Keith Jarrett Standards
Keith Jarrett Standards
Keith Jarrett (p), Gary Peacock (b), Jack DeJohnette (dr) Releases 1983, 1985 until tomorrow
Mehr als 20 Trio-Aufnahmen allein bei ECM seit 1983 – mit Jack DeJohnette und Gary Peacock – es gibt viele Möglichkeiten, sich Keith Jarrett zu nähern: über seine Solo-Aufnahmen, es sind die Köln Konzerte in einer Reihe zu nennen mit den Sun Bear Concerts in Japan (fast sieben Stunden Live) und den Concerts Bremen/Lausanne – es gibt das Frühwerk aus Zeiten vor ECM, es gibt das Repertoire der Klassik von Schostakowitsch, Bach und Händel, und eben: die Aufnahmen mit Jack DeJohnette und Gary Peacock – in erster Linie die Standards von 1983, auf die im Prinzip die gesamte Trio-Welt dieser drei Ausnahmemusiker aufbaut.
Es gibt weitere Möglichkeiten, sich ihm zu nähern: über seine Auftritte, seine Aura, seinen Ehrgeiz, es gibt genug zu berichten von seinen Bewunderern, seinen Neidern, es ist eine Geschichte der Flucht vor dem, was andere reden, es ist die Geschichte der Arroganz nicht etwa desjenigen, der auf der Bühne steht, sondern derjenigen, die in jeder Aufnahme immer gleich das Neueste erwarten – und selbst kaum liefern, aber andere unter Druck zu setzen verstehen – ein Lieblingsspiel in der Kulturrezeption.
Nur sagen darf es keiner, zu schnell ist das Spiel durchschaut und verliert seinen Reiz. Lass mir meinen Jarrett, sagen die einen, setzt ihn auf einen Thron, die anderen.
Auf einem Niveau, da niemand mehr versteht, zu rezipieren, zu interpretieren, Ausnahmeerscheinungen schenkt man Respekt insofern, als man nur auf ihre Fehler wartet, und wenn keine Fehler kommen, erfindet man sie. Kommen noch immer keine, setzt die Erwartungshaltung sich selbst eine Krone auf. Bis schließlich der Akteur, diesmal Keith Jarrett selbst, feststellt, er kann es nicht mehr, sie erwarteten Übermenschliches von ihm, sie bekamen Übermenschliches und schließlich war er leer, ausgebrannt und raus.
Hin und wieder meldete er sich zurück mit wiedergefunden Aufnahmen, i.d.R. Liveauftritte, ein unermesslicher Fundus an Live-Aufnahmen scheint vorzuliegen, man spricht von zwei Phasen des Nachlieferns, einmal in den Achtzigern, da es kein Jahr ohne eine Jarrett-Aufnahme gibt, ein zweites Mal ab der Jahrtausendwende, da all die Live-Aufnahmen zutage traten, meistens im Trio mit Peacock und DeJohnette.
Keith Jarrett und Jack DeJohnette kannten sich vom Spiel unter Charles Lloyd (1966) und unter Miles Davis (1970, 71), was sich bei Wikipedia liest wie die Zeit seines eigentlichen Durchbruchs – dort heißt es lapidar:
„Der Durchbruch jedoch gelang Jarrett als Mitglied der Jazzrockformationen von Miles Davis, wo er zwischen 1969 und 1971 vor allem E-Piano und Orgel spielte.“ Das liest sich bei Jazzcity dann so:
„Man wird lange nach einer Miles Davis-Band suchen müssen, die so wenig groovt wie diese hier (…)
Die Rhythmusgruppe kann mit Keith Jarrett wenig anfangen, als der in „Funky Tonk“ endlich in die Gänge kommt und tendenziell ein Feld betritt, auf dem er sich auch heute noch, am Flügel, bewegt.
Die mangelnde Interaktion ist hier quasi „mit Händen zu greifen“.
Man meint geradezu Jarrett´s viel-geäußerte Abscheu gegenüber elektro-akustischen Klangerzeugern zu hören, zu deren Einsatz Miles ihn gedrängt hatte. Mit Chick Corea bildete er ein tolles Team, aber allein am E-Piano ist der spätere große Pianist nicht zu erkennen.“ Zitat Jazzcity.
Das ganze Unglück (die Qual mit dem Elektrischen) lässt sich vielleicht auf Youtube am besten nachbetrachten:
Man kann sich Keith Jarrett auch über seine Erschöpfung ab 1996 nähern, ohne vom Anfang zu wissen, man kann von Höhepunkten sprechen in seinem Leben, vom Getriebensein und vom Katz- und Mausspiel oder vom Hase und dem Igel, wobei Jarrett immer schon vor allen da war, so wie Peter Rüedi bei fast jeder seiner Jarrett-Besprechungen abhebt, solange, bis die Metaphern selbst klingen wie knarzend, ledern oder quietschend holzig oder schwelgend bewaldet moosig.
