Fearless Movement von Kamasi Washington

Kamasi Washington – Fearless Movement

Kamasi Washington – Fearless Movement

Kamasi Washington – Fearless Movement

Release 03.05.2024
Kamasi Washington – saxophone
Stephen Thundercat Bruner – bass
Brandon Coleman – keyboards, organ
Cameron Graves – piano
Mono/Poly – synthesizer
Dontae Winslow – trumpet
Ryan Porter – trombone
Terrace Martin – alto saxophone
Rickey Washington – flute
Woody Aplanalp – guitar, Joel Whitley – guitar
Miles Mosley – bass, Ben Williams – bass

Ronald Bruner Jr. – drums, Tony Austin – drums, Robert Miller – drums
Allakoi Peete – percussion, Kahlil Cummings – percussion, Carlos Niño – percussion
Taj Austin – vocals, Ras Austin – vocals, Patrice Quinn – vocals, Banchamlak Abegase – vocals, Henok Elias – vocals, George Clinton – vocals, D-Smoke – vocals, Dwight Trible – vocals
DJ Battlecat, Brandon Coleman, George Clinton, Bj the Chicago Kid, Andre 3000 (fl)

kamasiwashington.com | Wikipedia

„Jedes Stück eine Opulenz“

Zum ersten Mal scheint Washington daran interessiert zu sein, nicht nur große Gefühle wie Freude, Kampf und Transzendenz zu vermitteln, sondern auch so etwas wie Spaß – zweifellos genauso wichtig, aber vielleicht noch schwieriger zu vermitteln. Pitchfork

In seinen opulenten Stücken kann man mühelos zu den Wurzeln der Musik bei Heroen wie Charlie Parker, Sonny Rollins, John Coltrane oder Pharoah Sanders durchdringen. Peter Kemper FAZ

»Interstellar Peace« ist ein schöngeistiger Filmsoundtrack, während »Computer Love« in ironischen Zitaten nostalgischer Tropen schwelgt. In seinen besten Momenten ist »Fearless Movement« ein kühner Vorstoß in die menschliche Psyche. In seinen schlechtesten: gefälliger Jazz. Michael Zangerl Hhv.mag

Das ist spirituell aufgeladen und erhaben, es zeugt von Selbstbewusstsein, vor dem inneren Auge fahren silberne Überlandbusse von Ost nach West und erklären Los Angeles zur Hauptzone des amerikanischen Jazz, gekreuzt von der Nord Süd Achse New Orleans Chicago – du fragst dich, wie es kommt, dass all das so konform mit dem Geschmack weltweit zu gehen scheint und sich ebenso durchsetzt und verdrängt, was alles an den Nebenstraßen sichtbar werden will – Kamasi Washington als Master Universe im Kontext der Gestirne des Jazz – in welchem Kontext noch? Im Kontext des Expressiven etwa, im Kontext des Waghalsigen, oder etwa im Kontext der Experimentierfreudigen?

Oder doch nur im Kontext der angenehmen Soundkollagen, dem Etwas an Beat und Soul im permanenten Crescendo. Der Körper soll den Geist anfüllen mit Bewegung und eben jener Spiritualität, wie sie in Kalifornien möglich und erlaubt ist. Hierzulande landet man mit solchen Attitüden Abstriche in der B-Note und gerät leicht unter Kitschverdacht. Stell dir unsereins mit solchem Bombast vor – die Bühne dafür gibt es: [theater des westens am 13.11.2024]

Trotzdem gibt es scheinbar an der Aufnahme kein Vorbei, einfach weil es die anderen opulenten Werke schon gibt, man sich an Jazz als Opera oder Jazz als Große Bühne oder Jazz als stadionfüllendes Ereignis unter Kamasi Wahington gewöhnt haben will und es ihm zuschreiben, dass das Publikum sich wieder mehr für Jazz interessiert – diese Neugierwellen für Jazz kommen alle drei vier Jahre vor, mal ist Herbie Hancock dafür verantwortlich, mal Wynton Marsalis, jetzt wieder Kamasi Washington. Geben Sie mir noch einen Namen mit ähnlicher Wirktiefe. Das Publikum jedenfalls findet in ihnen einen Anker, versteht plötzlich was vom Jazz und kann auch folgen. Lässt sich bestürmen und überzeugen und mitreißen, da es Beat, Bass und Choralgefüge als Unterboden für ein bisschen Saxophon oder Posaunensolo gibt.

