Jazz Albums Review 2021 Germany

Jazz Albums Review 2021 Germany

Jazz Albums Review 2021 Germany

Braucht man wohl nicht vertiefen – (müsste man aber!) – lieber eilen wir von Projekt zu Projekt und machen dabei alles vergessen, was uns hindern könnte, doch noch die Bühnen zu stürmen, die geschlossen bleiben. Dieses Jahr für den Jazz in Deutschland – schlichtweg eine Zumutung. Ich kann mich an das Festival Moers erinnern, an die Vergabe eines deutschen Jazzpreises als Versuch, die Sparte Jazz ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, allein, man darf vermuten, dass das Land im Home-Office verweilt und ganz anderen Fragen nachgeht, wer will sich Komplexitäten widmen?

Man könnte behaupten, erst die Pandemie machte sichtbar, was schon länger im Argen lag. Wer kennt das nicht. Draußen wartet ein Konzert auf dich, du betrittst den Raum und siehst nur zehn oder fünfzehn Leute. Die kleinen Clubs und davon gleich mehrere, du kannst es dir aussuchen und bei so viel Auswahl bleibst du vor dem Fernseher hängen. Oder musst weite Wege auf dich nehmen. Stell dir vor, du wohnst in Bernau. Was Wege.

Ich erinnere mich gut an meine Düsseldorfer Zeit, dort gab es in der Altstadt einen Jazz-Club (einen!), Ich sah Maria João (voc) mit vielleicht zwanzig anderen – die Atmosphäre hatte etwas heimelig Privates – dem wollte ich mich so nicht mehr aussetzen und ging nach Bochum, Dortmund oder Köln in die Konzerthallen mit den Großen der Pop- und Rock-Branche

will sagen: der Maßstab für Jazz scheint Welt zu sein und beginnt auch so in den Mythen New Yorker Nächte, hat seine Chicagoer oder Londoner Entsprechungen, die Musikerinnen und Musiker treffen sich und werfen sich Ironisches zu, wollen sich voreinander beweisen und ihrem jeweiligen Anspruch genügen, manchmal entstehen Legenden, Geschichten, Episoden.

Bis du eines Tages im Quasimodo Mike Stern (g) spielen siehst vor geschätzt dreißig Zuhörerinnen. Und als Mike Stern sich nach dem Konzert vor der Tür stehend bei jedem Besucher einzeln für sein Kommen bedankt, ahnst du, dass die Geschichte des Jazz eine sehr private Angelegenheit ist mit dissonanter Tonfolge, die es schwer hat, mehr als diese wenigen zu erreichen. Virtuosität und technische Überlegenheit am Instrument reichen nicht hin. Ein paar wenige auserwählte Journalisten (- es gab schlichtweg keine Journalistinnen für Jazz) schreiben für ein paar auserwählte Zuhörerinnen – und die wenden sich anderen Vorlieben zu.

Sicher kannst du sein: an dieser Schraube wollen viele drehen, es bleibt schlichtweg ein Rätsel, wie so viele excellent ausgebildete Musikerinnen so wenige Zuhörerinnen mobilisieren. Schaust du auf die andere Seite der Traumnovellen, siehst du, wie für Techno, Drum n Bass und Ambient ungleich mehr Folge leisten. So, als wäre im Jazz tatsächlich etwas Elitäres, mit dem sich die wenigsten identifizieren können. Du also die Verpackungen ändern müsstest?

Ich einmal erstaunt vernehmen sollte, man suche nach einem anderen Begriff für Jazz. Man spiele keinen Jazz mehr, sondern Contemporary Music oder Marschmellow-Music oder klassisches Saxophon mit Atonal-Beilage, eigentlich spiele man abgewandelte Kunstfugen, man trommele ein bisschen hier und sauge dort an Mundstück und Ohr – spiele Klavier und zupfe Saiten und wenn keine herzzerreißende Sache bei rumkommt, liegt es nicht am Instrument oder dem oder der, der oder die es spielt, sondern am Publikum, das nicht mehr aufnahmefähig ist.

Nun, mit Publikumsbeschimpfung wirst du kein Publikum generieren. Trotzdem frage ich dich: wie kommt es, dass hier Musikerinnen aus den USA oder UK erfolgreich promoted werden, von James Francies bis Nicholas Payton bis GogoPenguin (UK) – doch nicht, weil sie um so vieles besser sind als beispielsweise : Jonas Sorgenfrei oder Clara Habercamp.