Keith Jarrett, Jahrgang 1945 war schon berühmt, da spielte ich noch Fußball, und als er bei uns mit den Kölner Konzerten ums Eck kamen (1981), gab es sie schon sechs Jahre (1975) – da war Keith Jarrett gerade mal 30 Jahre alt und ich noch mit James Last beschäftigt. Die eigenen Eltern, gleiches Alter wie Keith Jarrett, wussten nichts von ihm, wie Jarrett kamen sie aus christlichem Milieu – umso erstaunlicher, als er mit 25 (auf dem Isle of Wight Tape wie ein Freak unter anderen Freaks wirkt mit gelber Jacke – es hört sich das Tape dennoch wie suchendes Stochern an – kaum Abstimmung, kaum Timing, ja, möchte sagen: steif und uninspiriert, auch Miles wirkt nicht zufrieden)
Insofern – sollte jeder Erfolg mit Miles Davis stehen oder fallen, es bereitete Miles Davis Keith Jarrett bestenfalls eine neue Bühne, ein neues Ding – das Unbehagen ist Jarrett anzusehen, Chick Corea scheint abgebrühter und lauernder.
Nach diesem man möchte sagen Gewaltakt mit Miles tourt Keith Jarrett überwiegend Solo – wird von Manfred Eicher zur Zusammenarbeit mit Jan Garbarek (sax), Palle Danielsson (b) und Jon Christenson (dr) gebracht, es entstehen die beiden Alben Belonging, 1974, My Song, 1978 – und eben all die Soloaufnahmen. Nehmen wir noch einen Satz aus Wikipedia: „Während der frühen 1970er Jahre arbeitete Jarrett aber auch mit anderen Musikern wie Freddie Hubbard, Airto Moreira, Kenny Wheeler (Gnu High, 1975) und Charlie Haden (Closeness) zusammen.“
Nehme als Fußnote noch einmal zur Kenntnis: „Keith Jarrett ist der älteste von fünf Söhnen einer christlich geprägten Familie.“ Das ließe sich ausweiten und interpretieren, ich nehme ebenso zur Kenntnis, ebenfalls aus christlich geprägter Familie: Es war nicht Usus, NEIN zu sagen zu jemandem, der dich um einen Gefallen bittet, das kannst du ihm nicht verwehren. (Fußnote)
Du brauchst kein Prophet zu sein, bei dem Programm ist es nahezu unausweichlich, das schafft kein Mensch. Und ehrliche Frage ausweichende Antwort : Hast du die Köln Konzerte jemals von vorn bis hinten durchgehört? Und ehrliche Frage, ausweichende Antwort, kennst du die Aufnahmen mit Freddie Hubbard und Airto Moreira und Kenny Wheeler. Und ehrliche Frage, ausweichende Antwort: Wusstest du, dass Ian Carr Schriftsteller war? Ian Carr, Keith Jarrett The Man and his Music 1991, im Internet-Archiv mit Account ausleihbar)
Keith Jarrett Standards
TRIOMUSIC
Wir stellen nun endlich aber das Werk mit Peacock und Jack DeJohnette ins Zentrum unserer Keith Jarrett Reminiszenz. Zu beiden Alben Standards Vol1 und Standards Vol 2 gibt es aufschlussreiche Wikipedia Artikel. Überschriften könnten lauten: In Freiheit trotz oder wegen Regelwerk; oder: Erkenntnis durch Tradition.
Im Allgemeinen wird den frühen 80iger Jahren mit dem Protagonisten Wynton Marsalis (Album von 1981) eine Abkehr vom elektronischen Experiment und der Fusion Musik unter Miles Davis oder Weather Report bescheinigt hin zu einer Rückbesinnung auf Konventionen klassischer Jazz-Modulation und Phrasierung, zurück zu beschwingteren Elementen und aber auch, so war zu fürchten, zurück in ein Korsett, da die Reihenfolgen klar sind und jeder einen Solopart zugesprochen bekommt, nach der kompositorische Struktur und Zuordnung als gesetzt gilt, es fehlt nur der alles zusammenhaltende Leader.
Und sicher: Keith Jarrett muss um das Risiko gewusst haben, war aber durch seine Zusammenarbeit mit Charlie Haden und Dewey Redmann in Bop-Be von 1977 oder seiner Zusammenarbeit mit Jan Garbarek und Palle Danielsson auf Belonging (1974) My Song (1978) längst auch in Komposition und Arrangement geschult und abgesichert, nicht anders ist es zu erklären, dass gleich mit Standard Vol 1 ein souveräner Umgang mit den Standards aus dem American Songbook gefunden wird, der sich nicht umsonst gleich mit Bill Evans messen ließ und ja, neue Standards setzte, die gleich auch ihresgleichen suchen.
Umso mehr, als das Trio mit jeder Folge-Aufnahme ganz eigene Standards schuf, setzte und praktizierte, sie galten und gelten nicht umsonst als die einflussreichsten Musiker über Jahre in diesem Set. Weniger erstaunt darf man sein, dass er seit 1996 gesundheitlich kaum mehr zu leisten imstande ist, was er sich grundsätzlich auf die Agenda geschrieben hat: vollkommen zu spielen.
