German Jazz 1940s

German Jazz 1940s

German Jazz 1940s

die Zeit des Nationalsozialismus
In den europäischen Nachbarländern entstanden Fan-Zeitschriften für Jazz und sogenannte „Hot Clubs“. Das NS-Regime allerdings verfolgte und verbot die Ausstrahlung des Jazz im Rundfunk, zum einen wegen der afrikanischen Wurzeln des Jazz und weil viele der aktiven Jazz-Musiker jüdischer Herkunft waren. Zum anderen stellte der Jazz mit seiner Spontaneität, Improvisation und Individualität, die auch die Swing-Jugend anzog, für die Nazis eine Bedrohung ihrer Weltanschauung dar. Die Wirkung war allerdings zunächst eher gegenteilig: Daher sollte eine Anti-Jazz-Rundfunksendung Vom Cakewalk zum Hot von 1935 mit „besonders eindringlichen Musikbeispielen“, die Erich Börschel mit seinem Orchester im Auftrag der Reichsmusikkammer lieferte, abschreckend wirken, wurde jedoch begeistert aufgenommen.

Kurt Abraham
(* 1921-1988), Tenorsaxophonist, Klarinettist, Bandleader

Wann wirst du wieder bei mir sein (From "Wir machen Musik")
Kurt Abraham Solisten, Kurt Abraham
Wann wirst du wieder bei mir sein (From „Wir machen Musik“)
Kurt Abraham Solisten, Kurt Abraham
wahrscheinlich 1942

Kurt Hohenberger

Walter Dobschinski

Ernst Höllerhagen
Goldene Sieben

Höllerhagen 1942-1948
Ernst Höllerhagen
Höllerhagen 1942-1948
Ernst Höllerhagen

Franz »Teddy« Kleindin

Charlie and his Orchestra

Willy Berking

Kamil Běhounek
(1916-1983) Akkordeonist, Saxophonist, Komponist

Má Láska Je Jazz
Kamil Behounek
Má Láska Je Jazz
Kamil Behounek

 Erich Börschel

Erich Börschel - Isn't It Happpy Day
Erich Börschel – Isn’t It Happpy Day
YOUTUBE

„… das lässt ahnen, dass die Band eine eher klischeehafte Vorstellung von Jazz besaß …“ Wolfram Knauer

 Lied vom Blauen Ludwig
ist= St.Louis Blues

Tiger Rag« ist= »Schwarzer Panther

 Das Deutsche Tanz Und Unterhaltungsorchester
1942

Die Männer Sind Schon Die Liebe Wert 1942 (Recordings Berlin 1942)
Das Deutsches Tanz Und Unterhaltungsorchester
Die Männer Sind Schon Die Liebe Wert 1942 (Recordings Berlin 1942)
Das Deutsches Tanz Und Unterhaltungsorchester

 Erhard Bauschke
(1912-1945) Klarinettist, Bandleader

Die goldene Ära deutscher Tanzorchester: Erhard Bauschke und sein Tanzorchester, Vol. 1
Erhard Bauschke, Erhard Bauschke Tanzorchester
Die goldene Ära deutscher Tanzorchester: Erhard Bauschke und sein Tanzorchester, Vol. 1
Erhard Bauschke, Erhard Bauschke Tanzorchester

Charlie & his Orchestra

Swing Tanzen Verboten!
Various Artists
Swing Tanzen Verboten! – Various Artists


Wikipedia:Charlie and His Orchestra (auch Mr. Goebbels Jazz BandTemplin band oder Bruno and His Swinging Tigers) war eine für Propaganda-Zwecke zusammengestellte Bigband der NS-Zeit, benannt nach ihrem Sänger Karl „Charlie“ Schwedler. Die Band sang auf Englisch. Einige Titel wurden auf Portugiesisch aufgenommen. Im Deutschen Rundfunk wurden die Titel nicht gespielt

Goebbels‘ Propaganda-Orchester Wollt ihr den totalen Swing?

