1950s

German Jazz 1950s

German Jazz 1950s

Wikipedia Nachkriegsjahre und 1950er Jahre

Nachkriegszeit und 1950er Jahre

In der Nachkriegszeit waren viele Musikfans ebenso wie die Musiker nach knapp 20 Jahren Isolation sehr interessiert an den verpassten Bewegungen. In Jazzclubs spielten sich die Jazzliebhaber, noch bevor sie Konzerte organisieren konnten, gegenseitig wichtige Platten vor. Besonders in der amerikanischen, aber auch in der britischen und in der französischen Besatzungszone konnte sich der Nachkriegsjazz gut entwickeln. Berlin, Bremen und Frankfurt wurden Hochburgen des Jazz. Junge deutsche Musiker konnten in amerikanischen GI-Lokalitäten vor größerem Publikum auftreten. Jimmy Jungermann schuf bereits 1945 die erste deutsche Jazzsendung bei Radio München (später Bayerischer Rundfunk) und sendete zwischen 1947 und 1956 eine Jazzsendung mit großer Breitenwirkung, Mitternacht in München. Bald folgte der Südwestfunk mit Jazztime und der NWDR mit dem Jazz-Almanach; ab 1958 kam der NDR Jazzworkshop hinzu. Wenn auch das Radio eine große Bedeutung für die Rezeption des Jazz in Deutschland gespielt haben mag – Jazzmusik spielte keine allzu große Rolle im westdeutschen Radio: Damals wurden von den westdeutschen Rundfunksendern nur etwa 100 Sendeminuten pro Woche für Jazz aufgewandt; beispielsweise betrug im Südwestfunk der Anteil Jazzsendungen im Jahr 1957 nur 1,05 bis 1,02 Prozent.

In den 1950er Jahren entstanden in der alten Bundesrepublik nach dem Vorbild der Pariser Existenzialistenkeller in zahlreichen Städten Jazzkeller. Ab 1955 nahm die Zahl der Live-Konzerte in Westdeutschland deutlich zu, während die zuvor üblicheren Plattenabende weniger wurden. Die Deutsche Jazz Föderation führte eigene Tourneen durch.

Am 2. April 1951 gründete Erwin Lehn das Tanzorchester des Süddeutschen Rundfunks (SDR) in Stuttgart, das er bis 1992 leitete. Es entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit von einer Rundfunk-Kapelle zu einer modernen swingenden Big Band: Erwin Lehn und sein Südfunk-Tanzorchester. Mit Dieter Zimmerle und Wolfram Röhrig begründete Lehn 1955 für den SDR die Sendung Treffpunkt Jazz. Dort musizierte Lehn mit internationalen Jazz-Größen wie Miles Davis und Chet Baker. Neben der Band von Kurt Edelhagen beim Südwestfunk (SWF) wurde das Südfunk-Tanzorchester in den folgenden Jahren zu einer der führenden Swing-Big-Bands in der Bundesrepublik Deutschland. 1953 entdeckte Edelhagen in Baden-Baden Caterina Valente als Sängerin für seine Bigband.

Amerikanische Jazzmusiker konnte man in Westdeutschland bei den Jazz-at-the-Philharmonic-Konzerten und bei Konzertveranstaltungen in großen Sälen hören. In den Clubs spielten vorrangig einheimische Musiker; zur Hebung des Niveaus und zur kulturpolitischen Anerkennung wurden zunehmend Konzerttourneen durch die Deutsche Jazz Föderation (den Zusammenschluss der Clubs) organisiert. Bis Ende der 50er Jahre war die deutsche Jazz-Szene stark darauf fixiert, den amerikanischen Jazz zu imitieren und die verpasste Entwicklung nachzuholen. Allerdings gab es diesbezüglich ab 1954 in Westdeutschland erste sanfte Schritte der Loslösung vom musikalischen Vorbild. Dabei spielte das Quintett der Pianistin und Komponistin Jutta Hipp eine zentrale Rolle. Zu dieser Formation gehörten die Saxophonisten Emil Mangelsdorff und Joki Freund, der ebenfalls Kompositionen beisteuerte. Obwohl Hipps Musik stark an amerikanischen Vorbildern orientiert war, beeindruckte sie amerikanische Jazz-Kritiker wie Leonard Feather durch ihre souveränen und eigenständigen Darbietungen. Zu der Besonderheit ihrer Musik gehörte eine asymmetrische Melodieführung in den Improvisationen, deren Anfang und Ende an ungewöhnlichen Stellen platziert war.

Auf einer öffentlichen Veranstaltung im DDR-Ministerium für Post- und Fernmeldewesen versuchte die Interessengemeinschaft Jazz-Berlin am 11. Juni 1956 den Jazz in der DDR zu legitimieren. Unter anderem spielten die Saxophonisten Benny Mämpe (rechts) und Horst Deutschendorf.

