John Zorn Filmworks
John Zorn Filmworks
Spillane 1987
Es ist nach dem Krimiautor Mickey Spillane benannt, dessen Romane um den Detektiv Mike Hammer die Grundlage für den Titelsong des Albums bildeten. Zorn schrieb Spillane auf eine Reihe von Karteikarten, die jeweils eine Skizze oder Anweisung für die Musiker enthielten, die an Szenen aus einem von Spillanes Romanen erinnern sollten. Auf einer Karte steht: „Tatort Nr. 1 – hohe Harfenflageoletts, dröhnende Bässe und Posaunen, Gitarrentöne, tropfende Wassertropfen und darüber eine Erzählung“. Die Musiker erhalten also keine traditionellen Noten, sondern eine Reihe von Hinweisen oder Skizzen, die zur Improvisation anregen.
Spieldauer: 54:01
Erstkontakt John Zorn Spillane über Rezension in der Frankfurter Rundschau 1987. Ein Meisterwerk. Für Abwechslung, Dramaturgie, Reichtum an Kollagen und Brüchen sowohl im Tempo als auch in Melodieführung mit Bill Frisell, Albert Collins, John Lurie als sonore Erzählerstimme mit allem, was John Zorn über die Jahre auszeichnen sollte – postmodern ja, auch schon dekonstruktivistisch, ja, vor allem aber: ein Gesamtkunstwerk unübertroffen
– bestimmt mehr als hundert Mal gehört in allen Teilen – John Zorn, der nicht Jazzmusiker genannt sein will. John Zorn, der East Side New York Downtownjunge, der sein Überleben mit Geld aus dem Schallplattenladen bezog, John Zorn der Multiinstrumentalist, der Saxophonist, der Pianist, der Flötist, der Gitarrist – vor allen aber John Zorn der Komponist und Arrangeur – inzwischen blickt er auf eine Sammlung von weit mehr als dreihundert Aufnahmen – auf zwei Labels (tzadik und avant) greift er zurück – und auf mehr als fünf Themen: religiöse, philosophische, literarische, kriminologische, LifeStyle und Film – eine Annäherung: seine Filmworks
1 – Spillane (25:12): komponiert und arrangiert von John Zorn in Zusammenarbeit mit: Anthony Coleman – Piano, Orgel, Celeste | Carol Emanuel – Harfe | Bill Frisell – Gitarre | David Hofstra – Bass, Tuba | Bob James – Tapes, compact discs | Bobby Previte – Schlagzeug, Perkussion | Jim Staley – Posaune | David Weinstein – sampling keyboards | John Zorn – Altsaxophon, Klarinette | John Lurie – Stimme von Mike Hammer | Robert Quine – Stimme von Mike Hammers Gewissen | Original-Texte von Arto Lindsay | Aufgenommen im Juni/August 1986 und abgemischt im August 1987 von Don Hünerberg bei Radio City Studios, New York City
Two-Lane Highway (18:16):
2 – Preacher Man/White Line Fever/Nacogdoches Gumbo/East Texas Freezeout/San Angelo Release/Rollin’ to Killeen/Blowout/Devil’s Highway/Midnight Standoff/Marchin’ for Abilene (13:30)
3 – Hico Killer/Long Mile to Houston (4:46): Arrangiert von John Zorn für Albert Collins in Zusammenarbeit von: Albert Collins – Gitarre, Gesang | Robert Quine – Gitarre | Big John Patton – Orgel | Wayne Horvitz – Piano, Keyboards | Melvin Gibbs – Bass |Ronald Shannon Jackson – Schlagzeug | Bobby Previte – Schlagzeug, Perkussion | Aufgenommen im Juni 1987 und abgemischt im August 1987 von Don Hünerberg bei Radio City Studios, New York City.