Sie spielten „entartete“ Musik – im Auftrag der Nazis. Ab 1939 verwandelten Charlie and His Orchestra Jazz und Swing in braune Propaganda. Absurde Texte sollten die Moral der Feinde untergraben. von Danny Kringbiel SPIEGEL

„Da nun die Menschen zu Marschmusik nicht tanzten und die aufkommende Swingmusik der 1930er Jahre junge Menschen ganz unideologisch begeisterte, begannen die Verantwortlichen eine Undefinition dessen, was deutsche Unterhaltungsmusik sein und sie sie nicht enthalten dürfe. Goebbels strebte eine „volksverbundene deutsche Tanzmusik“ an, und da anfangs niemand wusste, was er damit eigentlich meinte, begannen Musiker der Salonorchester, die sich in den 1920er Jahren die modischen Jazzinstrumente Banjo und Saxophon zugelgt hatten, diese zumindest weniger einzusetzen (Wolfram Knauer)

Wer mehr an Details interessiert ist: Wolfram Knauer: Play yourself, man Reclam 2019

Die Wikipedia Kurzfassung von 1935-1945

Im Jahr 1935 wurde der Jazz für den Rundfunk verboten, wurde jedoch schon aus ökonomischen Gründen häufig durch Eindeutschungen mit Unterschlagung der Autorennamen umgangen. 1937 richtete das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda auf Basis der Anordnung über unerwünschte und schädliche Musik eine Musikprüfstelle ein, die den Verkauf „unterwünschte[r] und schädliche[r] Produkte“ verbot. Im Bereich des Swing war insbesondere die Musik von Benny Goodman, von Tommy und Jimmy Dorsey, von George Gershwin, von Irving Berlin und von Cole Porter betroffen. Das Jazz-Buch von Alfred Baresel wurde in der Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 angeprangert.

In der Ausstellung Entartete Musik (hier eine Rekonstruktion) wurde auch der Jazz behandelt.

Es wurde – etwa durch die journalistischen Aktivitäten eines Fritz Stege oder Hans Brückner – im Nationalsozialismus versucht, den Jazz als „N*musik“ aus Deutschland zu verbannen, aber der Jazz war nicht allgemein verboten.

Initiiert von Gauleitern, Polizeidirektoren und Gaststätteninhabern wurden Swing-, Jazz- oder Swingtanzverbote für einen Gau (Pommern, Franken, Thüringen, Sachsen, Magdeburg-Anhalt, Württemberg-Hohenzollern), eine Stadt (Freiburg i. Br., Köln, Halle, Hamburg, Stuttgart) oder einzelne Lokale (Düsseldorf, Duisburg, Mönchengladbach, „Haus Hindenburg“ in Köln) verhängt. Mitte 1939 war der Swing in fast ganz Deutschland verboten. Die vielen Verbote führten zu verwirrenden Verhältnissen. „Es geht nicht an, dass jede Gebietsleitung für sich in ihrem Bereich Verbote erlässt, die wenige Schritte weiter jenseits der Gebietsgrenze keine Gültigkeit mehr haben. Solche Maßnahmen müssen ja das Publikum verwirren.“ beklagte Fritz Stege.

Dietrich Schulz-Köhn, der für die deutsche Tochter der Plattenfirma Brunswick arbeitete und amerikanische Platten importieren wollte, begann im Vertrieb einen wirtschaftlichen „Feldzug für Swingmusik“ und glaubte 1936, „Deutschland zum Swing-Bewusstsein erweckt zu haben. Vor einigen Monaten war Swing allseits unbekannt, aber nun machen alle großen Schallplattenfirmen davon Gebrauch.“

Im Kampf gegen Swing und Jazz blieb es beim Theaterdonner. Von etwa 1.000 Hamburger Jugendlichen „Swings“ wurden über 400 zumindest zeitweise verhaftet und einige von ihnen in Lager wie Moringen, Uckermark, Ravensbrück und Neuengamme verbracht und dort teilweise als politische Häftlinge eingestuft. In Moringen wurden von der SS 89 Todesfälle registriert.

