Emile Parisién Theo Croker Louise | 18.02.2022
Emile Parisien (sax) – Theo Croker (tp) – Joe Martin (b) – Nasheet Waits (dr) – Roberto Negro (p) – Manu Codjia (g) :
Dem Jazz Pate sein oder sich überhaupt noch für ihn einsetzen – scheint angesichts der Überfülle an rezipierenden Medien und der Nicht-Sichtbarkeit an rezipierenden Leserinnen fast nur noch eine Frage der inneren Einstellung mit allerdings gesellschaftlicher Irrelevanz. Wenn die Pandemie etwas in die Defensive gedrückt hat, ist es so manche Jazzvorliebe, da all die Protagonistinnen dieses Genres ohne Bühne auskommen mussten.
Man könnte fast behaupten: selber Schuld. Ihr wolltet ja immerzu eigenständig sein und unter euch bleiben. Das nun ist die Quittung.
Es liegt möglicherweise auch daran, dass vielerorts zwar die Fähigkeiten zum Musizieren und Instrumente Beherrschen vorliegen, aber kaum ein Wort ausgesprochen werden kann, ohne dass eine Widerrede entsteht. Bevor ich etwas aussage, was Widerrede erzeugt, schweige ich lieber und erhebe das Instrument – das aber hört mangels Bühne niemand. Cum ergo: Ab ins Studio und was anderes ausprobieren.
Das mag sich das Sextett um Emile Parisién und Theo Croker auch gedacht haben, warum nicht einfach das Beste draus machen und nichts mehr dem überlassen, was du eh nicht bestimmen kannst, nimm dein Schicksal erstmal an und nimm es schließlich selber in die Hand.
Der Franzose Emile Parisién ist auch in Deutschland kein Unbekannter mehr und wer ihn live erlebt hat, wird nicht umhin können, von einem besonderen Talent auszugehen, seinem eigenen Sound und Ton, oder auch seiner besonderen Performance, da Emile Parisién scheinbar mit Kopf und Fuß bei der Sache ist und sein Saxophon hin und wieder einen Ausfallschritt der Beine zur Kenntnis nimmt. Will heißen: ein durch Mark und Bein gehendes Saxophonspiel.
Wer seine früheren Aufnahmen kennt, weiß: das ist immer aufregend, spannend, umtriebig und vielseitig sowieso und auch noch unterhaltsam, spielerisch und leichtfüßig kommt er daher und spielt mit großer Ausstrahlung. Auch die Liste seiner Partner wie Partnerinnen setzt sich aus dem Who ist Who der Jazzwelt zusammen, von Michel Portal über Jacky Terrasson zu Joachim Kühn, Anne Paceo und Vincent Peirani sind alle dabei.
Mit der Aufnahme Louise kommt nun eine überraschende Wendung ins Spiel. Parisién erweitert die ihm vertrauten Kreise um die beiden amerikanischen Musiker Croker und Waits, das Zusammenspiel mit Theo Croker scheint ihn vordergründig betrachtet zurückhaltender auftreten zu lassen, dafür aber in seinen Antwortpassagen und in seinem Spiel selbst komprimierter und gleich auch noch facettenreicher.
Adrian Kraye von der Süddeutschen Zeitung, vermute ich, wird recht behalten: im kommenden Sommer dürften sie mit dem, was sie auf dem Album vorgelegt haben, für Furore sorgen auf den unterschiedlichen Bühnen, das dürfte klar sein. Berlin ist, wie ich es überblicke, leider nicht dabei. Schade, wirklich schade. Theo Croker aber, soviel sei verraten, tritt während des XJazz im Lido auf am 05.05.2022
Ich sehe Termine des Emile Parisien Sextett – da gibt es wohl keine zwei Meinungen. Wer das auslässt, nun gut, ebenso selber Schuld.
13.05.2022 | DE – Köln // Stadtgarten | Emile Parisien Sextet | Louise |
29.05.2022 | DE – Minden // Jazzclub Minden | Emile Parisien Sextet | Louise |
02.06.2022 | DE – Hamburg // Halle 424 | Emile Parisien Sextet | Louise | |
03.06.2022 | DE – Erfurt // Jazz in the City | Emile Parisien Sextet | Louise | |
04.06.2022 | DE – Essen // Jazz in the City | Emile Parisien Sextet | Louise | |
05.06.2022 | DE – Bayreuth // Jazzforum Bayreuth | Emile Parisien Sextet | Louise |
20.08.2022 | DE – Rostock // See More Jazz Festival | Emile Parisien Sextet | Louise | |
21.08.2022 | DE – Worms // Jazz and Joy | Emile Parisien Sextet | Louise |
Ursprünglich wollte ich ohne Worte auskommen, die Aufnahme selbst, sage ich, ist herausragend und zum Mitnehmen gedacht, nicht zum Liegenlassen. Emile Parisién wächst mit Theo Croker an seiner Seite weit über das hinaus, was bisher schon bekannt war von ihm. Was ein Partner mit eigenem Ansatz bei einem Partner mit eigenem Ansatz alles auslösen und verstärken kann, tritt in dieser Aufnahme mehr als deutlich hervor.
Für mich klar: Album des Monats ! Mit den besten Empfehlungen! Bitte weitersagen. Danke. Der Pressespiegel bestätigt es:
Deutschlandfunk:
Vielleicht der bedeutendste Sopransaxofonist des aktuellen europäischen Jazz. Freier, junger Jazz von amerikanischen und europäischen Spitzenklasse-Improvisatoren. Keine leichte Kost, aber beim intensiven Zuhören ein großes Vergnügen.
Best of Jazz (US):
Some albums cannot be played on shuffle. Louise is one of those; it has a thread; it has a background to be explored, and it has a reminiscence at its core.
Rolling Stone (FR)
A brilliant kaleidoscope of jazz, and hands down one of the highlights at the beginning of the new year.
Emile Parisién: Wikipedia Label ACT | Theo Croker Website
Adrian Kreye via Süddeutsche Zeitung – Herausragendes von Emile Parisién
London Jazz News : „It’s a varied and enlivening set, making good use of the band’s formidable resources“
Neri Pollastri @ allaboutjazz : Album der Woche (bei Allaboutjazz enja statt act zugeordnet)
best of Jazz org: Louise is an excellent album.|
Emile Parisién Theo Croker

Siehe auch Berlin Abteilung A-Z. Eine alphabetische Aufstellung vieler Musikerinnen und Musiker aus Berlin.
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