From Jazz over Films to Series about Jazz
Jazz for Films Series
– Wer denkt nicht an Der Fahrstuhl zum Schafott (Miles Davis) oder an Außer Atem (Martial Solal) oder an Bird von Clint Eastwood (Charlie Parker). An Round Midnight (Herbie Hancock)? Nehmen wir Anatomie of a Murder (Duke Ellington) oder Blow up (wieder Herbie Hancock), und staunen: eine fast hundert Jahre währende gemeinsame Geschichte, Film ohne Jazz – kaum denkbar. Schaust du in die Anfänge, den Stummfilm – du hast einen Rag im Ohr, einen Klaviersolisten, der Scott Joplin imitiert. Jazz und Film, ein alter Hut?
Wusstest du von den GIs, die als Militärkapelle den Jazz im 1. Weltkrieg nach Frankreich brachten? – Wusstest du vom alten Hut des Orson Welles, der das Leben von Louis Armstrong verfilmen wollte und kläglich scheiterte?
Dann hast du sicher auch von all diesen alten Hüten gehört:
Odds against Tomorrow : United Artist, 1959, Wikipedia
Musik von Odds Against Tomorrow ist ein Album des Modern Jazz Quartett von 1959. Es wurde auf United Artists Records veröffentlicht, dem Label, das zwei Jahre zuvor für ihre Filmsoundtracks gegründet wurde. Das Album ist auch heute noch in jeder Hinsicht aufregend und nur zu empfehlen, gerade auch oder trotz seines 22-köpfigen Orchesters.
Der Pianist John Lewis schrieb und arrangierte die Aufnahme. Es war dies das erste Mal, dass Lewis – angesichts früher 16-mm-Filmabzüge – entlang der Handlung komponierte, statt „eine Reihe von Einzelstücken“ zu liefern. Gunther Schuller, der das Orchester für die Original-Soundtrack-Aufnahmen organisierte, bemerkte: „Es kann seinen Zweck im Film erfüllen. Es kann aber auch als absolute Musik neben der ursprünglichen Situation stehen. “
Jazz for Films Series I CALLED HIM MORGAN
Eine interessante Jazz-Doku von denen, die das Wort Jazz nicht mehr ertragen, weil es ein old white Ausdruck sei für black people … von Kasper Colin über Lee Morgen oder von Bluenote zu B-Flat im letzten Atemstoß – die Frau Morgan also könnte Lees Mutter sein und … nun … ach, ich sehe, bei Universal haben sie es im Griff: Neue Serien bei Netflix vom Echo Film über Lee Morgan („I Called Him Morgan“) Prädikat absolut sauber. Außerdem im Programm: Jazzikone John Coltrane („Chasing Trane“) (bräsig), Miles Davis, sehenswert: („Birth Of The Cool“), absolut sehenswert: Nina Simone („What Happened, Miss Simone?“) Den hab ich noch offen: „Godfather Of Black Music“. Also schnell mal einen Geschenkgutschein Netflix eingelöst – und die nächste Coronawelle abgewartet.
Count Basie / Benny Carter : Die Musik von M Squad : RCA Victor, 1959
Wikipedia . Die Titelmusik für die erste Staffel wurde von Stanley Wilson komponiert, der 1959 den Grammy Award für das beste Soundtrack-Album und die Hintergrundpartitur von Film oder Fernsehen gewann. In der zweiten und dritten Staffel wurde das Thema von Count Basie Pop komponiert.
Ein Soundtrack-Album, Music from M Squad, mit Linernotes von Lee Marvin, wurde 1959 zur letzten Staffel der Show von RCA Victor Records veröffentlicht.
Herbie Hancock – Round Midnight 1986
Wikipedia Die Leidenschaft für den Jazz. Bertrand Tavernier widmete ihm 1986 den Film: „Um Mitternacht“ (Round Midnight – Herbie Hancock) . Er wurde 1987 mit dem César für den besten Klang und 1987 mit dem Oscar für die beste Musik ausgezeichnet. Der Film erinnert an das Leben des Saxophonisten Dexter Gordon und des Pianisten Bud Powell.
Saint Louis Blues
Black und Tan Fantasy
Beide Filme produzierte Dudley Murphy, der vor allem für seine Zusammenarbeit mit Fernand Léger im Kurzfilm Ballet Mécanique (1924) bekannt ist. Die Filme zeigen ein Verständnis für den Jazz, wie sie in der Form in den USA erst wieder erkennbar wird durch Clint Eastwood im Film Bird (1988).