Das abrupte Ende und strikte Verbot für den Jazz in Deutschland ist ein populärer Irrtum. „Wenn aber eine Einrichtung derart im Volke Wurzeln geschlagen hat wie der Jazz, dann ist es nahezu unmöglich mit Verboten allein Erfolg zu erzielen, wenn man nicht Besseres an die Stelle der Jazzband zu setzen weiß“, resignierte Fritz Stege.

Amerikanische Musiker in Europa machten ab 1937 mit ihren Gastspielen an den deutschen Grenzen halt. Zwar war es trotz der Ächtung zumindest in großen Musikgeschäften bis zum Kriegsbeginn noch möglich, (ausländische) Jazzplatten zu kaufen; der Kontakt zur amerikanischen Jazzwelt und damit auch die freie musikalische Weiterentwicklung war jedoch weitgehend unterbrochen. Die von der Reichsmusikkammer offiziell gestützte ‚volksverbundene deutsche Tanzmusik‘ trug einige Züge des Swing. Aber das Abhören ausländischer Sender, in denen regelmäßig Jazz gespielt wurde, stellte man 1939 unter Strafe.

In Deutschland wussten zu dieser Zeit nur relativ wenige Leute, wie sich die Jazzmusik in Amerika – zu dieser Zeit der Swing – anhörte und dass es sich dabei um Jazz handelte. Es gab sogar Stücke, die von den Nationalsozialisten in speziell entwickelten Tonstudios neu produziert und mit neuem Text versehen wurden. Ein Beispiel dafür ist der Titel „Black Bottom“, der als „Schwarzer Boden“ präsentiert wurde; aus dem „Organ Grinder’s Swing“ wurde das „Hofkonzert im Hinterhaus“. Bei einigen Deutschen waren die verbotenen Auslandssender mit Jazzprogrammen sehr beliebt. Die alliierten Sender wurden von den Nationalsozialisten einerseits gestört, andererseits aber auch kopiert. Als negatives Beispiel gilt die Band Charlie and His Orchestra, auch Mr. Goebbels Jazz Band genannt. Hier ersetzten die Nationalsozialisten die Originaltexte durch eigene, provozierende Propagandatexte.

Die Lage verschärfte sich 1942 mit dem Kriegseintritt der USA. Zwar waren für Diplomaten ausländischer Botschaften und Wehrmachtsangehörige weiterhin ein paar Jazzlokale in Berlin geöffnet. Daneben gab es einzelne, nicht legitimierte Veranstaltungsorte und Privatpartys, in denen Jazz gespielt wurde. 1943 wurde die Schallplattenproduktion eingestellt. Charlie and His Orchestra verlegte man in die damals noch bombensichere Provinz.

Die Wikipedia translated 1935-1945

In 1935, jazz was banned for radio broadcasting, but for economic reasons this was often circumvented by transliterations with the authors‘ names concealed. In 1937, the Reich Ministry for Popular Enlightenment and Propaganda set up a music review board on the basis of the directive on undesirable and harmful music, which banned the sale of “undesirable and harmful products”. In the field of swing, the music of Benny Goodman, Tommy and Jimmy Dorsey, George Gershwin, Irving Berlin and Cole Porter was particularly affected. Alfred Baresel’s jazz book was denounced in the “Degenerate Art” exhibition of 1937.

The Degenerate Music exhibition (here a reconstruction) also dealt with jazz.

The National Socialists tried to ban jazz from Germany as “N*music” – for example through the journalistic activities of Fritz Stege or Hans Brückner – but jazz was not generally banned.

Initiated by Gau leaders, police directors and restaurant owners, swing, jazz or swing dance bans were imposed for a Gau (Pomerania, Franconia, Thuringia, Saxony, Magdeburg-Anhalt, Württemberg-Hohenzollern), a city (Freiburg i. Br., Cologne, Halle, Hamburg, Stuttgart) or individual venues (Düsseldorf, Duisburg, Mönchengladbach, “Haus Hindenburg” in Cologne). By mid-1939, swing was banned in almost all of Germany. The many bans led to confusing conditions. “It is unacceptable for each regional administration to issue bans in its own area that are no longer valid just a few steps beyond the regional border. Such measures must confuse the public,” complained Fritz Stege.