Der rhythmisch akzentuierte und rhythmisch innovative Bebop hatte in Amerika bis Mitte der 50er seine Blütezeit. Mit ihm konnten sich die in der Bundesrepublik Deutschland tätigen Musiker wie Hans Koller, Jutta Hipp, Helmut Brandt oder auch die New Jazz Group Hannover nicht so richtig anfreunden, anders als mit dem in den 50er Jahren aktuelleren Cool Jazz. Der Cool Jazz, weniger explosiv, eher sanft und langsam, mit einem Schwerpunkt auf Bläsermelodien wurde, sowohl was das Zusammenspiel, als auch die Tongebung anbelangt, von den westdeutschen Musikern bevorzugt.

Der Frankfurter Soziologe Theodor W. Adorno kritisierte den Glauben der westdeutschen Jazzfans, sie hätten „den wahren Geist der Zeit gepachtet“. Er wies darauf hin, dass „der Jazz, auch in seinen raffinierteren Formen, … der leichten Musik“ angehöre. „Nur die Unsitte, aus allem und jedem eine hochtrabende Weltanschauung zu machen, vernebelt das in Deutschland und installiert ihn als … die Norm dessen, was gegen die musikalische Norm zu rebellieren wähnt.“

Seitens der DDR-Staatsführung wurde der Jazz aufgrund seiner US-amerikanischen Wurzeln immer skeptischer gesehen. Ende 1950 erhielt Heinz Kretzschmar mit seinem Tentett ein Berufsverbot, weil ihre Musikausübung kulturfeindlich wäre und die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährde. Karlheinz Drechsel wurde wegen seiner Vorliebe für den Jazz 1952 als Mitarbeiter des Rundfunks der DDR entlassen und konnte erst 1958 wieder Jazzsendungen gestalten. 1956 warnte Hanns Eisler vor „der hemmungslosen Jazzpropaganda des Westens“; er dürfe nicht zum Kult werden und das Hirn der Jugendlichen verkleistern. Peter Dittrich schuf im selben Jahr für den Eulenspiegel sein Wimmelbild „Der Jazz ist los“, in dem er die positiven Aspekte hervorhob. Der Gründer des Jazzkreises LeipzigReginald Rudorf, hielt gut besuchte Vorträge über Jazz ab, die auch die Kultur der USA beleuchteten. Doch sie wurden durch Störaktionen der Staatssicherheit unterbunden. Auch die Dresdner Interessengemeinschaft Jazz wurde 1957 im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den vom Regime als Spion verdächtigten Rudorf verboten.

Während die DDR-Tanzorchester weiterhin vereinzelt Swingnummern spielten, sah man von offizieller Seite den Modern Jazz, der sich kaum in die Tanzcombos integrieren ließ, kritisch. Er wurde später sogar von Andre Asriel als „snobistischer Jazz“ gebrandmarkt

1956 übersiedelte der Klarinettist Rolf Kühn nach Amerika und gastiert in New York mit Caterina Valente. Von 1958 bis 1962 wirkte Kühn im Orchester von Benny Goodman und als Solo-Klarinettist bei Tommy Dorsey. 1962 kehrte Rolf Kühn nach Westdeutschland zurück und spielte u. a. bei den German Allstars,
mit denen er auch für das Goethe-Institut quasi als deutscher „Kultur-Botschafter“ eine ausgedehnte Südamerika-Tournee unternimmt.

Wikipedia translated The 1950ties

Post-war period and 1950s


In the post-war period, after almost 20 years of isolation, many music fans and musicians alike were very interested in the movements they had missed. In jazz clubs, jazz lovers played important records to each other even before they could organize concerts. Post-war jazz developed particularly well in the American, but also in the British and French occupation zones. Berlin, Bremen and Frankfurt became strongholds of jazz. Young German musicians were able to perform in front of larger audiences in American GI venues. Jimmy Jungermann created the first German jazz program on Radio Munich (later Bayerischer Rundfunk) as early as 1945, and between 1947 and 1956 broadcast a jazz program with a wide appeal, Mitternacht in München. This was soon followed by Südwestfunk with Jazztime and NWDR with the Jazz-Almanach; the NDR Jazzworkshop was added in 1958. Although radio may have played a major role in the reception of jazz in Germany, jazz music did not play a major role on West German radio: at that time, West German radio stations only devoted around 100 minutes a week to jazz; on Südwestfunk, for example, the proportion of jazz programs in 1957 was only 1.05 to 1.02 percent.