Seine Leistung ist kaum zu ermessen, geschweige zu umkreisen, deutlich gemacht hat er mir: auch in den gesetzten Konventionen oder Standards entstehen Räume und Möglichkeiten und wenn man es so formulieren will: niemand beherrscht das ungezügelte und ungebremste Freispielen im Rahmen der Prägungen und Bestimmungen besser als Keith Jarrett selbst.
Keith Jarrett STANDARDS with Peacock DeJohnette
SOLO
Facing You, das Solo-Debut von Keith Jarrett, erschienen 1972, aufgenommen 1971, gleich auch seine erste eigene Aufnahme bei ECM. Das Album wurde in Oslo aufgenommen, einen Tag nach dem Konzert mit der Miles Davis Electric Jazz Band, für Bob Palmer war es „perhaps the best solo piano recording since Art Tatum left us.“ Es beginnt gleich stürmisch vielseitig mit kontrapunktisch geführter rechter zu linker Hand, im Wechsel der Themen.
In Ritooria ruht die Linke, sie gibt das Harmoniegerüst mit allerdings rein intuitiv gewählten chromatischen Akkordwechseln, die Rechte darf sich dem entgegenstemmen und frei erzählen. Der Erzählfluss der Rechten geht ins Ekstatische, während die Linke ruhige Akzente setzt – das wird deutlich in Lalene – in My Lady, My Child scheinen sich Rechte und Linke unmittelbar aufeinander zu beziehen, die ruhende Linke (My Lady?), die tänzelnde Rechte wie ein Kinderlied (My Child?).
Nehmen wir noch Starbright – ein gewaltig treibender Bass (linke Hand) setzt einem fingerfertigen Vogelflug (rechte Hand) mächtig zu, in Semblence schließlich spürst du so etwas wie erste Divergenz zwischen Inhalt, Form, Erzählung und Thema, was Keith mit Fingerfertigkeit und Tempo zu überspielen versucht, es ist hier der noch Junge und Stürmende und Drauflosimprovisierende zu hören. Gegenlesen kann man Jarretts Debut mit Art Tatum Over the Rainbow – (Discographie Art Tatum) – siehe gleichnamige Aufnahme aus 2000 – eine Bezugsgröße, die im Jarrett-Universum sicher ihren Platz hat.
zur weiteren Rezeption empfehle ich: Keith Jarrett – Facing You Klassikakzente | und Keith Jarrett’s Seminal Facing You Turns 50 im Downbeat
Fortan organisiert Manfred Eicher für Keith Jarrett in Europa eine Tournee durch 18 Städte, daraus leitet Eicher eine Dreier-LP ab, die Solo-Konzerte in Bremen und Lausanne, der Downbeat dazu: „Wenn das nicht die Musik für Jedermann ist, hat sich Jedermann verloren.“ Gleich auch wurde das Album vielfach zum Album des Jahres gekürt – der Durchbruch, möchte man glauben. Und findet seine Fortführung in den Köln Concert und den Sun Bear Concerts, ein 6 Stunden 42 Minuten Mitschnitt aus der Konzertreihe 8/14 (acht Konzerte innerhalb vierzehn Tage) in Tokyo 1976: Die Verkaufszahlen: Bremen/Lausanne an die 400.000 Stück, The Köln Concert: Vier Millionen.
Als Musik gleich Zeit war: die Aufnahmelängen
Bremen/Lausanne: 18:03, 45:09, 1:04:53 Köln Concert: 26:24, 15:01, 19:22, 7:00 Sun Bear Concerts: 44:24, 35:25, 39:01: 31:09, 36:03, 44:19, 40:40, 44:05 – zum Vergleich Brad Mehldau 10 Years Solo Live: Interstate Love Songs 17:03 oder Paranoid Android auf Live in Tokyo 19:30
THE EARLY JARRETT
Hinweise zu Keith Jarretts Schwierigkeiten mit dem Elektronischen im Jazz sind erwähnt und verbrieft, auch in seinen Interviews hörbar, ob es eine innere oder äußere Not mit dem Elektronischen war, bleibt spekulativ, was in all den Jazzbetrachtungen jeweils zu kurz kommt, ist der enorme Konkurrenzdruck unter Musikern, allein daran zu erkennen, wie wenig gegendert werden muss, was diese Zeit betrifft – da sind schlicht kaum Musikerinnen am Spiel beteiligt, (auch heute, Stand 2022, sind wir weit entfernt davon, einen Musikbegriff zu formen, der nicht über Klassifizierung und Höchstleistung kommt, sondern über Stimmigkeit – als Fußnote),
es ist dieser Jazz, ob tradiert oder menschlich eigentümlich, eine Hochleistungs- und Akrobatendisziplin, nicht erst seit Jarrett oder Corea, mit ihren Dominanzen von Davis bis Coltrane, es trifft sich die Creme de la Creme, heißt es, oder niemand spielt schneller als … und klar, wieder spekulativ:
wenn alle auf elektrisch machen, wieso nicht auf akustisch umschwenken
– das wäre vermutlich zu kurz gegriffen, jedoch: der damals junge Keith Jarrett stand im Ring mit den Großen des Jazz, das waren nicht irgendwelche Rebellen oder Boxing-Kids – es waren die besten ihrer Zeit, und dass auch sie irren können bisweilen, ist gut nachzuhören auf der Aufnahme von Freddie Hubbard, der tatsächlich Godfather in sein Repertoire aufnimmt und verniedlicht. Unter Nostalgie- und Kitschgesichtspunkten kann man es genießen, ja darüber schmunzeln, rein musiktheoretisch oder ästhetisch ist und bleibt es ein fehlerbehafteter Kunstgriff – ins Leere.