4 – Forbidden Fruit (Variations for Voice, String Quartet and Turntables) (10:20) Komponiert und arrangiert von John Zorn in Zusammenarbeit mit: Dem Kronos Quartet |David Harrington – Violine | John Sherba – Violine | Hank Dutt – Viola | Joan Jeanrenaud – Cello | Christian Marclay – Plattenspieler | Ohta Miromi – Gesang | Original Texte von Reck
Aufgenommen im September 1987 bei Russian Hill Recording, San Francisco, von Howard Johnston, und bei Metal Box Studio, Tokio von Ono Seigen. abgemischt im September 1987 von Ono Seigen bei CBS Roppongi Studios, Tokio.
- Spillane und Forbidden Fruit wurden produziert von John Zorn; Two-Lane Highway von John Zorn und David Breskin.
John Zorn Filmworks I-VII
Filmworks I 1992
Die gesamte Musik wurde von John Zorn komponiert, arrangiert und produziert, außer 18. „The Good, The Bad and The Ugly“, komponiert von Ennio Morricone, und 16. „The Golden Boat (Turntable Mix)“, gemischt von David Shae.
Spielzeit: 1:07:41
Nach Spillane erscheint das erste Filmworksalbum 1992, eine Enzyklopädie seiner Arbeiten aus den Jahren 1986 bis 1990 und wer es wissen will: schon da mit Robert Quine an der Gitarre – Quine wird uns noch häufiger begegnen – außerdem Arto Lindsay, ebenfalls Gitarre. Es spielen mit: Bill Frisell, Wayne Horvitz, Robert Previte, Tom Varner, Nana Vasconcelos, Fred Frith und Robert Previte, um nur einige zu nennen.
Das Album setzt dort an, wo Spillane aufhörte: im Wechsel der Genres, im Hin- und Her der Melodien, verteilt auf 32 Stück, ein Stück kurzweiliger als das andere, vom John Zorn Core zur John Zorn Melodics – nachzuzählen, von wem er all die Melodien zusammenzieht, ist kaum möglich, ohne sich stunden-, nein tagelag auf Spurensuche zu begeben – würde mal sagen: Paten dieser Road-Movie-Schnitte standen sicher Ry Cooder und Nino Rota oder Bernhard Herrmann – Bezüge zu Raul Ruiz‚ The Golden Boat oder zu Ennio Morricones The Good The Bad and The Ugly sind selbstredend, was aber Allmusic so von sich gibt, sorry, das geht komplett an meinem Film vorbei
Robert Quine – guitar | Arto Lindsay – guitar, vocals | Melvin Gibbs – bass | Anton Fier – drums | Carol Emanuel – harp | David Weinstein – keyboards | Ned Rothenberg – bass clarinet | Vicki Bodner – oboe | John Zorn – alto sax | Carol Emanuel – harp | David Shae – turntable, vocals | Mark Dresser – bass | Ciro Baptista – Brazilian percussion | Robert Quine – guitar | Bill Frisell – guitar | Fred Frith – bass | Robert Previte – drums, percussion, vocal | Shelley Hirsch – voice | John Zorn – alto sax | Marty Ehrlich – tenor sax, clarinet | Tom Varner – French horn | Jim Staley – trombone | Anthony Coleman – piano, organ, celeste, harpsichord | Wayne Horvitz – hammond organ, piano, DX7 | David Weinstein – mirage, CZ101 keyboards | David Hofstra – bass | Naná Vasconcelos – Brazilian percussion
Filmworks II 1995
Music for an Untitled Film by Walter Hill Es enthält die Musik, die Zorn für Trespass schrieb und aufnahm, die der Regisseur Walter Hill zugunsten einer Musik von Ry Cooder ablehnte.