Der dritte Kurzfilm in dieser Reihe ist von 1944, gedreht vom Albaner Gjon Mili, der in den zwanziger Jahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert war. Gjon Mili, Jammin the Blues. Die Filme galten lange Zeit als verschollen, inzwischen sind sie bei YouTube zu bestaunen!
Jazz for Films Series Von den Anfängen
… hatten wir: Jazz und Kino wurden ungefähr zur gleichen Zeit (Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts) in den Vereinigten Staaten geboren. Die wichtigsten Phasen in der Geschichte des Ragtime zu New Orleans Jazz zu Swing zu Bop zu Hard Bop verhalten sich reziprok zu Stummfilm zu erstem musikvertontem Film zu erstem Tonfilm zu Wechsel von Schwarzweiß zu Farbfilm . Sehr viele Überschneidungen des Jazz mit denen in der Geschichte des amerikanischen Films.
Die Jahre mit Louis Armstrong in der Spitze (1925-1930) gehen einher mit dem Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. In den 40er Jahren, die die zweite große Jazzrevolution (Be Bop) mit sich brachte, hat Hollywood eine tiefgreifende Veränderung seiner Ästhetik vollzogen. (Durch den Einfluss des Film Noir und der Psychologie seiner Zeit) Die Zeit der 50er Jahre und die Krise, die im Hollywood-System zu spüren war (Konkurrenz durch das Fernsehen) kann mit der Atemnot des Jazz verglichen werden – es brachen die Vulkane um John Coltrane und Miles Davis aus.
In den 60er, 70er Jahren der Free Jazz. Zu der Zeit ein Aufbruch Hollywoods mit den Ablegern des Protestfilms. Die Veränderungen in der Darstellung von amerikanischem Schwarz auf der Leinwand und die Entstehung neuer Codes für kulturelle Akzeptanz gehen einher mit der Entwicklung von Formen des Jazz, die im Widerstreit und im Widerspruch zu sich und ihrer Vergangenheit stehen.
So gesehen haben Jazz und Film, mit ihm das Musical, in der beide Formen zusammenfließen, in den Vereinigten Staaten bis auf wenige Ausnahmen (Leonard Bernstein West SIDE Story) nie zur Geltung gefunden. Sie führten zu einer Verunsicherung – wohl auch, weil der Jazz schwarz konnotiert war. Jazz from Jass (was französisch Parfüm ist – eine Les- und Interpretatiosart). Dem einher geht die Verruchtheit, das Dunkle, die Drogen, der Sex, der Straßenkampf.
Jazz for Films Series Elia Kazan Panic In The Streets
Elia Kazans Film Panic In The Streets aus dem Jahr 1950 ist ein Beispiel, wie Filmemacher Jazz-basierte Soundtracks verwendeten, um Atmosphäre und Dramatik zu erzeugen. Oder um ein Ambiente von sozialem oder magischem Realismus zu schaffen. In den 1950er Jahren das Fernsehen. Auf großen und kleinen Bildschirmen wird Jazz zum bevorzugten Medium für Projekte, die sich mit Kriminalität, Sex und Drogen befassen.
Bop und Hard Bop werden von Konservativen der weißen Gesellschaft als Synonym für verantwortungsloses Vergnügen angesehen, für moralische Verwerfungen. Hinzu kommt der weiße Rassismus eines kulturellen Establishments, das ganz eigenen Kunstvorstellungen und Ressentiments nachhängt. Heute diskutieren wir die Begriffe Distinktion, Segregation, Black Life Matters – merkst du den Wandel? Etwa in der Sprache?
Die Weigerung Hollywoods
Neben der Weigerung Der Studios Hollywoods, die Musik objektiv zu berücksichtigen, bleibt in der klassischen Periode des Hollywood-Kinos (von den 30er bis 60er Jahren) eine tendenziöse Verwendung mit stark rassistischer Konnotation des Jazz erkennbar. Paradoxerweise sind Jazz oder jazzige Musikformen in den Filmen der 30er, 40er und 50er Jahre nicht selten, erscheinen aber selten in Büchern oder Artikeln. Die Wahrnehmung des Jazz findet unterschwellig statt und weniger auf ästhetischer oder künstlerischer Ebene. Der Jazz hat in Hollywood noch keinen Platz im kommerziellen Kino, obwohl seine Welt durch Figuren wie Louis Armstrong und Duke Ellington mehr als verkörpert sind, wenn nicht sogar soeben erfunden wird.