Dietrich Schulz-Köhn, who worked for the German subsidiary of the Brunswick record company and wanted to import American records, began an economic “campaign for swing music” in sales and believed in 1936 that he had “awakened Germany to swing consciousness. A few months ago, swing was unknown everywhere, but now all the major record companies are making use of it.”

The fight against swing and jazz remained a theatrical thunder. Of around 1,000 young Hamburg “Swings”, over 400 were arrested, at least temporarily, and some of them were sent to camps such as Moringen, Uckermark, Ravensbrück and Neuengamme, where some were classified as political prisoners. The SS registered 89 deaths in Moringen.

The abrupt end and strict ban on jazz in Germany is a popular misconception. “But when an institution has taken root in the people like jazz, it is almost impossible to achieve success with bans alone if you don’t know better things to put in the place of the jazz band,” Fritz Stege resigned.

From 1937 onwards, American musicians in Europe stopped performing at German borders. Despite the ban, it was still possible to buy (foreign) jazz records, at least in large music stores, until the beginning of the war; however, contact with the American jazz world and thus also free musical development was largely interrupted. The ‚popular German dance music‘ officially supported by the Reich Chamber of Music bore some traits of swing. But listening to foreign stations that regularly played jazz was made a punishable offense in 1939.

In Germany at that time, relatively few people knew what jazz music in America – swing at the time – sounded like and that it was jazz. There were even pieces that were re-produced by the National Socialists in specially developed recording studios and given new lyrics. One example of this is the track “Black Bottom”, which was presented as “Schwarzer Boden”; “Organ Grinder’s Swing” became “Hofkonzert im Hinterhaus”. The banned foreign stations with jazz programs were very popular with some Germans. The Allied stations were disrupted by the National Socialists on the one hand, but also copied on the other. A negative example is the band Charlie and His Orchestra, also known as Mr. Goebbels Jazz Band. Here, the National Socialists replaced the original lyrics with their own provocative propaganda texts.

The situation worsened in 1942 when the USA entered the war. A few jazz clubs in Berlin were still open to diplomats from foreign embassies and members of the Wehrmacht. In addition, there were individual, unauthorized venues and private parties where jazz was played. Record production was discontinued in 1943. Charlie and His Orchestra was relocated to the then still bomb-proof provinces.

Jazz-Musik wird im Radio verboten | Jazz im „Dritten Reich“ – Mythen und Fakten | Erster großer Nazi-Schlag gegen die Hamburger Swing-Jugend | Jazz im „Dritten Reich“ | „Undeutsche“ Musik als Protest: Swing, Harlem-Club und „deutsche“ Jugend

Aus Fackler Widerstand Propaganda PDF

Als Reaktion auf den politischen Umschwung verließen etliche „nichtarische“ Kapellmeister, beispielsweise Marek Weber, Dajos Bela und Paul Godwin, aber auch komplette Bands wie die Weintraub Syncopators, die von einer Auslandstournee nicht wieder zurückkehrten, schon 1933 das nationalsozialistische Deutschland

Inzwischen hatte sich nämlich ein stilistischer Wandel vollzogen, den die meist unkundigen Zensoren nicht als solchen erkannten. Der Oldtime- oder Traditional Jazz (hierzu zählen die Stilarten New Orleans-, Dixieland- und Chicago-Jazz) wurde von dem sich in den USA Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre entwickelnden Swing (Casa Loma Orchestra, Duke Ellington, Count Basie, Jimmy Lunceford, Artie Shaw, Harry James, Tommy und Jimmy Dorsey, Glenn Miller u. a.) abgelöst. Dieser bestimmte von 1935 bis 1945, in der sogenannten Swing-Ära, das Geschehen in der Unterhaltungsmusik.

Mit dem kommerzialisierten Swing erlebte Deutschland eine zweite große Jazzwelle, die noch erfolgreicher war als die erste in den Goldenen Zwanzigern, denn zum einen war der Boden für synkopierte Tanzmusik bereits bereitet, zum anderen klang Swingmusik für viele Tanzbegeisterte gefälliger als Oldtime-Jazz. Besonders in den Großstädten brach ein wahres Swingfieber aus, das Mitte der 30er Jahre seinen ersten Höhepunkt erreichte. Mittelpunkt dieser Begeisterung war wiederum Berlin. Eine der Hauptattraktionen der Hauptstadt war Live-Jazz, der nicht zuletzt die US-Touristen anzog.