Spieldauer: 44:28
Um es vorweg zu nehmen: das ist eher keine Fortsetzung von Spillane oder Filmworks I, es entstehen kaum dramatisch geführte Melodien, hier und da rhythmische Raffinessen in einem eher gleichförmig laufenden Plott, schwer zu ermitteln, ob in dem Film überhaupt etwas passiert, außer dass er sich in Dunkelbereichen bewegt, kaum ausgeleuchtet, und was Spannung erzeugen könnte, das Rascheln, Knistern, Stockschlagen oder Stahl auf Holz oder endlos verzerrte Gitarre oder Wasserrauschen oder Quietschen Quatschen Quetschen – das alles will nicht in die Dramaturgie, nicht unterhaltsam sein, nicht kompromitierend
– es genügt sich selbst und bleibt bei sich von Stück zu Stück. Hast du die ersten drei, hast du die ganze Scheibe – oder wie es als Referenz heißt auf Wiki – eine wohl schwächere Aufnahme unter den Filmworksaufnahmen – viel Klangkollage ums Dunkle – mit Mundorgel, hechelnden Stimmen und Triangelgeläut – Serienfutter, viel Autohaus und weglaufende Figuren
Cyro Baptista: Brazilian percussion | Anthony Coleman: prepared piano, keyboards | Carol Emanuel: jew’s harp | Andy Haas: didjeridu | Jim Pugliese: percussion | Marc Ribot: guitar, banjo | David Shea: turntables, sampler
Filmworks III 1995
Es enthält die Musik, die Zorn für den Film Thieves Quartet (1993) unter der Regie von Joe Chappelle geschrieben und aufgenommen hat und die von der späteren Gruppe Masada aufgeführt wurde; neun Stücke für Kiriko Kubos Music For Tsunta (1988); elf Stücke für Hollywood Hotel (1994) unter der Regie von Mei-Juin Chen; und 32 Stücke für Werbefilme von Wieden & Kennedy
Spieldauer: 59:15
Kontrabass beginnt : eine jazzige Einführung zu einer umfangreicheren Reise über Länder und Kontinente – mit Kidnapping wird deutlich: wieder befinden wir uns im Film Noir – das Saxophon wie in Spillane – der Bass im treibenden Achtel, Trompete und Saxophon im Vorwurfsmodus – Dichte, Beklemmung – Schlagzeugwirbel : Fahrstuhl zum Schaffott (Miles Davis) – grüblerische Soloeinlagen – und wichtig zu erwähnen: wieder mehr Melodie, zurückhaltend zwar aber vernehmbar :
kammermusikalische Zurücknahme in Bag Man – Gesprächsebene melancholisch trotzdem treibend – in Juke Box per verzerrter Gitarre ein Filmriss oder Schnitt. Nachtleben wurde vorstellbar (Nocturnes 1-3) – Ende Title 1 – bis dato viel Atmosphäre
Title 2 hat es mit Versatzstücken (banjogestützt) zuzüglich Radiotrash – der Mann scheint unterwegs – alles in Music for Tsunta : Trash meets Spillanisches Gitarrenzupfen plus Alltagssurren, Amerika liebt Countryside Folklore und gesprächig melodisches Saxophon. Das gleich mal in heilloses Gefiepe übergeht – gefolgt von Countrysidelife im Nighthotel, Jim Jarmush lässt grüßen (japanese tourists) – in Objects wird es unlesbar [das sind keine Objects, sondern Verzerrtöne über verzerrte Ideen oder ohne Ideen, womit es dann allerdings doch reine Objects wären – kann man auch rot gelb blau nennen oder Klötzchenkaskade] ohne Inhalt, außer dem der Selbstreplikation im Saxton – wie Folgestück auf der Gitarre – wir sind in Taiwan und Schluss Title 2
Es folgen die Länderparodien – die Schnipsel und Fragmente – Tonspuren zu vielen Vorhaben. Zusammenhangslos – zeigen sie die Vorgehensweise von John Zorn : aus vielen Fragmenten ein Schleifchen binden ? was Tarrantino für den Film ist Zorn für die Musik ? Filmworks III kann zwar nicht mithalten mit Filmworks I, reiht sich aber ein –
John Zorn – alto saxophone, piano on | Dave Douglas – trumpet | Greg Cohen – bass | Joey Baron – drums | Robert Quine – guitar | Bill Frisell – guitar, banjo | Peter Scherer – keyboards | Carol Emanuel – harp | Christian Marclay – turntables | David Hofstra – bass, tuba | Cyro Baptista – percussion, voice | Bobby Previte – drums, percussion | Marc Ribot – banjo, guitar | Kermit Driscoll – bass | Peter Scherer – keyboards | David Shea – samples | Arto Lindsay – guitar, voice | Bill Laswell – bass | Ikue Mori – drum machines | Keith Underwood – flute | Jill Jaffee – viola | Miguel Frasconi – glass harmonica | Guy Klucevsek – accordion | Anthony Coleman – organ, keyboards | Chris Wood – bass | Sim Cain – drums | Eric Friedlander – cello
Filmworks IV 1996
Es enthält die Musik, die Zorn für Maria Beattys The Elegant Spanking, Beattys und M.M. Serras A Lot of Fun for the Evil One, „Credits Included“ für den gleichnamigen Film von Jalal Toufic und „Maogai“ für eine Klavierszene in einem Film von Hiroki Ryuichi geschrieben und aufgenommen hat.