Nun. Wenn das erstmal seinen Nischenruf weg hat, seine Sparte sein soll, seine ungleich schwere Vermittelbarkeit, und dann auch noch: so viele. Die Vermittlerebenen streiken nicht etwa?! Wir haben für alles Mögliche Verbände, Vereine, Zeitungen und Radio, in all diesen Gremien aber, hast du das Gefühl, sitzen irgendwelche Fürsten und blockieren die Zugänge. (wenn es mal so einfach wäre) – drum prüfe, was schon einmal geschrieben stand zum Thema:

Jazz Albums Review 2021 Germany

Zugabe oder Abgesang: „Eine Hochschule nimmt Jazz aus dem Lehrplan, ein Branchenriese reduziert sein Jazzangebot; gleichzeitig überrennen anderswo Publikumsmassen ein Festival, widersprüchliche Signale kennzeichnen die Lage des Jazz in der Republik“ Spiegel Artikel vom 21.02.2012 – zur Prüfung

Abgesehen vom subjektiven Wahrnehmen – im German Jazz wurmt es. Die sich auf ihren Instituten wohlfühlen, sehen das verständlicherweise nicht so, die, die Plattenaufträge haben oder Orchester ihr Zuhause nennen, wohl auch nicht. Unterhältst du dich allerdings mehr als fünf Minuten mit Musikerinnen, die sich fast alles selbst erarbeiten, fällt auf, dem Thema wird ausgewichen und nicht selten wünscht man dir einen guten Flug. „Guck dir das in New York oder London an, das ist auch alles kein Selbstläufer, glaub mir.“

Keine Antwort aus Darmstadt konnte ich mir ansehen auf Youtube knapp 400 Aufrufe: Wie etwas, was selbstverständlich sein sollte: Diversität, so sehr diskutiert wird, dass du nicht mehr weißt, worüber diskutiert wird, sozusagen werkimmanent, gegen Ende dieser Lagebesprechung darf ich vernehmen: „es gibt viel zu tun und man möchte sich zurückziehen und nochmal darüber nachdenken.“ (Lasst uns Komsomolzen bilden)

Nehmen wir den Frühling – das Jazzfestival in Moers – alles live aufgezeichnet von Arte, so weit so schön – wenn nicht diese überzeichnete Choreographie gewesen wäre, da sie sich in grünen Kostümen auf dem Rasen aalten, oder die Gespräche barfüßig in einem Pool – als ginge es allen doch viel besser als ihnen wirklich zumute ist, und nun lassen wir das Laissez Faire mal so richtig raushängen

– trotzdem sitzen sie in Maske und in gehörigem Abstand zueinander auf jenen Wiesen und lauschen andächtig dem Gitarristen-Urgestein John Scofield – der es mit seinem Auftritt auf den Punkt brachte: weniger wäre mehr, und alles das zu zelebrieren, braucht es einen Stuhl, einen Elektrokoffer und einen, der sein Instrument kennt und liebt. Schon hast du ein Konzert, das du gleich noch einmal erleben möchtest – so far.

jazz albums review 2021 germany

Es stehen Sonntagsredner Krisenpropheten gegenüber, es geht um Geld, viel Geld, es geht um Karrieren, um Verlustängste, um Eitelkeiten, ums Cool bleiben, ums schwindende Publikum, Jazz ist ein Live-Geschäft und derzeit von allem abgehängt, Artikel gibt es genug: allein die Szene wehrt sich nicht? Urs Johnen: Tötet das Virus den Jazz? – auf Deutsche Jazz Föderation gibt es eine Clubstudie mit Stellungnahme

– zur grundsätzlichen Verdienstlage eines Jazzmusikers am Beispiel Pascal Klewer einen Artikel im Spiegel Ich werde lebenslang unterbezahlt, das ist der Preis meines Berufs – Und erst wenn Till Brönner anruft, macht auch die Süddeutsche Traram?

Brönners Zorn – in der Süddeutschen, das Tape hier: „ich spreche von hunderten Menschen, 1.5 Millionen – es gibt ja was zu feiern, wenn das alles vorbei ist. Wir sind zu leise. Wir sind keine Minderheit. VOM SCHWEIGEN DER MUSIKERINNEN und MUSIKER. 44.000 Aufrufe – was hat es gebracht? Es ist ein Jahr her, während die vierte Welle rollt – werden zuerst einmal die Clubs und Bars zugemacht.

