Favourites of Jazz 2021
Favourites of Jazz 2021
Ohne viele Worte zu verlieren – ein extrem starker Jahrgang. Hier vorgestellt ein kleiner Ausschnitt der Unzahl an Veröffentlichungen. Weitere aufsehenerregende Tracks in den anderen Abteilungen – nach Ländern aufgenommen.
Wie soll ich dieses Jahr gewinnbringend und komprimiert darstellen, kaum jemand wird ohne das Wort Pandemie darauf zu sprechen kommen, nach nunmehr fast zwei Jahren Dauergenöle, Gestöhne und kaum ein Tag vergeht, da man nicht auf Zahlen von Inzidenzen, Hospitalisierung oder gar von Sterbefällen hingewiesen wird.
Noch immer wage ich nur eingeschränkte Wege, meide öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte oder Theater oder Ausstellungen, verbringe die meiste Zeit vor dem Computer und stöhne ächze, krächze leise mit, wenn zum hundertsten Mal von Freiheitsentzug gesprochen wird, weil der Verdacht aufgekommen ist, es handle sich bei der Pandemie um eine Erfindung der High-Tech-Branche.
Ich ächze nicht etwa, weil an diesem Argument etwas stimmen könnte, sondern weil die, die sich ihrer Freiheit beraubt fühlen und Impfgegnerschaft den Mund reden, meine Freiheit ebenso einschränken und auch die der Veranstalter, der Musiker und Musikerinnen, der Theater und der Bühnen und der Museen.
Und sicher weiß ich auch, dass die Pandemie nun nicht allein jenen oder jenen in die Schuhe geschoben werden kann, es fällt aber auf, dass alle Mühe und Rede für die Katz ist, wenn zum hundertsten Mal Rechtfertigungsversuche strapaziert werden, sich selbst als unfrei zu bezeichnen, wo es alle betrifft und die Freiheit jedes Einzelnen eh da aufhört, wo die des anderen beginnt, das war schon immer so.
Interessant für unseren Kontext, dem der Musik, wäre nun, inwiefern sich Sound und Darstellung von künstlerischer Freiheit in der Musik in diesen Zeiten darstellen. Allenthalben hörst du von voreinander abgegrenzten Raumkapseln, andere verlegen sich aufs Duo, um keine zu großen Gruppen zu bilden, wieder andere müssen ihre Aufnahmen um einen corona-bedingten Ausfall ersetzen oder umstellen.
Nahezu unermesslich ist allein die Menge an eingespielten Aufnahmen, das zeichnete sich schon vor der Pandemie ab: es wird für Musiker und Musikerinnen nicht leichter, sich Gehör zu verschaffen und ihr Publikum zu finden. Im Gegenteil, mit Wegfall der Auftrittsmöglichkeiten eher schwieriger.
Dabei nun umso erstaunlicher, auf welch hohem Niveau, mit welch hohem Einsatz und mit welchem Gestaltungswillen trotzdem gespielt, ja musiziert wird.
An anderer Stelle habe ich dazu schon etwas geschrieben – ergänzen müsste man das noch um den Artikel Streamingportale – dort kommt ein bisschen Bewegung in die Sache. Deezer hatte zwar schon vor Jahren versprochen, eine Auszahlung an Künstler und Künstlerinnen nach gehörter Menge ihrer Stücke und Aufnahmen vorzunehmen, aber so weit ich das überblicke, bleibt es bis dato bei Absichtserklärungen.
Dafür springt nun Tidal in die Bresche und verspricht ab 2022 eine 10%ige Übermittlung von Künstlerhonoraren nach gestreamten Anteilen ihrer Musikerinnen. Das sollte auch dem Platzhirschen Spotify zu denken geben, ein Wechsel zu Tidal ist mehr als eine Überlegung wert.
Nach wie vor unschlagbar ist das Angebot von Bandcamp mit ihren monatlichen Freitagsrunden, da alle Einnahmen den Künstlern und Künstlerinnen zugute kommen. Das wird zwar für den einen oder anderen Nischenbewohner und dazu gehören nun mal Jazzerinnen erst recht, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeuten.