Anders verhält es sich mit Jarretts ersten eigenständigen Aufnahmen als Arrangeur und Komponist, das ist prüfbar auf Belonging und My Song – noch anders verhält es sich bei Kenny Wheeler, da darf er Sideman spielen und bekommt seine Solozeiten. Und erstaunlich: das klingt (Stand 1975), nach typischem ECM-Sound. Auch klingen die Vorgaben der Wheeler Aufnahme wie ein vorweggenommenes Aha für die kommenden Trio-Aufnahmen mit Peacock und DeJohnette. Der Einfluss Jack DeJohnettes könnte bei all den Betrachtungen durchaus noch an Wertigkeit zunehmen.
Die Airto Moreira Aufnahme ist ein folkloristischer und sambatauglicher Ausflug in die Trommelwelt des Airto Moreira mit reichlich aufgestocktem und alles verdoppelndem Material, drei Trompeten, drei Posaunen, zwei Keyboards, zwei Bässe, zwei Gitarren, man könnte sagen, genauso überdimensioniert wie der Sound an sich. Wie man an der Rezeption des Albums erkennen kann, bescheinigt man ihr eine erfolgreiche Kombination von Jazz, brasilianischem Rhythmus mit Fusion- und Funk-Elementen. Der Spaß dürfte bei den Musikern gewesen sein.
Ziehen wir noch den ganz frühen Keith Jarrett mit Art Blakey und Chales Lloyd zu Rate, scheint sich noch keine eigene Stimme zu zeigen – bei Blakey spielt ein Irgendwer Klavier, macht keine Fehler und triolt ein bisschen vor sich hin, immerhin: es springen auch ein paar Tasten, dieser Irgendwer ist 23 Jahre jung und greift bei Recuerdo beherzt in die Klaviersaiten, und hört hört: Chuck Mangione an der Trompete und am Saxophon Frank Mitchell, der keine 5 Jahre später umgebracht werden sollte als Teammitglied von Lee Morgan – der bekanntermaßen ebenfalls erschossen wurde – von seiner eigenen Frau.
Ebenfalls aus dem Jahr 1966 – Keith Jarrett mit Charles Lloyd: auch hier wieder Jack DeJohnette am Schlagwerk, Stück eins Autumn Sequence ist in Wirklichkeit Autumn Leaves mit ein bisschen Flöte aber gutem Drive, es ist dieser Trommler da im Hintergrund zum Zeitpunkt der Aufnahme auch gerade erst 24 Jahre alt. Auch hier hört man Jarrett (etwas zaghafter als mit Art Blakey) in die Saiten seines Klaviers greifen. (Höre auch: Ahmad Jamal Ansätze)
TEAMWORKS with Garbarek, Danielsson, Christensen
CLASSIC WORKS for examples …
Äußerste Vorsicht ist geboten, wenn Sensationen angekündigt werden, die sich auf legendäre Solokonzerte berufen und auch noch vom zauberhaft intonierten C-Dur-Beginn sprechen, die über eine rhythmische Brücke zum hymnischen D-Moll-Abschluss führt … also, ja. Dass es sich in Keith Jarrett um einen großartigen Musiker handelt, dürfte sich herumgesprochen haben, und dass nichts ist wie es scheint ebenso, aber Werbetexten schaue man lieber nicht so sehr auf die Buchstaben, sondern auf das, worüber sie so verzückt zu sein scheinen.
An dieser Stelle (nmz neue musikzeitung) konnte ich lesen, dass man Jarrett Unrecht tue, wenn man seine Klassik-Arbeiten nicht ebenso würdige wie seine Arbeit als Jazzpianist. Ein Artikel, der mich insofern verwirrt, als er bei den Bach’schen Interpretationen und Händel-Suiten über die Fugen von Shostakovich seinen Anfang nimmt, Jarretts Wechsel zwischen Cembalo und Klavier zu würdigen weiß, um dann doch bei einer Solo-Aufnahme (Radiance) anzukommen, eine in meinen Augen wiederum weniger klassische Aufnahme im Sinne Bachs oder Händels, sondern eine im Sinne des Solo-Repertoires von Keith Jarrett.