In the 1950s, jazz cellars were set up in numerous cities in West Germany, following the example of the Parisian existentialist cellars. From 1955, the number of live concerts in West Germany increased significantly, while the previously more common record evenings became less frequent. The German Jazz Federation organized its own tours.

On April 2, 1951, Erwin Lehn founded the Süddeutscher Rundfunk (SDR) dance orchestra in Stuttgart, which he directed until 1992. Within a short space of time, it developed from a radio band into a modern swinging big band: Erwin Lehn and his Südfunk-Tanzorchester. Together with Dieter Zimmerle and Wolfram Röhrig, Lehn founded the program Treffpunkt Jazz for SDR in 1955. There, Lehn played with international jazz greats such as Miles Davis and Chet Baker. Alongside Kurt Edelhagen’s band at Südwestfunk (SWF), the Südfunk-Tanzorchester became one of the leading swing big bands in the Federal Republic of Germany in the following years. In 1953, Edelhagen discovered Caterina Valente as a singer for his big band in Baden-Baden.

American jazz musicians could be heard in West Germany at Jazz-at-the-Philharmonic concerts and at concerts in large halls. Primarily local musicians played in the clubs; concert tours were increasingly organized by the German Jazz Federation (the association of clubs) in order to raise the standard and gain cultural and political recognition. Until the end of the 1950s, the German jazz scene was strongly focused on imitating American jazz and catching up on the missed developments. However, from 1954 onwards, the first gentle steps were taken in West Germany to break away from the musical model. The quintet of pianist and composer Jutta Hipp played a central role in this. This formation included the saxophonists Emil Mangelsdorff and Joki Freund, who also contributed compositions. Although Hipp’s music was strongly oriented towards American models, she impressed American jazz critics such as Leonard Feather with her confident and independent performances. One of the special features of her music was an asymmetrical melodic line in the improvisations, the beginning and end of which were placed in unusual positions.

At a public event in the GDR Ministry of Post and Telecommunications on 11 June 1956, the Jazz-Berlin interest group attempted to legitimize jazz in the GDR. Saxophonists Benny Mämpe (right) and Horst Deutschendorf were among those playing.

The rhythmically accentuated and rhythmically innovative bebop had its heyday in America until the mid-50s. Musicians working in the Federal Republic of Germany such as Hans Koller, Jutta Hipp, Helmut Brandt and the New Jazz Group Hannover were not really able to get to grips with it, unlike cool jazz, which was more popular in the 1950s. Cool jazz, less explosive, more gentle and slow, with an emphasis on brass melodies, was preferred by the West German musicians, both in terms of the interplay and the tone.

The Frankfurt sociologist Theodor W. Adorno criticized the belief of West German jazz fans that they had “leased the true spirit of the times”. He pointed out that “jazz, even in its more refined forms, … belongs to light music”. “Only the bad habit of turning everything and everyone into a pompous world view obscures this in Germany and installs it as … the norm of that which thinks it is rebelling against the musical norm.”

The GDR state leadership became increasingly skeptical of jazz due to its American roots. At the end of 1950, Heinz Kretzschmar and his tentet were banned from their profession on the grounds that their musical practice was hostile to culture and endangered public order and security. Karlheinz Drechsel was dismissed as an employee of GDR radio in 1952 because of his fondness for jazz and was not able to make jazz broadcasts again until 1958. In 1956, Hanns Eisler warned against “the unrestrained jazz propaganda of the West”; it should not become a cult and gum up the brains of young people. In the same year, Peter Dittrich created his hidden object picture “Jazz is on the loose” for the Eulenspiegel, in which he emphasized the positive aspects. The founder of the Leipzig Jazz Circle, Reginald Rudorf, held well-attended lectures on jazz, which also shed light on the culture of the USA. However, they were prevented by disruptive actions by the State Security. The Dresden Jazz Interest Group was also banned in 1957 in connection with the trial of Rudorf, who was suspected of being a spy by the regime.

While the GDR dance orchestras continued to play the occasional swing number, the official side took a critical view of modern jazz, which could hardly be integrated into the dance combos. It was later even branded “snobbish jazz” by Andre Asriel

In 1956, clarinettist Rolf Kühn moved to America and made guest appearances in New York with Caterina Valente. From 1958 to 1962, Kühn played in Benny Goodman’s orchestra and as solo clarinettist with Tommy Dorsey. In 1962, Rolf Kühn returned to West Germany and played with the German Allstars, among others,
with whom he also undertook an extensive tour of South America for the Goethe Institute as a kind of German “cultural ambassador”.

