be smooth but remain cold. The end result is a work that seeks to break new ground rather than arrive at a destination—a work in progress that explores the questions of our time: between excessive demands and expression, between honesty and attitude and recognizability. A courageous, sometimes difficult to convey piece of contemporary art – and precisely for that reason not without appeal.

You are rewarded in many ways: through a varied and atmospheric narrative, through studies and catchy melodies, and through emphatically asymmetrical vocals that unsettle with their fragility and track down what stirs you – which does not leave you untouched – which is a judgement of quality: what grabs you is more than what leaves you cold. An album that at first glance appears easy to consume subsequently proves to be a complex work with ambitious performers who put listening habits to the test in a kind of parabolic mirror.


Viktoria Søndergaard is a Danish vibraphonist, composer, and bandleader who is quickly making a name for herself on the jazz scene. Viktoria Søndergaard. Her music moves between jazz, improvisation, pop elements, and influences from chamber music and Scandinavian tradition.

Projects & Bands:
BARYL – her own quartet. With BARYL, she has released the album Already Monday?
Smuk Zvuk – duo with Czech bassist Klára Pudláková. The duo was formed during an exchange program in Paris in 2020 during the COVID lockdowns. kb.dk
Collaboration with Pudlax Trio (Pudlax Trio ft. Viktoria Søndergaard) on the album “11 mg” . Jazz Dock

Awards & Recognition
She has been honored with several awards: Aarhus Jazz Talentpris 2022, Tivolis Jazzpris 2022.
She also received the Roager Legatet 2024, as well as the Carl Prisens ærespris‑Check in 2025, presented by Marilyn Mazur. Billetto Denmark

The SECRETS project is her most personal project, launched in 2025. Band with five musicians: Elvira Skovsang, Øyunn, Ida Duelund, Frederik Blæsild Vuust. Following several advance single releases, this album is her own debut, released by April Records – Denmark’s leading label for fresh, forward-thinking jazz.

Viktoria Søndergaards Secrets live at the Carl Prize show 2025, „IT´S SO NICE“ YOUTUBE