Und sicher werden sich schon einige mehrfach die Frage gestellt haben, warum sie nicht als Professorinnen auf die Welt gekommen sind mit gesichertem Einkommen. (Deswegen in dieser Sammlung nun überwiegend Aufnahmen, die auch auf Bandcamp zu finden sind. Da dürfen alle mit sich selbst abmachen, wie viel ihnen wert ist, was sie hören.)
Das erwähnt vor dem Hintergrund, dass eine wichtige Einnahmequelle, der Live-Auftritt, seit fast zwei Jahren weggebrochen ist. Ich kann auf etlichen Webseiten leere Kalender einsehen.
Da wünschen wir uns seitens Verantwortlicher aus Politik und Wirtschaft eine Trendumkehr, einen Richtungswechsel. Wir werden nicht umhin können, die großen Tortenstücke Kunst und Kultur noch einmal zu wenden und zu drehen und auch dafür zu sorgen, dass eine Nischenerscheinung wie Jazz oder experimentelle Musik nicht unter den Tisch fällt. Sehr dicke Bretter, die gebohrt werden müssen.
Auch sehr mühselig, das wieder und wieder auf die Tagesordnung zu heben. Nochmal bitte meinen Beitrag zu den Albums Review of Germany 2021, insbesondere das Tape von Till Brönner aus dem Jahr 2020 – ein Jahr her, Frage: hat es etwas gebracht, hat es geholfen, Frage an die Musiker: steht ihr untereinander im Kontakt? Wollt ihr euch das noch länger bieten lassen?
Ich wiederhole es noch einmal für all die Verantwortlichen, die von Verhältnismäßigkeit und Fairplay und Diversität und Vielfalt sprechen:
Inneren Ausgleich und innere Stabilität erreicht man auch mit Musik. Nur müssen die, die das jeden Tag aufs Neue inszenieren und aufstellen, dafür bezahlt werden, selbstredend. Das müsste man sich fürs nächste Jahr hinter die Ohren malen, damit wir dann doch im Frühling, im Sommer, im Herbst ein paar Live-Konzerte im für die Stadt so interessanten öffentlichen Raum, im Tiergarten, am Dom, an der Gedächtniskirche erleben
– wenn Fußball gespielt werden kann vor 50,000, warum nicht auch Musik vor 500 ? In dem Sinn.
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Ich wünsche allen friedliche Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr
Favourites of Jazz 2021
Gary Bartz, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammed – Gary Bartz JID006 – from Oakland, California – Gary Bartz (sax), Adrian Younge (comp), Ali Shaheed Muhammed (Dj)
Favourites of Jazz 2021 Gary Barts Bandcamp
Juni 2021
Tomoko Omura – Branches Vol.2 – from Brooklyn, New York – Pablo Menares (b), Jay Sawyer (dr), Jeff Miles (g), Glenn Zaleski (p), Tomoko Omura (vio)
Cover [Cover Art], Design – Trina Hines
Favourites of Jazz 2021 Tomoko Omura Bandcamp
Juli 2021
Daniel Herskedal – Harbour – from Oslo, Norway – Daniel Herskedal (tb), Eyolf Dale (p), Helge Andreas Norbakken (dr)
Favourites of Jazz 2021 Daniel Herskedal Bandcamp
August 2021
September 2021
Erkin Cavus & Reentko Dirks – Istanbul 1900 – from Dresden, Germany – Erkin Cavus (g), Reentko Dirks (g)
Favourites of Jazz 2021 Erkin Cavus Bandcamp
Oktober 2021
November 2021
Dezember 2021
Malcolm Jiyane Tree-O – Umdali – from Johannesburg, South Africa – Ayanda Zalekile (b), Brandon Ruiters (tr), Gontse Makhene (perc), Lungile Kunene (dr), Malcolm Jiyane Xorile (tromb), Nhlanhla Mahlangu (sax), Nkosinathi Mathunjwa (p), Tebogo Seitei (tr), Tubatsi Mpho Moloi (voc)
Favourites of Jazz 2021 Malcolm Jiyane Tree-O Bandcamp