Jazz for Films Series
Jazz für den Film tendiert dazu, Improvisationen auszublenden, es geht mehr um Atmosphäre, gute Melodien und Rhythmen. Hinzu kommen großformatige Orchester, das mag ohne Film oder Bild den einen oder anderen Herzschmerz erzeugen. Hier und da ein Medley, ein Intermezzo, eine Phrase, den Cut, den Blitz, den Effekt. Ein Aha-Erlebnis wird erst effektvoll, wenn das Publikum nicht auf ihn vorbereitet ist.
Als der Rock ’n‘ Roll Mitte der 1960er Jahre dem Rock Platz machte, hörten die Filmemacher auf, Jazz als Gütesiegel für eine progressive Kultur zu betrachten. Es wurden weiterhin großartige Filme und großartiges Fernsehen mit Jazz-Soundtracks gemacht, Hans Zimmer schlägt Duke Ellington, Bombast verdrängt den Swing. Das Drama gewinnt.
Miles Davis ‚Ascenseur Pour L’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott)
Mit der Nouvelle Vague lassen sich auch junge Filmemacher vom Jazz inspirieren. Die Musik verstärkt die Dramaturgie ihrer Charaktere. 1957 rief Louis Malle Miles Davis auf Tournee in Paris zum Soundtrack seines Films „Fahrstuhl zum Schafott“ an. Miles beobachtet die Filmsequenzen und improvisiert ein Thema über die Bilder, die über den Bildschirm laufen. Der Check-In erfolgt über Nacht. Miles Davis improvisiert über das Thema Aufzug, 1957. Die Wahl des jungen Regisseurs lässt viel Raum für Darsteller und Atmosphäre. Es hebt sich von anderen Produktionen der Zeit ab, die einen klassischeren und weniger dunklen Jazz bevorzugen.wurde 1959 zur letzten Staffel der Show von RCA Victor Records veröffentlicht.
Krzysztof Komeda : Cul-De-Sac / Knife in the water : Harkit, 2005
Roman Polanskis Noir-Meisterwerke Knife In The Water (1962) und Cul-De-Sac (1966) werden getragen von den Soundtracks der polnischen Jazzikone Krzysztof Komeda). Die Bezeichnung Ikone des polnischen Jazz ist dabei nicht übertrieben. Immerhin entdeckt er 1967 den Trompeter Tomasz Stanko. Beide Filme sind jenseits der moralischen Vorwürfe und Bedenken gegen Polanski großartig. Auch durch die Musik! Beide Tracks sind auf der abgebildetes Aufnahme zu hören.
Alain Goraguer : J’irai Cracher Sur Vos Tombes : Philips, 1959 (EP)
Die Aufnahme des Pianisten Alain Goraguer für Michel Gasts J’irai Cracher Sur Vos Tombes (Ich spucke auf deine Gräber) wurde mit einer rein französischen Band gemacht, bestehend aus dem Trompeter Roger Guerin, dem Flötisten Raymond Cuiot, dem Vibraphonisten Michel Hausser, dem Bassisten Pierre Michelot und dem Schlagzeuger Christian Garros. Die Arrangements folgen unmittelbar denen von John Lewis für das Modern Jazz Quartet. Basierend auf einem Roman des Jazzfanatikers Boris Vian war der Film in jeder Hinsicht ein Flop. Wikipedia: Vian hatte die Adaption bereits während der Produktion öffentlich angeprangert, nahm jedoch an der Premiere am 23. Juni 1959 teil. Ein paar Minuten nach Beginn der Vorführung stand er auf und begann, seine Unzufriedenheit mit dem Film herauszuschreien und brach dabei zusammen, er starb an einem plötzlichen Herztod auf dem Weg ins Krankenhaus. Musikbeispiel lässt sich hier einsehen: https://www.youtube.com/watch?v=7fwB2Gjwl1s
Dizzy Gillespie : The Cool World : Philips, 1964
Das Dokudrama The Cool World der unabhängigen Filmemacherin Shirley Clarke untersucht den Alltag der Mitglieder einer Straßenbande in Harlem. Tatsächliche Gangmitglieder waren Teil der Besetzung – „Hooker! Fuzz! Junk! Rumble!“ schrien die Plakate – der Film wurde von Filmkritikern als sozialer Realismus und auch als Kunstwerk der Fantasie gelobt. Soundtrack ist von Mal Waldron. Dizzy Gillespie leitet das Quintett mit James Moody an Saxophonen und Flöte und Kenny Barron am Klavier. George Kanzlers Rezension von 2009 in All About Jazz bringt es auf den Punkt: „Abwechselnd dunkel und launisch und berauschend lebhaft … eine der großartigen Jazz-Filmmusiken.“