Ab Mitte der 30er Jahre entstand eine große Anzahl deutscher Big Bands und Swingformationen. Bekannte Bandleader waren Erhard Bauschke, Willy Berking, Kurt Hohenberger, Michael Jary, Corny Ostermann, Hans Rehmstedt, Max Rumpf, Lutz Templin, Heinz Wehner, Kurt Widmann, Horst Winter und andere. In Combo-Besetzung spielten Die Goldene Sieben und Ensembles, die populäre Solisten, etwa Benny de Weille oder Helmut Zacharias, leiteten

Insgesamt gesehen ist das musikalische Niveau deutscher Jazzmusiker infolge fehlender Ausbildungsmöglichkeiten (…) als mittelmäßig einzustufen, sieht man von talentierten Ausnahmen, beispielsweise Walter Dobschinski, Bugen Henkel, Ernst Höllerhagen, Fritz „Freddie“ Brocksieper, Kurt Hohenberger oder Fritz Schulz (später Schulz-Reichel) ab . Ausländische Orchester, beispielsweise
die Bands von Teddy Stauffer und Jack Hylton, aber auch Rene Schmassmanns „Lanigiro (== Original) Hot Players‘ gastierten in Deutschland nur, sofern ihnen dies erlaubt war

Ab September 1939 kam es schließlich zu einem Rückgang der Swingwelle, der mit kriegsbedingten Verboten und Einschränkungen zusammenhing. Viele Musiker mußten als Soldaten an die Front, und der Vergnügungsbetrieb wurde durch Tanzverbote eingeschränkt. 10 Nach den Erfolgen der Blitzkriege lockerte das Regime seine Bestimmungen, und Deutschland erlebte zwischen 1941 und 1943 ein Swingrevival

Etliche Swingkapellen des besiegten, besetzten oder verbündeten Auslands – etwa die Orchester von Fud Candrix, Ernst van’t Hoff, Arne Hülphers, John KristeI, Tullio Mobiglia und Jean Omer – traten zusätzlich in Deutschland auf. Da man in diesen Ländern länger und ungehindert, meist bis zum Einmarsch deutscher Soldaten, in Kontakt zu US-Interpreten gestanden hatte, glichen deren Auftritte einer musikalischen Infusion, welche die Entwicklung des Jazz in Deutschland vorantrieb.

Am 1.8.1944 erfolgte die“ Anordnung über die Einstellung des gesamten Kulturlebens im Reich“). Dennoch spielte Anfang 1945 die Jazzband von Lubo d’Orio im zerbombten Berlin

Während viele „nichtarische“ Musiker emigrieren mußten oder vertrieben wurden, blieben andere unbehelligt, etwa Freddy Brocksieper, Eugen Henkel und Hans Berry (Kater 1989, 20). Inwieweit dies auf persönliche Protektion zurückzuführen war, ist nicht bekannt. Ein eindeutiger Fall von Bestechung liegt bei Teddy Stauffer vor. Das Orchester des Schweizers gehörte zu den populärsten und besten in Deutschland, gerade weil von ihm Musik „nicht-arischer“ Komponisten gespielt wurde. Um Ärger mit dem zuständigen Kontrolleur der Reichsmusikkammer zu vermeiden, nahm die Band einige von dessen Kompositionen in ihr Repertoire auf, „was dieser geschmeichelt zur Kenntnis nahm“