Das Interesse für Jazz gilt einzig und allein der eigenen Feierabendstimmung, dem epischen, dem kolossalen, dem orchestralen Raum, da im eigenen Körper kaum mehr Zwischenräume erkennbar sind, so überfrachtet von Zweidimensionalem, von Bildhaftem, von Mathematischem oder Psychologischem wie sie sind, da entsteht über den Jazz unter Kamasi Washington die Sehnsuchtsplatte Universum im eigenen Bauch. Er darf auffahren und spielen, was anderen zum Verhängnis würde – er darf das – alle anderen dürfen zuhören.

Bis der nächste Kamasi kommt mit noch einer Walze. Jazz ist wieder wer, opulent und mächtig, selbstbewusst und abendfüllend, einfach und nachvollziehbar und ganz im Bühnen- oder Rampenlicht oder im Breitwandformat oder im sich selbst prophezeienden Akkordhimmel, stundenlang. Wo die Innovation bleibt, fragt sich das abgeneigte Publikum und bedauert die Fülle in der Überfülle, die Unknappheit von Raum, die überbordenden Volumina mit Kraftwerksgetrommel im Bass wie im Schlagwerk – es war alles schon einmal da, denkt es, nur eben nicht wie Kamasi es macht. Ablesbar in den Bildkompositionen der Cover. Zentralperspektive und Pyramide. Es bricht Mythenbeladenes von Oben herein in die vom Realitätssinn ausgehungerten Seelen. Erhabenheit entsteht und so, als folgten auf magere fette Jahre. Was, unter uns, inkompatibel ist mit dem eigenen Zustand des Verharrens, der Geduld und der Ehrlichkeit meinetwegen.

Cum Ergo. Es ist Musik für die, die glauben, sie habe etwas mit Erzählung oder Epos zu tun. Ein Epos Herr Der Ringe sozusagen für Jazzfreunde. Es ist der Bombast wie großes Theater um ein eher kleines und beschauliches Stück vom Spaß an der Musik. Allein, wie mächtig er abgeht im Intro gleich Extro, was sich aber Prologue nennt.

Quasi ironisch wegweisend: entweder alle anderen Alben noch einmal oder vielleicht kommt da noch: etwas Neues. So gesehen : eine Schablone

Kamasi Washington (* 18. Februar 1981 in Los Angeles) ist ein US-amerikanischer Tenorsaxophonist. Er ist überwiegend im Jazz, aber auch in anderen Genres tätig und wirkt als Sideman und Arrangeur.

: Kamasi Washington The Sideman

young jazz giants

Young Jazz Giants
Young Jazz Giants 2004
 Stephen „Thundercat“ Bruner (Bass), dessen Bruder Ronald Bruner Jr. (Schlagzeug) und Cameron Graves (Piano)

gerald wilson
In My Time Gerald Wilson 2005
Jon Faddis, Eddie Henderson, Sean Jones, Jimmy Owens, Jeremy Pelt, Mike Rodriguez,
Luis Bonilla, Benny Powell, Dennis Wilson, Douglas Purviance, Jerry Dodgion, Steve Wilson, Dustin Cicero,
Ron Blake, Kamasi Washington, Gary Smulyan, Renee Rosnes, Russell Malone, Peter Washington, Lewis Nash

