Jazz Albums September 2022
Jazz Albums September 2022 | 13.10.2022
Jazz im Netz – das scheint zum Antagonismus zu werden, Musik wird sich selbst zum Publikum, du wartest darauf, dass die Jazzliebhaberinnen sich zeigen und schielst in die Clubs – sie kennen sich und wollen unter sich bleiben.
Die Fülle der Neuerscheinungen steht im Unsichtbarkeitsverhältnis zu ihren Leuten, man möchte einen längeren Brief schreiben an die Monopolkommissionen: ob sie sich vorstellen können, eine Musikindustrie am Leben zu halten, die sich nur auf Big-Player konzentriert: ob sie den Marginalisierten auch andere Fenster eröffnen als die ihrer computergesteuerten Erfolgsmodelle: wie sich ein Umkehrverhältnis ergibt: dass, wenn alles nach sich angleichenden und erfolgversprechenden Modellen funktioniert, die Marginalisierung auf Selbstversorgung hinausläuft, als Abkehr hin zur eigenen familiären Welt.
In der sie sich kennen und unter sich bleiben.
Längeres Gespräch geführt über den Generationenwechsel, es gelte der Begriff Jazz als wenig ansprechend, der Begriff Jazz sei negativ konnotiert, er trage den Begriff ‚Abgrenzung‘ in sich, man spiele keinen Jazz, man mache Musik.
„Wir wissen es nicht, wollen es anders, wollen die Anerkennung für unsere Leistung, allein, es gibt kein Publikum für unsere Leistung, außer der üblichen Subventionsvorlagen. Überleg mal, wie man einen Club betreiben soll mit hochkarätiger Musik vor einem Publikum von dreißig oder vierzig Leuten jeden Abend, wenn es so viele wären.“
Wo ist das Publikum? Es steckt unterm Kopfhörer, es leistet sich Streaming-Alleinsein, es sucht sich im Netz Anker und Fixpunkt, jeden Tag ein neuer Name lässt sich übersetzen mit: es bleiben alle für sich.
Dem entgegenwirkende Initiativen gibt es, im Kurs derzeit Woman in Jazz oder Mothers in Jazz, es bleibt zu hoffen, dass das keine vorübergehende Mode bleibt, sondern nachhaltig wirkt: hervorzuheben für unsere Breiten ist eine Initiative von Jacek Brun und Nicole Johänntgen: Jazzwomannetwork.com – eine Website, in der sich Musikerinnen zeigen können mit eigenem Programm.
Auch im Kurs: Als wäre es eine Antwort auf die lange Coronazeit: Bigband-Formationen. Augenfällig und ebenso verständlich: Musik ist nicht nur Solo-Veranstaltung, Musik will Teamarbeit, sie erwartet Zusammenspiel, Aufmerksamkeit und Abstimmung.
Am höchsten im Kurs derzeit ist derzeit das Entsetzen: was der dort in Moskau derzeit an Aggressivität anbietet, ist kaum zu überbieten. Wenn Menschen sich strategisch begegnen und glauben, sie seien überlegen. Wenn ihre Sprache Drohen, Erpressen, Nötigen und Bestrafen bedeutet.
Wie dem begegnen? Mit Jesus-Pazifismus? Mit Ergebenheit? Allen wird bewusst, wie das Thema fordert, wie es die Nerven zehrt. Wie ohnmächtig du wirst, wie erschrocken über diese Form des Umgangs.
Die Antwort darauf hört sich nicht selten verzagt an, harmoniebedürftig, fast schon impressionistisch, ein weiterer Trendbarometer könnte lauten: Musik als Rückzugsort. Wie vieles auf Rückzug aus dem Öffentlichen Raum hindeutete zu Zeiten der Pandemie – die scheint nicht mehr alltagsbestimmend. Trotzdem hast du einen Überschuss an Kaffeehaus-Musik, das Wort Ambient geht um: Wikipedia: „Ambient ist eine Variante der elektronischen Musik, bei der sphärische, sanfte, langgezogene und warme Klänge dominieren.“
Das könnte man auf sich beruhen lassen, im Sinn eines leben und leben lassen, in komplizierten oder komplexen oder schwierigen Zeiten eine romantische Umkehr, angesichts der explodierenden Bilder, immer auch zu vergegenwärtigen: der Gefallenen, der gelöschten Existenzen, die verlorenen Geschichten – eine luxuriöse Position und Haltung – das Unbequeme den anderen, sich selbst Gemütlichkeit
– das will nicht, kann nicht, muss nicht, ist aber. Wir sitzen im gleichen Bot.
In ähnlichen Gefühlslagen zwischen Wut und Bestürzung – einer romantisierenden Haltung wird dabei Widerstandsfähigkeit abgesprochen, sie gilt, häufig gehört, als Vorlage für Verklärung – sie wird trotzdem unterschiedlich aufgenommen. Die Vorstellung, dass der Herr dort Bruckner oder Wagner hört und nicht etwa Oscar Peterson oder Miles Davis – was würde das ändern?
Strapazieren Sie die Suchmaschinen nach „Musik hören in schwierigen Zeiten“ – sie werden wenig erstaunt sein. Musik hören sei per se gut gegen Stress, stabilisiere Körper und Seele: und wie Musik die Stimmung beeinflusst – ich gehe davon aus, dass es in den meisten Beispielen um harmonische Klanggebilde geht, um angenehme Töne, oder um Ambient im Sinn der Wikipedia: um Musik, bei der sphärische, sanfte, langgezogene und warme Klänge dominieren“
Man sieht sie sich entspannen, während Kämpfen Techno oder Heavy Metal assoziiert? Vorstellbar, dass sie in ihre Tagebücher schreiben: wie sehr ihnen die Musik fehlt bei all dem Groll.
Beispiel Karajan: „Ich möchte, dass die Musik der Musik willen gehört wird“, Beispiel Robert Schumann: „Töne sind höhere Worte“ – dazwischen ist vieles möglich, suchen es dir aus …
Beispiel Albert Ayler 1965, gefunden hier: „Es ist spät geworden für die Welt. Und wenn es mir gelingt, Leute zu neuen Ebenen des Friedens und des Verstehens zu erheben, so denke ich, dass mein Leben als spiritueller Künstler lebenswert gewesen ist.“
Jazz Albums September 2022
Alina Bzhezhinska Reflections
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Buddy Guy Tidal : The Blues don’t lie
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Cecil Alexander Introducing
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September
R.I.P. – In diesem Monat verstorben Pharoah Sanders († 24.09.2022), Ramsey Lewis († 12.09.2022), Jean-Luc Godard († 13.09.2022), Queen Elizabeth II († 08.09.2022)
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