Nun gut, halten wir es mit Peter Rüedi: „Jazz ist nicht nur eine Art, Musik zu machen, er ist auch eine Art, Musik zu hören.“ (aus den Stolen Moments – in denen es sehr viele Besprechungen der Arbeit von Keith Jarrett zu erforschen gibt) – wir haben es schon oben zur Kenntnis genommen: Keith Jarrett aus christlich geprägtem Haus, und, das dürfte inzwischen auch geklärt sein, sein Klavierspiel kommt nicht aus dem Nichts, es ist dies wohl einer Prägung auch aus der Klassik geschuldet – und sicher: das lässt sich am besten abgleichen, als man es noch einmal rezitiert.
Back to the roots also nicht so sehr im Sinn eines Zurück zu den Wurzeln des Jazz im Ragtime oder Blues oder in seinem Grass-, Steppen- und Straßenbewusstsein, sondern zurück zu seinen europäischen Wurzeln, die unumstritten im Quintenzirkel und seiner zwölf Töne umfassenden Tonleiter liegen und im Johann Sebastian Bach und in Georg Friedrich Händel mehr Jazzimprovisation angelegt haben, als auf den ersten Blick vermutet werden kann. Und auch. Bei aller Ehrenrührigkeit und auch bei allem Anspruch nach Vollkommenheit in der Musik, es soll niemand die Leistung Jarretts schmälern wollen oder dürfen, nur weil er sich plötzlich mit den Glenn Goulds oder Adolph Brendels unserer Zeit anlegt.
Sind solche Türen allerdings erst einmal geöffnet, kann es zu Kollisionen kommen und starkem Gegenwind, an dem Spiel wollen wir uns nun nicht auch noch beteiligen, sondern es allen freistellen, sich an der Arbeit Jarretts an Shostakovich, Bach und Händel ebenfalls abzuarbeiten, es kann bestenfalls bei einem Versuch bleiben, sich dem zu nähern, für mein Empfinden ist der Maßstab an Bachs Goldberg Variationen durch Glenn Gould sehr hoch angelegt, auch die Suiten Händels hat er behandelt, wie es eben nur Gould konnte, da bleiben wahrscheinlich für den, der mit dem Jazzklavier daherkommt, erstmal nur Fleißnoten zu vergeben.
Glenn Gould ist ein unübertroffener Pianist aus vielen Gründen, sicherlich, ihn trifft man nie an einer einzigen Stelle oder in einer sich wiederholenden Redundanz, im Gegenteil, er variiert, wo andere stillstehen, er spielt fingerleicht, wo andere das Klavier verprügeln, er nimmt Tempi als Barometer für Wechsel und Warten und In Spannung bringen, da ist erst einmal ein hohes Maß an Raffinesse, Technik und Weichgezeichnetem wider hartem Anschlag, unübertroffen – insofern gebe ich den Stab an Keith Jarrett wieder zurück, als er der Glenn Gould des Jazz war und ist, aber umgekehrt ist der Platz für Bach und Beethoven von Glenn Gould besetzt.
Und: muss ich mir denn ein X vor ein U herbei schreiben – wir belassen es bei der Begeisterung für Jazz in seiner Unvollkommenheit und erwarten auch von der Interpretation der klassischen Module keine Vollkommenheit, lieber nicht. Wir müssen schließlich jeden Tag zur Kenntnis nehmen, dass ein richtig geführtes Leben im Falschen alles andere als richtig geführt ist. Erstrecht, nachdem die Einsicht über die eigenen Grenzen ebenso im Türrahmen steht und wie Salieri wirkt, der dem jungen Mozart noch sein letztes Wunderwerk aus den Fingern saugt. Wir hatten es, der Spott ist eh bei denen, die alles besser wissen und können, obwohl sie täglich beweisen, wie unfertig, unwohl oder unvollkommen sie selbst sind.
Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards
Kompensation Works against the Crisis
Referenzen: Wikipedia | John Kehlman auf Allaboutjazz 2008 zu Settings Standards, New York Sessions (das sind die ersten drei Alben Standards 1, Standards 2 und Changes – sie produzierten im New Yorker Studio in zwei Tagen so viel Material, es reichte für drei Alben. A Film Review by John Kelman 2008 on Allaboutjazz | Discographie ECMRECORDS | Peter Rüedi Stolen Moments | 10 Essential Albums For Every Record Collection by Jazzfuel
English Version
More than 20 trio recordings on ECM alone since 1983 – with Jack DeJohnette and Gary Peacock – there are many ways to approach Keith Jarrett: via his solo recordings, the Cologne concerts in a row with the Sun Bear Concerts in Japan (almost Seven Hours Live) and the Concerts Bremen/Lausanne – there is the early work from times before ECM, there is the classical repertoire of Shostakovich, Bach and Handel, and just: the recordings with Jack DeJohnette and Gary Peacock – primarily the standards from 1983, on which in principle the entire trio world of these three exceptional musicians is built.
There are other ways to approach him: about his performances, his aura, his ambition, there is enough to tell about his admirers, his enviers, it is a story of escape from what others talk about, it is the story of arrogance not of the one who is on stage, but of those who always expect the latest in every recording – and hardly deliver themselves, but know how to put others under pressure – a favorite game in cultural reception.
Only no one is allowed to say it, too quickly the game is seen through and loses its charm. Let me have my Jarrett, some say, put him on a throne, others.