Spieldauer: 57:06
Nach drei Filmworks Fragmentaufnahmen eine Aufnahme mit ausführlicheren Motiven, im Countryslide Modus beginnend, nicht so experimentell fragmentarisch wie die Vorgänger, eher relaxed und gemächlich, den ruhenden Gang entlang, konzentriert in Momenten, raumausfüllend in den Klangkollagen, abwartend, kontemplativ fast – was Harfe und Vibraphone zuzuschreiben ist in 13 Minuten Elegant Spanking – John Zorn als Bühnenbildner
Die Pieces werden jeweils über ein Leadinstrument ihrer Atmosphäre zugeführt – pueblo Gitarre, elegant spankiing Harfe/Vibraphone, credits included über die Oud, Maogai über Klavier und A lot of fun for the eval one über Stimmen: Menschenstimmen erregt, politisierend, rufend, Vogelstimmen, erregt in Panik rufend, dem gegenüber Maschinen. Quietschend, rüttelnd, propellernd und bedrohlich. Eine 17 Minuten Stimmentortur, inzwischen alles andere als kontemplativ oder beruhigend, im Gegenteil: aufregend wie zornig wie – verlustig und eher wenig fun for everyone. John Zorn der Provokateur mit Störfeuer.
Marc Ribot – guitar | Robert Quine – guitar | Anthony Coleman – organ | Chris Wood – bass | Cyro Baptista – percussion | Joey Baron – drums | Carol Emanuel – harp | Jill Jaffee – viola | Erik Friedlander – cello | Jim Pugliese – vibes, percussion | Kuroda Kyoko – piano | John Zorn – sound design, keyboards
Filmworks V 1996
Es enthält die Musik, die Zorn für den Film Tears of Ecstasy (1995) des Regisseurs Oki Hiroyuki geschrieben und aufgenommen hat.
Spieldauer: 57:21
Knüpft an Filmworks I und III an mit Gittarrenriffs und Kurzsequenzen, mit Countrystyle, Handclapping und den zornschen Spül- Strudel- und Trasheffekten – alles wie gehabt und unterhaltsam soll es sein inklusive seiner Landart-Adaptionen oder seinen Cowboy Helden auf Pferden hinaus in die Prärie. Plus dem Mundorgel Dauersurren, von der Mundorgel wissen wir nicht erst seit der Perestroika, dass sie in der Mongolei wunderwirksam ist – auf Blechdosen wird gezupft, an Heizkörpern, am Nasenbein und am Stein gekratzt – hatten wir nicht erst seit 1995
– wollen die Dinge sprechen oder die Musik durch sie – Stimmengeläut und Urahnen rufen. Soweit. Unterhaltsam soll es sein und driftet entlang der Beliebigkeit 49 Fragmente. Und ohne den Film zu kennen, ahnt man, dass nicht Wim Wenders mitdreht, sondern in Echt und real Marc Ribot und Robert Quine an den Gitarren – Mean Difference pfeift dann hochfrequent das Hirn ins Koma – Schmerzgrenze, im Hintergrund die Grillen – unterhaltsam soll es sein – mit Organ B3 : und Schnitt gleich Filmriss, mir sind die Objekte abhandengekommen : die Nachahmung und Nachbildung von Natur führte noch nie zu dauerhaft ansprechender Architektur – nach der Pause klassifiziere ich neu: das Album stellt sich eher den Filmworks II bei und öffnet nicht allzu viele neue Türen – wirkt eher technisch kalkuliert als emotional inspiriert.