Ein weiteres Beispiel für personalisierte Zensur lieferte der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda selbst. Ob Joseph Goebbels Swingfreund war oder nicht, ist umstritten!, auf jeden Fall nutzte er diese Musik für repräsentative und propagandistische Zwecke. Mehrmals engagierte er für die jährlich stattfindenden Pressebälle Swingkapellen. 1937 tanzten Goebbels und Göring zu der Musik des englischen Orchesters
von Jack Hylton, obwohl dessen Berliner Gastspiel im Jahre 1934 von Goebbels‘ Ministerium und der Presse scharf attackiert worden war. Als Hylton sein Orchester 1938 auflöste, wurde die BBC-Band unter Henry Hall für den Presseball 1939 engagiert. Diese spielte gegen Ende des Auftritts mehrfach den in Deutschland verbotenen Lambeth Walk. Die Deutsche Allgemeine Zeitung kritisierte dies zwar, doch schon kurze Zeit später wurde dieselbe Band vom Deutschlandsender für eine Sondersendung und ein Wunschkonzert des
Winterhilfswerks engagiert

Für das Fortbestehen des Jazz in Deutschland waren hauptsächlich die internationalen Verflechtungen der Plattenindustrie verantwortlich. Deutsche Hersteller produzierten in den Jahren 1933 bis 1943 für den heimischen Markt insgesamt 206 Jazztitel deutscher Bands; 1919 bis 1932 erschienen nur 143 Titel (KuhnkelMillerlSchulze 1976, 379). Aber auch Jazzplatten ausländischer Interpreten und Bands wurden für den In und Auslandsmarkt hergestellt und konnten bis zum Kriegsbeginn in Deutschland ungehindert gekauft werden

Ein erneuter kulturpolitischer Versuch, „auf dem Terrain der Tanzmusik die Kontrolle zurückzugewinnen“ (Eichstedt/Polster 1985, 88), folgte kurz vor der Stalingradniederlage (2.2.1943). Im Auftrag Goebbels‘ wurde das „Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester“ (DTU) unter Franz Grothe und Georg Haentzschel gegründet, deren Orchester deutsche Unterhaltungsmusik spielen sollte, sich aber stärker am amerikanischen Swing orientierte. Aus diesem Grund übernahmen im Januar 1944 auf Weisung Goebbels‘ Bamabas von Geczy und Parteimitglied Willi Stech die Leitung. Swing und Swingtanz waren auch während des Krieges nicht aufzuhalten. „Das Gros des deutschen Musikpublikums war für ‚minderwertige‘ Musik, und dies trotz aller pädagogischen Anstrengungen“ (Prieberg 1982, 292). Nach dem siegreich beendeten Westfeldzug (22.6.1940) wurden die zu Kriegsbeginn verhängten Tanzverbote bis zum Angriffauf die Sowjetunion (22.6.1941) aufgehoben, und das System bemühte sich um eine Wiederbelebung der Unterhaltungskultur. Um die Zivilbevölkerung bei Laune zu halten, wurde aber auch nach Ausrufung des „Totalen Krieges“ am 18.2.1943 durch Goebbels im Berliner Sportpalast hinsichtlich von Tanzvergnügungen nur vorsichtig taktiert: Einigen Orchestern wurde die Spielerlaubnis entzogen, anderen gleichzeitig neu erteilt. Im April 1944 wies Goebbels gar auf die kommunikative Bedeutung des Gesellschaftstanzes hin. Angesichts der massiven Verluste an Menschenleben sorgte er sich um den biologischen Fortbestand der Deutschen, denn Tanzvergnügungen seien eine gute Gelegenheit für junge Menschen, sich kennenzulernen

Auch den Soldaten auf Heimaturlaub stand der Sinn mehr nach kurzweiliger Unterhaltung als nach strammer Ideologie. Eine Wehrmachtsbestimmung riet daher, Soldaten, die sich für Jazz begeisterteri, nicht mehr zu verwarnen (Lange 1966, 103). Aus demselben Grund ging man auch nicht gegen die als besonders swingbegeistert geltenden Luftwaffenangehörigen vor. Der wegen seiner 115 Abschüsse berühmte Flieger und Glenn-Miller-Fan Werner Mölders soll sich sogar bei Hitler persönlich über das langweilige Rundfunkprogramm beschwert haben. Jazz war ferner bei jugendlichen Luftwaffenhelfern außerordentlich beliebt