At a level where no one understands how to receive, how to interpret, exceptional phenomena are given respect insofar as one only waits for their mistakes, and if no mistakes come, one invents them. If still none come, the expectation puts a crown on itself. Until finally the actor, this time Keith Jarrett himself, realizes he can’t do it anymore, they expected superhuman things from him, they got superhuman things and finally he was empty, burnt out and out.
Now and then he came back with recovered recordings, usually live performances, an immeasurable fund of live recordings seems to be available, one speaks of two phases of resupply, once in the eighties, since there is no year without a Jarrett recording, a second time from the turn of the millennium, since all the live recordings came to light, mostly in a trio with Peacock and DeJohnette.
Keith Jarrett and Jack DeJohnette knew each other from playing under Charles Lloyd (1966) and under Miles Davis (1970, 71), which Wikipedia reads like the time of his actual breakthrough – it succinctly states:
„Jarrett’s breakthrough, however, came as a member of Miles Davis‘ jazz rock formations, where he played primarily electric piano and organ between 1969 and 1971.“ Jazzcity then reads it like this:
„One will have to search a long time for a Miles Davis band that grooves as little as this one (…).
The rhythm section can do little with Keith Jarrett when he finally gets going in „Funky Tonk“ and tends to enter a field in which he still moves today, on the grand piano.
The lack of interaction here is virtually „palpable“.
One can almost hear Jarrett’s much-expressed disgust with electro-acoustic sound generators, which Miles had urged him to use. With Chick Corea he formed a great team, but on electric piano alone the later great pianist is not recognizable.“ Quote Jazzcity.
The whole misfortune (the agony with the electric) is perhaps best re-watched on Youtube:
One can also approach Keith Jarrett about his exhaustion from 1997 on, without knowing about the beginning, one can talk about highlights in his life, about being driven and about the cat and mouse game or about the rabbit and the hedgehog, whereby Jarrett was always there before everyone, just as Peter Rüedi takes off in almost every one of his Jarrett reviews, until the metaphors themselves sound like creaking, leathery or squeaky woody or indulgently woody mossy.
Keith Jarrett, born in 1945, was already famous when I was still playing soccer, and when he came around the corner with the Cologne concerts (1981), they had already been around for six years (1975) – at that time Keith Jarrett was only 30 years old and I was still busy with James Last.
His own parents, same age as Keith Jarrett, knew nothing about him, like Jarrett they came from a Christian milieu – all the more astonishing, when he with 25 (on the Isle of Wight tape seems like a freak among other freaks with a yellow jacket – nevertheless the tape sounds like searching poking – hardly tuning, hardly timing, yes, would like to say: stiff and uninspired, also Miles does not seem satisfied).
In this respect – every success with Miles Davis should stand or fall, it prepared Miles Davis Keith Jarrett at best a new stage, a new thing – the discomfort is to be seen Jarrett, Chick Corea seems more hardened and more lurking.
After this one would like to say act of violence with Miles, Keith Jarrett tours mostly solo – is brought by Manfred Eicher to work with Jan Garbarek (sax), Palle Danielsson (b) and Jon Christenson (dr), the two albums Belonging, 1974, My Song, 1978 – and just all the solo recordings. Let’s take another sentence from Wikipedia: „During the early 1970s, however, Jarrett also collaborated with other musicians such as Freddie Hubbard, Airto Moreira, Kenny Wheeler (Gnu High, 1975) and Charlie Haden (Closeness).
Note again as a footnote: „Keith Jarrett is the eldest of five sons in a Christian-based family.“ This could be expanded and interpreted, I take note as well, also from a Christian based family: it was not the custom to say NO, you can’t refuse a favor to someone who asks you for it. (footnote)
You don’t need to be a prophet, with the program it’s almost inevitable, no human can do it. And honest question evasive answer : Have you ever listened to the Cologne concerts from front to back? And honest question, evasive answer, do you know the recordings with Freddie Hubbard and Airto Moreira and Kenny Wheeler. And honest question, evasive answer, did you know Ian Carr was a writer? Ian Carr, Keith Jarrett The Man and his Music 1991, borrowable from the Internet Archive with account).
STANDARDS TRIOMUSIC
But we finally put the work with Peacock and Jack DeJohnette in the center of our Keith Jarrett reminiscence. There are informative Wikipedia articles on both the Standards 1 and Standards 2 albums. Headings might read: In freedom despite or because of rules; or: Knowledge through tradition.
In general, the early 80s with the protagonist Wynton Marsalis (album from 1981) is said to be a departure from electronic experimentation and fusion music under Miles Davis or Weather Report to a return to conventions of classical jazz modulation and phrasing, back to more upbeat elements and also, so it was to be feared, back into a corset, since the sequences are clear and everyone is awarded a solo part, according to the compositional structure and assignment is considered set, only the leader holding everything together is missing.