Chameleon Harvey Mason 2014
Ben Williams, Jimmy Haslip, Paul Jackson,  Kris Bowers, Mark de Clive-Lowe, Matthew Stevens, Guillaume Perret, Bill Summers, John Beasley, Kamasi Washington (tracks: 1,5, 10), Corey „CK“ King, Kris Bowers, Mark de Clive-Lowe, Guillaume Perret, Christian Scott, Chris Turner, Bill Summers



with Kendrick Lamar

with kendrick lamar
To Pimp A Butterfly Kendrick Lamar

Debut – Album

English Version

For the first time, Washington seems interested in conveying not just big feelings like joy, struggle, and transcendence, but also something like fun—just as important, no doubt, and perhaps even more difficult to get acrossPitchfork
In his opulent pieces, one can effortlessly penetrate to the roots of the music of heroes such as Charlie Parker, Sonny Rollins, John Coltrane or Pharoah Sanders. Peter Kemper FAZ

»Interstellar Peace« is an esthete movie soundtrack, while »Computer Love« indulges in ironic citations of nostalgic tropes. At its best, »Fearless Movement« is a defiant foray into the human psyche. At its worst: complaisant jazz. Michael Zangerl Hhv.mag

It is spiritually charged and sublime, it testifies to self-confidence, before your inner eye silver intercity buses drive from east to west and declare Los Angeles to be the main zone of American Jazz, crossed by the north-south axis New Orleans Chicago – you ask yourself, how is it that all of this seems to conform so conformably to global taste and that it also asserts itself and displaces everything that wants to be visible on the side streets – Kamasi Washington as Master Universe in the context of the stars of jazz – in what other context? In the context of the expressive, for example, in the context of the daring, or in the context of the experimental?

Or perhaps only in the context of the pleasant sound collages, that little bit of beat and soul in a permanent crescendo. The body should fill the mind with movement and the kind of spirituality that is possible and permitted in California. In our country (old-Europe), such attitudes land you in the B grade and easily come under suspicion of kitsch. Imagine us with such bombast – we simply don’t have the stage for it.

Nevertheless, there seems to be no getting around this recording, simply because the other opulent works already exist, people have become accustomed to jazz as opera or jazz as a big stage or jazz as a stadium-filling event under Kamasi Wahington and want to attribute it to him that the audience is becoming more interested in jazz again – these waves of curiosity for jazz occur every three to four years, sometimes Herbie Hancock is responsible for it, sometimes Wynton Marsalis, now Kamasi Washington again. Give me another name with a similar depth of impact. In any case, the audience finds an anchor in them, suddenly understands something about jazz and can follow. They allow themselves to be assaulted and convinced and clouded and carried away, as there is a beat, bass and choral structure as a base for a little saxophone or trombone solo.

The interest in jazz is solely in one’s own after-work mood, the epic, the colossal, the orchestral space, because there are hardly any recognizable spaces in one’s own body, so overloaded with the two-dimensional, the pictorial, the mathematical or the psychological as they are, jazz under Kamasi Washington creates the longing record universe in one’s own belly. He’s allowed to get up and play what would be the undoing of others – he can do that – everyone else can listen.

Until the next Kamasi comes along with another such roller. Jazz is back, opulent and powerful, self-confident and evening-filling, simple and comprehensible and completely in the stage light or spotlight or in widescreen format or in the self-proclaiming chord heaven, for hours on end. Where is the innovation, the averse audience wonders, regretting the abundance in the overabundance, the scarcity of space in the abundance, the exuberant volumes with powerhouse drumming in the bass and percussion – it’s all been there before, it thinks, just not the way Kamasi does it. This can be seen in the image compositions on the covers. Central perspective and pyramid. Myth-laden images burst in from above into souls starved of a sense of reality. Sublimity arises, as if lean, fat years were to follow. Which, between you and me, is incompatible with our own state of perseverance, patience and marital bliss.

Cum Ergo. It is music for those who believe it has something to do with narrative or epic. An epic Lord of the Rings for jazz lovers, so to speak. It is the bombast of grand theater around a rather small and contemplative piece of musical fun. Just how powerfully it goes off in the intro, Extro, which is called Prologue.