Robert Quine – guitar | Marc Ribot – guitar | Cyro Baptista – percussion | John Zorn – alto saxophone, prepared piano, samples |Jason Baker – vocal
Filmworks VI 1996
Es enthält die Musik, die Zorn für Anton, Mailman (1996), einen Kurzfilm unter der Regie von Dina Waxman, der wegen des Verlusts der Finanzierung in der Endphase nie fertiggestellt wurde, Mechanics of the Brain (1996) unter der Regie von Henry Hills und The Black Glove (1996), bei dem Maria Beatty Regie führte und die Hauptrolle spielte, geschrieben und aufgenommen hat.
Spieldauer: 1:03:18
was an Unterhaltsamkeit in Film Works V versprochen wurde, ist in Filmworks VI anfänglich im Überfluss vorhanden, in sich voll Witz und Ironie und – auffällig – wenn es sich nicht um Fragmente handelt, sondern um Ausgespieltes und Dauerhaftes, ist auch die musikalische Transportleistung nicht von der Hand zu weisen – das bekommt mit Fluss und innerer Stimmigkeit zu tun, es will dich die Musik nicht auseinandernehmen oder überfordern, du darfst dich zurücklehnen – yes – und dir einen Film dazu denken – auch wenn hin und wieder typologisch gearbeitet wird und sich manches wie Wiederholung von vertrauten Versatzstücken anhört
– so ist in Filmwork VI Unterhaltung trotzdem groß geschrieben und trägt die Dauer von gut einer Stunde – in seinem CountryStyle. [wäre da nicht die etwas ziellose Adaption aus der Sparte Neue Musik – als wollte Zorn vom Klischee Amerikas ablenken, da man noch immer zu Pferd unterwegs zu sein scheint – by the way – die Trashpassagen sind, je häufiger ich sie höre, tatsächlich Trash und verfehlen jede Funktion, außer dass sie wirken wie [BrainScan=Hirnwust] Oder die Flexgeräusche in [Witches Cauldron] – das Imitat von Kreissägegeräuschen bleibt Imitat von Kreissägegeräuschen :
ein Architekt, der ein Haus baut, das aussieht wie ein Schuh, hat einen Schuh imitiert, und nur vielleicht ein Haus – das gleiche gilt für Hot Dogs und andere Schleudern. Auch die Mischung von Kratzbaum und Zupfomat gleicht mehr einem Kratzomaten als einem Zupfbaum. [kann beim Zerkratzen einer Windschutzscheibe zugucken wie das Loch ins Glas kommt und nicht das Glas ins Loch. Konzeptfragen die sich schneiden. Das Unterhaltsame ist denn auch dem Strapaziösen gewichen nach Hälfte der Aufnahme – man nehme ein Mikrophon und halte es an Abwasserrohre – so beschreibst du weniger zivilisatorische Verfallsprozesse, als mehr das organische Blubbern, was all dem inne ist.]
Pieps [Macbeth] Tickt die Uhr und Mensch wird wach [Pendulum] im Alltagsrausch. Stöhnen Ächzen Husten Menschenfleisch. Zwiespältig wimmerts über die Saiten. Kann man, muss man nicht. Mehr Zankapfel als Mechanism of Brain verliert sich im Beliebigen und könnte aber auch durch Wespensurren ergänzt oder ersetzt werden. Es knistert im Gebälk schön wie der Wind so pfeift – Hörbeispiele wie Videos für Katzen – klingt das alles aus – eine zweigeteilte Aufnahme – vorne melodisch, im hinteren Teil dann Schrot und Korn oder Lagerfeuer.
Filmworks VII 1989/1997
ein Album aus dem Jahr 1989, das Musik für eine Reihe japanischer Zeichentrickfilme enthält, die von Kiriko Kubo geschaffen wurden. Es ist Zorns erste Musik für Zeichentrickfilme und wurde ursprünglich auf dem japanischen Sony-Label in begrenzter Stückzahl veröffentlicht. Ende 1996 erwarb Zorn schließlich die Rechte an seiner Musik und veröffentlichte das Album 1997 auf seinem eigenen Label Tzadik neu gemastert und wieder.