And certainly: Keith Jarrett must have known about the risk, but he had long been trained and secured in composition and arrangement through his collaboration with Charlie Haden and Dewey Redmann in Bop-Be from 1977 or his collaboration with Jan Garbarek and Palle Danielsson on Belonging (1974) My Song (1978). There is no other way to explain that right from Standard 1 a sovereign handling of the standards from the American Songbook is found, which was not for nothing immediately measured with Bill Evans and yes, set new standards that are unparalleled.
All the more, as the trio created, set and practiced their very own standards with each subsequent recording, they were and are not without reason considered the most influential musicians over the years in this set. One may be less surprised that since 1996 he has hardly been able to perform what he had basically written on his agenda: to play perfectly.
His achievement can hardly be measured, let alone circumscribed, he has made clear to me: even in the set conventions or standards, spaces and possibilities arise and if you want to put it this way: no one masters the unbridled and unrestrained free playing within the framework of imprints and regulations better than Keith Jarrett himself
References: Wikipedia | John Kehlman on Allaboutjazz 2008 on Settings Standards, New York Sessions (these are the first three albums Standards 1, Standards 2 and Changes – they produced so much material in two days in the New York studio, it was enough for three albums. A Film Review by John Kelman 2008 on Allaboutjazz | Jazz-Fun Keith Jarrett | Discography ECMRECORDS
SOLO
Facing You, Keith Jarrett’s solo debut, was released in 1972, recorded in 1971, also his first solo recording on ECM. The album was recorded in Oslo, one day after the concert with the Miles Davis Electric Jazz Band, for Bob Palmer it was „perhaps the best solo piano recording since Art Tatum left us.“ It begins stormily versatile right away with contrapuntal right hand to left hand, alternating themes.
In Ritooria, the left hand rests, providing the harmonic framework with chromatic chord changes, albeit chosen purely intuitively, while the right hand is allowed to oppose it and narrate freely. The narrative flow of the right goes into the ecstatic, while the left sets calm accents – this becomes clear in Lalene – in My Lady, My Child right and left seem to relate directly to each other, the resting left (My Lady?), the dancing right like a children’s song (My Child?).
Let’s take Starbright – a mighty driving bass (left hand) puts a mighty strain on a dexterous bird flight (right hand), in Semblence finally you feel something like a first divergence between content, form, narration and theme, which Keith tries to cover up with dexterity and tempo, here you can hear the still young and storming and improvising without restraint. You can counter-read Jarrett’s debut with Art Tatum Over the Rainbow – (Discography Art Tatum) – see the recording of the same name from 2000 – a reference point that certainly has its place in the Jarrett universe.
for further reception I recommend: Keith Jarrett – Facing You Klassikakzente | and Keith Jarrett’s Seminal Facing You Turns 50 in Downbeat
From then on, Manfred Eicher organized a tour of 18 cities in Europe for Keith Jarrett, from which Eicher derived a three LP, the solo concerts in Bremen and Lausanne, the downbeat to it: „If this is not the music for everyone, everyone has lost himself.“ Immediately also the album was chosen many times as album of the year – the breakthrough, one would like to believe. And finds its continuation in the Cologne Concert and the Sun Bear Concerts, a 6 hours 42 minutes recording from the concert series 8/14 (eight concerts within a fortnight) in Tokyo 1976: The sales figures: Bremen/Lausanne close to 400,000 copies, The Köln Concert: four million.
When music equaled time: the recording lengths
Bremen/Lausanne: 18:03, 45:09, 1:04:53 Köln Concert: 26:24, 15:01, 19:22, 7:00 Sun Bear Concerts: 44:24, 35:25, 39:01: 31:09, 36:03, 44:19, 40:40, 44:05 – zum Vergleich Brad Mehldau 10 Years Solo Live: Interstate Love Songs 17:03 oder Paranoid Android auf Live in Tokyo 19:30
THE EARLY JARRETT
References to Keith Jarrett’s difficulties with the electronic in jazz are mentioned and attested, also audible in his interviews, whether it was an inner or outer distress with the electronic, remains speculative, what comes too short in all the jazz considerations in each case, is the enormous competitive pressure among musicians, just to see how little counter-gendering is necessary, as far as this time is concerned – there are simply hardly any female musicians involved, (even today, as of 2022, we are far away from forming a concept of music that does not come via classification and top performance, but via coherence – as a footnote),
it is this, whether handed down or humanly peculiar, jazz is a high performance and acrobatic discipline, not only since Jarrett or Corea, with their dominances from Davis over Coltrane, it meets the crème de la crème, it is said, or no one plays faster than … and sure, again speculative:
if everyone is going electric, why not switch to acoustic?that would probably be too short-sighted, but: the then young Keith Jarrett was in the ring with the greats of jazz, they were not some rebels or boxing kids – they were the best of their time, and that even they can be wrong sometimes can be heard well on the recording of Freddie Hubbard, who actually includes Godfather in his repertoire and belittles it. From the point of view of nostalgia and kitsch, one can enjoy it, even smile about it, but from a purely music-theoretical or aesthetic point of view, it is and remains a flawed artifice – into the void.