Bubi Aderhold
(* 1924-2008), Saxophonist, Klarinettist, Flötist

Hau den Lucas
Kurt Edelhagen
Hau den Lucas
Kurt Edelhagen, Bubi Aderhold
Originalaufnahmen, 1950 – 1954

 Kurt Edelhagen
(* 1920-1982), Klarinette, Klavier, führender Big Band Leader

Caterina Valente
(* 1931-2024), Vocals

A Toast To The Girls (Expanded Edition)
Caterina Valente
A Toast To The Girls (Expanded Edition)
Caterina Valente
1958
Kurt Edelhagen Orchestra

Pepsi Auer
(* 1928-2013), Pianist und Vibraphonist

Tete Montoliu
(* 1933-1997), Piano

Presentando a Tete Montoliu
Tete Montoliu
Presentando a Tete Montoliu 1959
Tete Montoliu
Seit den frühen 1960er Jahren arbeitete er auch in Dänemark und in Deutschland. 1968 holte ihn Kurt Edelhagen für Aufnahmen mit seiner Bigband nach Köln.

Deutsches Jazzfestival 1954-1955
(* 1928-2013), Pianist und Vibraphonist

Deutsches Jazz Festival 1954-1955
Two Beat Stompers
Deutsches Jazz Festival 1954-1955
Two Beat Stompers
with Hugo Strasser
Kurt Edelhagen
Caterina Valente
Jutta Hipp
Paul Kuhn
Rolf Kuhn
Johannes Rediske
Heinz Schonberger
Helmut Brandt
Wolfgang Lauth
Erwion Lehn
Harald Banter
New Jazz Group Hannover

Erwin Lehn
(* 1919-2010), Pianist, Big Band

Alice Babs Meets Erwin Lehn & His Südfunk Tanzorchester
Alice Babs
Alice Babs Meets Erwin Lehn & His Südfunk Tanzorchester
Alice Babs
JazzHaus 2019, rec. 1952–1955

Erich Becht
(1926-2017) Pianist, Arrangeur

Trumpet Blues
Kurt Edelhagen
Trumpet Blues
Kurt Edelhagen

Erich Bechts Unisono Bop, Percussion Bop und Bolero Bop sollen Meilensteine der deutschen Big Band Komposition sein, ebenso Meilensteine: Die U-Musik von Becht für Catherina Valente, Bill Ramsey, Ralf Bendix, Eberhard Hertel, Heino und Marianne und Michael oder für Maria & Margot Hellwig

Ferenc Aszódy
(* 1929-2005), Trompeter ungarischer Herkunft, der sowohl im Jazz als auch in der Unterhaltungsmusik hervorgetreten ist. Er trat auch als Ferenc Aszodi auf.

Emil Mangelsdorff
(* 1925-2022), Saxophone, Flute

Early Discoveries
Albert Mangelsdorff
Early Discoveries
Albert Mangelsdorff
Mangelsdorff & Mangelsdorff: Early Discoveries (Aufnahmen 1953–63, Jazzhaus, ed. 2016)

Heinz Kretschmar
(* 1926-2015), Klarinette, Saxophone

Kunterbunt - Swing Band Music in a Happy Sound
Heinz Kretschmar
Kunterbunt – Swing Band Music in a Happy Sound
Heinz Kretschmar

Dieter Antritter
(* 1929-2015), Saxophonist, Bandleader | New Orleans Jazz

My Jazz Life
Dieter Antritter & Quartier Latin Jazz Band
My Jazz Life
Dieter Antritter & Quartier Latin Jazz Band
Founded 1952

Jutta Hipp
(* 1925-2003), Pianistin

At the Hickory House
Jutta Hipp, Ed Thigpen, Peter Ind
At the Hickory House
Jutta Hipp, Ed Thigpen, Peter Ind
1956

Hans Koller
(* 1921-2003), Saxophone

Hans Across the Sea, 1952-1955
Hans Koller
Hans Across the Sea, 1952-1955
Hans Koller

JAZZ in Deutschland 1947 – 61
Aus dem Amiga Archiv

JAZZ in Deutschland 1947 - 61
Various Artists
JAZZ in Deutschland 1947 – 61
Various Artists – RBT-Orchester, Rundfunkorchester Leipzig, Helmut Zacharias Quartett, Amiga-Star Band, Rundfunk-Tanzorchester Leipzig, Rex Stewart’s Hot Club Berlin, Heinz Becker Quintett, Tanzkapelle des Berliner Rundfunks, Helmut Weglinsky Quintett, Dresdner Tanzsinfoniker, Orchester Kurt Edelhagen, Kurt Hohenberger und seine Solisten, Bruno Klennert Quintett, Werner Pfüller Quintett, INgrid Werner, Rolf Kühn Quintett, Manfred Krug

Tanzorchester Leipzig
Radio Tanzorchester Leipzig

Rolf Kühn Streamline 1957
Rolf Kühn Quartet 1959

German Jazz – Nachkriegszeit und 1950er Jahre

German Jazz 1950s