Das Regime mußte aus gesellschafts- und machtpolitischen Gründen Zugeständnisse an die Swingbegeisterung breiter Bevölkerungsschichten machen: Die „Machtapparaturen hatten es von Anfang an mit einer Massenbewegung zu tun, vor der sie schließlich kapitulieren mußten“ (Schäfer 1981, 136). Folglich verfehlten Anti-Jazz-Kampagnen bei denen, zu deren Bekehrung sie gedacht waren, ihren eigentlichen Zweck. Die Anti-Jazz-Hörfolge „Vom Cakewalk zum Hot“ von 1935 wurde ähnlich wie der im Winter 1941/42 gezeigte antiamerikanische Hetzfilm „Rund um die Freiheits-Statue“ begeistert aufgenommen, weil sich den Jazzfans hier die Möglichkeit bot, ihre Idole ganz legal hören und sehen zu können.

Und so geht das immer weiter von der Swing Jugend, ihren Hot-Clubs – sehr interessanter Ausschnitt … lest selbst … Aus Fackler Widerstand Propaganda PDF

Fackler Widerstand Propaganda translated

As a reaction to the political upheaval, a number of “non-Aryan” bandleaders, for example Marek Weber, Dajos Bela and Paul Godwin, but also entire bands such as the Weintraub Syncopators, who did not return from a tour abroad, left National Socialist Germany as early as 1933.

In the meantime, a stylistic change had taken place, which the mostly censors did not recognize as such. Old-time or traditional jazz (including the New Orleans, Dixieland and Chicago jazz styles) was replaced by the Swing, which developed in the USA at the end of the 20s and beginning of the 30s (Casa Loma Orchestra, Duke Ellington, Count Basie, Jimmy Lunceford, Artie Shaw, Harry James, Tommy and Jimmy Dorsey, Glenn Miller and others). This determined what happened in popular music from 1935 to 1945, the so-called swing era.

With commercialized swing, Germany experienced a second great wave of jazz, which was even more successful than the first in the Roaring Twenties, because on the one hand the ground had already been prepared for syncopated dance music, and swing music sounded more appealing to many dance enthusiasts than old-time jazz. Especially in the cities in particular, a real swing fever broke out that reached its first peak in the mid-30s. The center of this enthusiasm was once again Berlin. One of the capital’s main attractions was live jazz, which not least attracted US tourists.

From the mid-1930s onwards, a large number of German big bands and swing formations. Well-known bandleaders were Erhard Bauschke, Willy Berking, Kurt Hohenberger, Michael Jary, Corny Ostermann, Hans Rehmstedt, Max Rumpf, Lutz Templin, Heinz Wehner, Kurt Widmann, Horst Winter and others. The Goldene Sieben and ensembles featuring popular soloists such as soloists, such as Benny de Weille or Helmut Zacharias, led the ensembles

All in all, the musical level of German jazz musicians has declined due to lack of training opportunities (…) can be classified as mediocre, with the talented exceptions such as Walter Dobschinski, Bugen Henkel, Ernst Höllerhagen, Fritz “Freddie” Brocksieper, Kurt Hohenberger or Fritz Schulz (later Schulz-Reichel) . Foreign orchestras, for example the bands of Teddy Stauffer and Jack Hylton, but also Rene Schmassmann’s “Lanigiro (== Original) Hot Players‘ only made guest appearances in Germany if they were allowed to do so

From September 1939, there was finally a decline in the swing wave, which was linked to related to war-related bans and restrictions. Many musicians had to go to the front as soldiers, and the entertainment business was restricted by dance bans. After the successes of the blitzkriegs, the regime relaxed its regulations, and Germany experienced a swing revival between 1941 and 1943

Several swing bands of the defeated, occupied or allied foreign countries – such as the orchestras of Fud Candrix, Ernst van’t Hoff, Arne Hülphers, John KristeI, Tullio Mobiglia and Jean Omer – also performed in Germany. Since in countries for longer and unhindered, mostly until the invasion of German soldiers, had been in contact with US performers, their performances were like a musical infusion, which promoted the development of jazz in Germany.