It’s different with Jarrett’s first independent recordings as arranger and composer, that can be checked on Belonging and My Song – it’s even different with Kenny Wheeler, there he is allowed to play sideman and gets his solo times. And amazing: this sounds (as of 1975), like typical ECM sound. Also, the specifications of the Wheeler recording sound like an anticipated aha for the upcoming trio recordings with Peacock and DeJohnette. The influence of Jack DeJohnette may well increase in value with all the considerations.
The Airto Moreira recording is a folky and sambatic excursion into the drumming world of Airto Moreira with plenty of spiked and all doubling material, three trumpets, three trombones, two keyboards, two basses, two guitars, one could say as oversized as the sound itself. As can be seen from the reception of the album, it is certified a successful combination of jazz, Brazilian rhythm with fusion and funk elements. The fun should have been with the musicians.
If we still consult the very early Keith Jarrett with Art Blakey and Chales Lloyd, no own voice seems to show up yet – with Blakey a somebody plays the piano, doesn’t make any mistakes and triols a bit in front of himself, after all: there are also a few keys jumping, this somebody is 23 years young and takes hold of the piano strings in Recuerdo, and hears: Chuck Mangione on trumpet and on saxophone Frank Mitchell, who should be killed less than 5 years later as a team member of Lee Morgan – who as is known was also shot – by his own wife.
Also from 1966 – Keith Jarrett with Charles Lloyd: again Jack DeJohnette on drums, track one Autumn Sequence is actually Autumn Leaves with a bit of flute but good drive, it’s this drummer there in the background at the time of recording also just 24 years old. Also here you can hear Jarrett (a bit more tentatively than with Art Blakey) digging into the strings of his piano. (Listen also: Ahmad Jamal Approaches)
Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards
CLASSIC WORKS for examples …
Extreme caution is advised when sensations are announced that refer to legendary solo concerts and also speak of the magically intoned C major beginning, which leads over a rhythmic bridge to the hymn-like D minor conclusion … so, yes. That Keith Jarrett is a great musician should have become common knowledge, and that nothing is as it seems just as well, but advertising texts better not look so much at the letters, but at what they seem to be so enraptured about.
In this place (nmz neue musikzeitung) I could read that one would be doing Jarrett an injustice if one did not appreciate his classical works as much as his work as a jazz pianist. An article that confuses me insofar as it starts with Bach’s Interpreations and Handel Suites on Shostakovich’s fugues, appreciates Jarrett’s alternation between harpsichord and piano, and then arrives at a solo recording (Radiance), again in my eyes not so much a classical recording in the sense of Bach or Handel, but one in the sense of Keith Jarrett’s solo repertoire.
Well, let’s keep it with Peter Rüedi: „Jazz is not only a way of making music, it is also a way of listening to music.“ (from Stolen Moments – in which there are a great many reviews of Keith Jarrett’s work to explore) – we’ve already noted it above: Keith Jarrett comes from a Christian background, and, this should be clarified by now, his piano playing does not come out of nowhere, it is probably due to an imprint also from classical music – and certainly: this can best be matched when reciting it again.
Back to the roots, then, not so much in the sense of a return to the roots of jazz in ragtime or blues or in its grass, steppe and street consciousness, but back to its European roots, which indisputably lie in the circle of fifths and its twelve-note scale, and in Johann Sebastian Bach and in George Frideric Handel have more jazz improvisation laid out than might be assumed at first glance. And also. With all due respect and also with all claims to perfection in music, no one should want or be allowed to belittle Jarrett’s achievement just because he suddenly finds himself up against the Glenn Goulds or Adolph Brendels of our time.
Once such doors are opened, however, there can be collisions and a strong headwind. We do not want to participate in this game now, but leave it up to everyone to also work off Jarrett’s work on Shostakovich, Bach and Handel; at best, it can remain an attempt, For me, the standard of Bach’s Goldberg Variations is set very high by Glenn Gould, and he also treated Handel’s suites as only Gould could, so for those who come along with the jazz piano, there are probably only dull marks to be awarded for the time being.
Glenn Gould is an unsurpassed pianist for many reasons, certainly, you never meet him in a single place or in a repetitive redundancy, on the contrary, he varies where others stand still, he plays finger-light where others beat up the piano, he takes tempi as a barometer for change and waiting and bringing into tension, there is first of all a high degree of refinement, technique and soft against hard touch, unsurpassed – in this respect I give the baton back to Keith Jarrett, as he was and is the Glenn Gould of jazz, but conversely the place for Bach and Beethoven is occupied by Glenn Gould.
And: do I have to put an X in front of a U – we leave it at the enthusiasm for jazz in its imperfection and do not expect perfection from the interpretation of the classical modules either, rather not. After all, we have to take note every day that a correctly led life in the wrong is anything but correctly led.
All the more so after the insight about one’s own limitations is just as much in the doorway and acts like Salieri, who is still sucking his last miracle work out of the fingers of the young Mozart. We had it, the mockery is anyway with those who know and can everything better, although they prove daily how unfinished, unwell or imperfect they are themselves.
Vip Gold – the very important of Jazz
Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards * Keith Jarrett Standards
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