Clint Eastwood Bird (CBS, 1988) Wikipedia
Marsalis, Ellington, Hancock, Mingus
Branford Marsalis Music From aus Mo ‚Better Blues (Columbia, 1990) Wikipedia
Duke Ellingtons Anatomy Of A Murder (Columbia, 1959) Wikipedia
Herbie Hancocks Blow-Up (MGM, 1966) Wikipedia
Charles Mingus : Shadow : Doxy, 2015
Quelle Soundohm: Eine Aufnahme mit Raritätensiegel – bei gepressten 500 Stück wird man sie wohl kaum irgendwo finden – John Cassavetes ‚1959er Film Shadows ist eine Studie über rassistische Einstellungen in New York City. Von den Kinos bei der Veröffentlichung hoch geschätzt, Aspekte davon sind im Jahr 2020 unangenehm anachronistisch – zwei der Hauptdarsteller sind weiß, verwenden jedoch Make-up und Sonnenlampen, um als schwarz dargestellt zu werden. Die Musik, die vom Bassisten Charles Mingus und dem Reed-Spieler Shafi Hadi geschrieben und 2015 schließlich in einer limitierten Vinyl-Edition veröffentlicht wurde. Die vier Tracks sind hochwertige Mingus Aufnahmen der damaligen Zeit. Neben Mingus und Hadi gehören die Pianisten Horace Parlan und Richard Wyands, die Saxophonisten John Handy und Booker Ervin, der Posaunist Willie Dennis und der Schlagzeuger Dannie Richmond zur Band.
Martial Solal : Ein Bout De Souffle (Außer Atem) : Die Soundtrack-Fabrik, 2017
Jean-Luc Godards Meisterwerk A Bout De Souffle (auch bekannt als Breathless – bei uns Außer Atem) aus dem Jahr 1960 ist der berühmteste der drei hier zitierten französischen Filme und enthält einen herausragenden Soundtrack des in Algier geborenen Pianisten Martial Solal.
Quelle : Hochschule der Medien : Die Filmmusik in „Außer Atem“ wird einerseits in eher klassischer Weise verwendet, zur Hervorhebung dramaturgisch wichtiger Szenen. Oft wird sie auch in genau gegensätzlicher Art und Weise verwendet, um den Zuschauer zu verwirren, in Szenen, in denen die Bilder und Musik nicht zueinander passen. Die Musik soll außerdem Gedanken und Gefühle der Charaktere von Michel und Patricia verdeutlichen. Bereits zu Anfang des Films wird das Leitmotiv für die Person „Michel“ eindringlich gespielt. Eine dissonante Kurzsequenz über einem Dur-Sept-Akkord, der die Widersprüchlichkeit, Verwirrtheit, Coolnis und Überschwänglichkeit von Michel anzeigen soll. Dies kurze Thema wird von Martial Solal von einzelnen Instrumenten (Piano, Vibraphon) oder im knalligen Jazz-Big-Band-Sound oftmals in Variation eingesetzt. Die Charakterisierung von Patricia erfolgt über Moll-Akkorde (manchmal geht das Thema von Moll nach Dur über).
Jean-Luc Godard
„Godard hatte keine Ahnung von der Musik, also war ich zum Glück völlig frei“, sagte Solal im Jahr 2010. „Er hat einmal gesagt: ‚Warum schreibst du es nicht einfach für einen Banjo-Spieler?‘ Ich dachte, er macht Witze, aber du kannst dir bei ihm nie sicher sein. Wie auch immer, ich habe eine Big Band und 30 Geigen mitgebracht. Ich habe selbst nie herausgefunden, ob es ihm gefällt, aber es scheint funktioniert zu haben. “ Der Trompeter Roger Guerin und der Vibraphonist Michel Hausser kehren mit Auszeichnung zurück.
Folgend die aufregende Zusammenstellung von Chris May auf Allaboutjazz:
Ein frühes Beispiel ist „Le Vampire“ von Jean Painlevé aus dem Jahr 1947. Ein Dokumentarfilm über Fledermäuse mit Musik von Duke Ellington.