Spieldauer: mit 24:51 die mit Abstand kürzesten Filmworks
Der Comicstrip, die wohl älteste Filmmusik John Zorns zu Animationen, 1989 blickt er schon auf mehr als zwölf Aufnahmen zurück, Spillane war bereits ins Rennen geschickt, die Mixtur zwischen melodischer Persiflage und punkdröhniger Lärmkollision längst erprobt und ausgeführt – auf dieser kürzesten aller Filmworks scheint das Momentum gegen Logik und Komposition zu drehen, es wird verknopft, vernäht, verzornt, was reinkommt, ein Skalpell suchst du vergebens. Einzelne Ruhepunkte wieder und wieder gehen vom Banjospiel aus.
Als Methode bekannt inzwischen, allein, es fehlt der Zeichentrickfilm dazu. Zeichentrickfilm gleich schnelle Schnittfolge, gezeichnete 24 Bilder pro Sekunde, alles, was vom Gehirn ausgeht, fliegt davon, insofern nichts Neues, als die Titelgebung auf Punk Rock Rebel oder Punk Rock Hero oder Omelet Punk oder Me and My Hamburger aus ist. Das muss und kann man nicht für bare Münze nehmen, schreit mich der Himmel an. Schreit der Himmel eben. Im Tsunami der Punk Rock Wellen. Im Wechsel der Unverkennbarkeit in solchen Melodien wie in Scary Moonlight /die Harfe als Fingerprint, als Zeichnung zur Linie, als Haltegriff in melancholischen Zuständen, und wieder lustig weiter mit Banjo. Kirmes, Feuerwehr, Bert Brecht.
Tracks 1–6 recorded at Shelly Palmer Studio, New York City in October 1988 : Bill Frisell – electric guitar, banjo | Carol Emanuel – harp | Wayne Horvitz – keyboards | Kermit Driscoll – acoustic & electric bass | Bobby Previte – drums, percussion | Cyro Baptista – Brazilian percussion | Christian Marclay – turntables
Tracks 7–14 recorded at Shelly Palmer Studio, New York City in October 1988 : Arto Lindsay – electric guitar | Robert Quine – electric guitar | Marc Ribot – electric guitar, banjo | Carol Emanuel – harp | Peter Scherer – keyboards | David Hofstra – acoustic & electric bass | Cyro Baptista – Brazilian percussion | Bobby Previte – drums, percussion
Tracks 15–18 recorded at Shelly Palmer Studio, New York City in January 1989 : Marc Ribot – acoustic & electric guitar, banjo | Carol Emanuel – harp | Jill Jaffee – violin, viola | Maxine Neuman – cello | Peter Scherer – keyboards | David Hofstra – acoustic & electric bass, tuba | Cyro Baptista – Brazilian percussion | Ikue Mori – drum machine
Tracks 19–26 recorded at Shelly Palmer Studio, New York City in January 1989 : Bill Frisell – electric & acoustic guitar, banjo | Robert Quine – electric guitar | Carol Emanuel – harp | Peter Scherer – keyboards | David Hofstra – electric & acoustic bass, tuba | Cyro Baptista – Brazilian percussion | Bobby Previte – drums, percussion | Arto Lindsay – vocal | Kiriko Kubo – vocal
Filmworks VIII 1998
Das Album aus dem Jahr 1998 enthält Musik, die Zorn für den Dokumentarfilm The Port of Last Resort (1998) von Joan Grossman und Paul Rosdy über die Erfahrungen jüdischer Flüchtlinge in Shanghai und für den Film Latin Boys Go to Hell (1997) von Ela Troyano geschrieben und aufgenommen hat.
So wundert es kaum, dass es zwei sehr unterschiedliche Hälften vorweist. Die erste Hälfte der Aufnahme für Port of Last Resort werden vom Masada String Trio gespielt, das durch Min Xiao-Fen (Pipa), Marc Ribot (Gitarre) und Anthony Coleman (Klavier) ergänzt wird.