On 1.8.1944, the“ order to cease all cultural life in the Reich”). Nevertheless, at the beginning of 1945 the jazz band by Lubo d’Orio played in bombed-out Berlin

While many “non-Aryan” musicians were forced to emigrate or were expelled, others remained unmolested, such as Freddy Brocksieper, Eugen Henkel and Hans Berry (Kater 1989, 20). The extent to which this was due to personal protection is not known. Teddy Stauffer is a clear case of bribery. The Swiss orchestra was one of the most popular and best in Germany, precisely because it played music by “non-Aryan” composers. To avoid trouble with the responsible inspector of the Reich Chamber of Music, the band included some of his compositions in its repertoire, “which the inspector was flattered to note”.

Another example of personalized censorship was provided by the Reich Minister for Popular Enlightenment and Propaganda himself. Whether Joseph Goebbels was a swing fan or not is a matter of debate! On several occasions, he hired swing bands for the annual press balls. In 1937, Goebbels and Göring danced to the music of the English orchestra by Jack Hylton, although his Berlin guest performance in 1934 had been sharply attacked by Goebbels‘ ministry and the press. When Hylton disbanded his orchestra in 1938, the BBC band under Henry Hall was engaged for the Press Ball in 1939.

Towards the end of the performance, the band played the Lambeth Walk, which had been banned in Germany, several times. The Deutsche Allgemeine Zeitung criticized this, but a short time later the same band was hired by Deutschlandsender for a special program and a wish concert for the Winterhilfswerk

The continued existence of jazz in Germany was primarily due to the international record industry. German manufacturers produced a total of 206 jazz titles for the domestic market between 1933 and 1943; from 1919 to 1932, only 143 titles were released (KuhnkelMillerlSchulze 1976, 379). But jazz records by foreign performers and bands were also produced for the domestic and foreign markets and could be bought unhindered in Germany until the beginning of the war.

A renewed cultural-political attempt to “regain control on the terrain of dance music” (Eichstedt/Polster 1985, 88) followed shortly before the Stalingrad defeat (2.2.1943). By order of Goebbels, the “Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester” (DTU) was founded under Franz Grothe and Georg Haentzschel, whose orchestra was to play German light music, but was more strongly oriented towards American swing music. For this reason, in January 1944, on the Bamabas von Geczy and party member Willi Stech took over the direction on Goebbels‘ instructions. Swing and swing dancing were unstoppable, even during the war. “The majority of the German music public was in favor of ‚inferior‘ music, and this despite all educational efforts” (Prieberg 1982, 292). After the victorious end of the Western campaign (June 22, 1940), the dance bans imposed at the beginning of the war were the Soviet Union (22.6.1941), and the system endeavored to revive entertainment.

In order to keep the civilian population entertained, even after the proclamation of “total war” on February 18, 1943 by Goebbels in the Berlin Sportpalast with regard to dance entertainment tactics: Some orchestras had their playing permits withdrawn, while others were simultaneously granted at the same time.

In April 1944, Goebbels even pointed out the communicative significance of ballroom dancing. In view of the massive loss of human life, he worried about the survival of the Germans, because dancing was a good opportunity for young people to get to know each other

The soldiers on home leave were also more interested in entertainment rather than strict ideology. A Wehrmacht regulation therefore advised, soldiers who were enthusiastic about jazz should no longer be reprimanded (Lange 1966, 103). For the same reason, no action was taken against members of the air force. Famous for his 115 kills and Glenn Miller fan Werner Mölders is even said to have complained personally to Hitler personally about the boring radio program.

For socio-political and power-political reasons, the regime had to make concessions to the swing enthusiasm of broad sections of the population: The “apparatuses of power had to deal with a mass movement from the very beginning, before which they eventually had to capitulate” (Schäfer 1981, 136). Consequently anti-jazz campaigns failed to achieve their actual purpose among those they were intended to convert. The anti-jazz radio series “Vom Cakewalk zum Hot” from 1935 was shown in the winter of 1941/42, similar to the anti-American smear film “Around the Statue of Liberty”, because it gave jazz fans the opportunity to hear and see their idols legally.

And so it goes on and on about the swing youth, their hot clubs – very interesting excerpt


German Jazz 1940s