Einige Jahre später, 1956, vertonte André Hodeir den Film von Jacques-Yves Cousteau „Around a reef“. Im gleichen Zeitfenster erlebt Frankreich eine Begeisterung für afroamerikanische Musik. Die wiederkehrenden Aufenthalte schwarzer Musiker in Europa erbringen eine Durchdringung des Kinos durch große Figuren des Jazz. Zu erwähnen: Jean Cocteau als Pionier. 1950 verwendet er Jazz im Soundtrack seines Films „Orphée“. Ab Minute 5:33 ertönen Boogie Klänge. Erst ab Stunde 1:20 wird es wieder laut. Trommelwirbel eines offensichtlichen Jazzdrummers künden Unruhe Aufstand und Revolte an.
Gegen Ende der 1950er Jahre bitten mehrere französische Regisseure um die Hilfe großer ausgewanderter Jazzmusiker: Thelonious Monk, Art Blakey & The Jazz Messengers und Miles Davis. Das Kino der Vereinigten Staaten dagegen ignorierte noch immer deren Talente.
Referenzen und Quellen:
https://www.filmmusik.uni-kiel.de/ | https://www.allaboutjazz.com/jazz-and-film-an-alternative-top-20-soundtrack-albums?width=1024 | Wikipedia
KANSAS CITY (USA 1996, Robert Altman) und verweise auf ein interessantes PDF der Filmhochschule Kiel
From Jazz over Films to Series about Jazz
Wieder die ach so Geschulten: es wäre besser, wäre es nicht so bräsig durch all die, die schon alles gesehen haben. Gefilmt durch die Handkamera. Wenn ich so lese, in der FAZ, wo mit viel Ressentiment (zu hohe Erwartung) an die Sache herangetreten wird und die ach so bekannte Bräsigkeit Stimme bekommt – es nur den einen Satz erlaubt: man muss Jazz schon sehr mögen – das baut auf ein verbreitetes Klischee, eine sich selbst einspeisendes Klischee vom Jazz. Es kann bedeuten, jetzt wird es kompliziert. Wo alles so einfach wäre, könnte man sich auf das Einfache einigen, hallo Jazz.
Warum so kompliziert – die Stimme scheint den Jazz weniger zu mögen – sie würde sonst nicht so vorurteilsgeladen und oberflächlich daherkommen. Sie würde auch mal auf gelungene Szenen einlassen: die Beisetzung Farids ist vorbei, das bräsige Beisetzungsritual spricht für die Tradition, nicht aber für Farid, sie wechseln ins Privathaus, da geht dann buchstäblich die Musik ab – mein Gott, und dröge sei der Plot. Aua. Was ein von oben herab. Ein vorurteilsfreies Betrachten, aus dem Helikopter.
Jazz for Films Series Eine Serie zum Hinhören
Etwas differenzierter geht es in der Zeit an die Sache ran, Eine Serie zum Hinhören – dort wird wenigstens von gezeichneten Figuren und Charakteren gesprochen – es schimmert auch etwas in Sachen künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten durch – immerhin: die Schauspieler können schauspielern, die Musiker musizieren, hier sind nämlich die Schauspieler Musiker bzw. sind die Musiker Schauspieler – das allein ist schon beachtlich!
Abschließend noch Generation Hab schon alles gesehen, mich lockt nur noch Weltuntergang: eine sterbenslangweilige Serie über Jazz – wenn Fragmentiertes und alles selbst Zusammensuchen spannender ist, immerhin: Der Artikel verweist auch auf Moonlight – in dem Andre Holland zu sehen war mit immerhin beachtlicher Filmmusik von Nicholas Britell.
Ich war schon begeisterter – bei weitem auch schon enttäuschter – das Unaufgeregte und die stimmige Zeichnung der Charaktere sind erst einmal genug. Dass der Jazz konventionell daherkommt, muss man hinnehmen. Es zucken die Leute ja schon beim Wort Jazz zusammen, sie glauben, es steht ein Räumkommando vor der Tür. Da, wo der Jazz sehr gefällig wird, auf der Party im Garten, gibt es wieder die, die vom Stuhl kippen, wenn sie nur ein Kontrabass zu Gesicht bekommen.
Und regen sich auf, wollen sich mit nicht arrangieren, das Leben ist zu kurz für einen schlechten Film, aber nicht mal zwei Minuten stillsitzen können wegen ein paar polyphoner oder glasklarer Trompetenstöße – drei Minuten Zuhören! Stell dir vor, du hast jemanden um dich herum, der nur die gewohnten Pfade austritt. Kannst gleich ums Ende bitten.
Multimediale Allesesser stoßen den Überdruss an Welt aus sich heraus – und wundern sich, dass nicht die Welt das Problem ist, sondern sie selbst. Ganz ohne Regie über den eigenen Ton über alles ihre Vorurteile ausschütten. Hauptsache Pizza.