Kontrabass beginnt, Cello setzt ein, Geige folgt – in dieser Besetzung geht es die folkloristische Straßenseite entlang – im Streicherquartet: Shanghai wird repräsentiert durch gezupfte Geige und Pipa mit akustischer Gitarre – sehr beschaulich. Emunim wird geheimnisumwittert in schnellerem Rhythmus, gleich auch waghalsiger am Limit des Geigenmöglichen. Ruan wieder gemächlicher. Gitarre und Violine countryside unter Hinzunahme der E-Gitarre – ruhiges Fahrwasser mit Crescendo in der Violine – sporengenagelte Schuhe auf dem Tresen Ebionim : gezupftes Contrabass, gezupftes Cello, dynamiksteigernde Violine
– erste Überraschung : Piano beginnt mit Gitarre in Ahavah – meditativ vorsichtige Annäherung – lieblich
Wieder Ruan, diesmal die Pipa Version – die Pipa ist ein chinesisches Zupfinstrument mit vier Saiten aus Stahl, die A-E-D-A gestimmt sind und über 24 bis 30 Bünde laufen. Dem gegenüber die Gitarre als weichere Opposition im Trio mit gezupftem Bass – Livnat mit Walking Bass und Cello bogengestrichen mit Violine : Pipa gezupft. Or ne erav wieder countryside Gitarre mit Basslinien melodisches Stillhalteabkommen
Shanim – weichzeichnende Geige entlang der streng gezupften Pipa : Abschluss Film 1 (The Port of Last Resort) das zentrale Stück Ruan – diesmal als Piano solo
Recorded at Avatar Studio, New York City on November 9, 1997: Mark Feldman – violin | Marc Ribot – guitars | Erik Friedlander – cello | Min Xiao-Fen – pipa | Greg Cohen – bass | Anthony Coleman – piano
Teil zwei, Film Latin Boys Go to Hell: Deseo – Überraschung die zweite : hechelnde Stimmen über Ryhthmuskollage unter Zuhilfenahme des Vibraphone (Kenny Wollesen) – Mentiras dann reine Rhythmuskollage die sich in Ansiedad auflöst – um sich im polyphonen Sound raumfüllender Vibraphontöne vollends umzuzeichnen – auch in Sangre keine Rückkehr zur Melodieform, ebenso wenig in Cluido auch nicht in Engano – es nähert sich einem Herzschlag Wummern – keine Progression, auch nicht über das vernehmbare Touchieren des Schlagzeugbeckens – In Traicion die Zornsche Melodienkaskade über einem Mundorgel-Beat – wie eine Reminiszenz an erste Filmworks-Aufnahmen – es bleibt Illusion : no break even no return – es bleibt bei rhythmischen Fingerübungen – begann vielversprechend und blieb vielversprechend – als Illusion
Recorded at Creative Audio, New York City on July 22, 1997 : Cyro Baptista – percussion | Kenny Wollesen – drums, vibraphone, percussion
Fortsetzung folgt …
- Filmworks IX: Trembling Before G-d (2000)
- Filmworks X: In the Mirror of Maya Deren (2001)
- Filmworks XI: Secret Lives (2002)
- Filmworks XII: Three Documentaries (2002)
- Filmworks XIII: Invitation to a Suicide (2002)
- Filmworks XIV: Hiding and Seeking (2003)
- Filmworks XV: Protocols of Zion (2005)
- Filmworks XVI: Workingman’s Death (2005)
- Filmworks Anthology (2005) – compilation of tracks from first 15 Filmworks albums plus one unissued recording
- Filmworks XVII: Notes on Marie Menken/Ray Bandar: A Life with Skulls (2006)
- Filmworks XVIII: The Treatment (2006)
- Filmworks XIX: The Rain Horse (2008)
- Filmworks XX: Sholem Aleichem (2008)
- Filmworks XXI: Belle de Nature/The New Rijksmuseum (2008)
- Filmworks XXII: The Last Supper (2008)
- Filmworks XXIII: El General (2009)
- Filmworks XXIV: The Nobel Prizewinner (2010)
- Filmworks XXV: City of Slaughter/Schmatta/Beyond the Infinite (2013)