„Wie auffällig verhalten und geradezu übervorsichtig Bühnenkünstler sich auch nach acht Monaten zu dieser Misere äußern, obwohl ihre Existenz gerade fundamental auf dem Spiel steht. Ich halte diese Zurückhaltung aus den eigenen Reihen für fatal, da sie ein völlig falsches Bild der dramatischen Lage zeichnet.“ Till Brönner im hörens- wie sehenswerten Appell an Politik, Gesellschaft und Kunstschaffende)

Rufen wir uns noch einmal ein bisschen Jazzgeschichte Deutschland in Erinnerung: Bitte hier auf Wikipedia oder hier bei mir zum Buch von Wolfram Knauer – „Play yourself, Man – das schöne Märchen vom Jazz in Deutschland als Erfolgsstory – Jazz ist vor allem viel viel Arbeit auch, Yeah Man! Shake your Body – und lass es die anderen richten?

Nehmen wir die Jazzmusiker in Deutschland oder die Liste von Jazzmusikern in Deutschland auf Wikipedia – jetzt frage ich dich, wer pflegt sie, wer bringt sie auf Stand der Zeit – möglicherweise sind es viele, die das in ihrer freien Zeit betreuen und pflegen – und … will sagen:

Jazz – da gibt es die sich feiernden Institutionellen hier wie dort. Es gibt auch: das Publikum, Clubtreibende, Websitepflegende – will sagen: so kann es auf Dauer keinen Spaß bereiten – dir einerseits ein paar Jurymitglieder vorzustellen, die jedes Jahr aufs Wunderkind warten, während du dir auf eigene Faust als Freund der Musik die Mühe machst, unter den mehr als 70.000 Musikerinnen dieses Landes die Interessanten auszusuchen. Einige von ihnen organisieren sich auch noch im Querdenkermilieu. (Ich nenne hier keine Namen, bitte Danke.)

Und weite das schließlich weltweit aus, mir wird es in Deutschland schlichtweg zu eng.

(Wenn ich schon höre, das das eine kleine Szene sei, und wenn sie so klein bleibe, könne man auch etwas in ihr bewegen. Tschüss, Ade und auf Wiedersehen. Es kann doch dieser Provinzialismus nicht Anspruch sein. Entschuldigung.)

Bitte also gern erst recht weltweit – wo sie uns in London und New York und Los Angeles in ihren Fachzeitschriften vormachen, wie man es macht – wir hier eher bemühte Fachblätter erkennen, Werbeblätter oder spezialisierte 3Monatsschriften oder hier und da ein paar Einzelkämpfer : in sich fast schon eigenbrötlerisch charmant – ? Komm, lass den Quatsch – Jazz ist nicht jedermanns Sache – heißt es.

Und was aber bitte findet da einmal jährlich in Rotterdam statt? North Sea jazzfestival – in San Sebastian das Jazzaldia – ja selbst in Bremen gibt es eine Jazzahead, als Opfer der Corona, das Elbjazz Festival Tickets ab sofort verfügbar oder das Xjazz in Berlin im Mai – beste Jahreszeit für Jazz – und wo bleibt die Unterstützung dafür? Alles wie gehabt auf eigene Faust. Den Staat kannst du dafür nicht einmal in Quarantäne nehmen. Müsste man aber! Schafft doch bitte Open AIR Bühnen, Leute. Aber nein, da stehen Fluchtwegekonzept und Feuerwehr davor. (Plätze gibt es trotzdem!)

Das Trauerspiel schlechthin: die Behauptung, es handele sich um eine kleine Szene und es fehle an Publikum. Meine Internetreisen ergeben ein anderes Bild. Es gibt Publikum. Du musst es finden und locken. Es gibt es wahrscheinlich weniger auf den Universitäten. Denn wie erklärt es sich, dass ein Miles Davis allein auf Spotify mehr als 2 Millionen Follower hat. Die So What mehr als 70 Millionen mal gestreamt wurde. Weil das kein Jazz ist?

Und wie erklärt es sich, dass ein Nils Wogram gerade mal 1500 monatliche Zuhörer hat? Ein Jonas Sorgenfrei 3000? Fazer schonmal über 90.000. Und eine Nubya Garcia aus London aber gleich mal 190.000 ?

Merkt das keiner, oder ist das hier ein Apotheker- und Dachdeckerland mit einem Bissen Volkswagen und Daimler mittendrin? Ich habe, by the way, kein Verständnis für von berufs-wegen für Jazz interessierte Mitarbeiterinnen staatlich subventionierter Institute, wenn das Ergebnis lautet, wir haben eine kleine Szene und innerhalb derer können wir etwas verändern und dann lautet das Programm: lass uns divers werden, vorgetragen von Männern über Fünfzig, die so tun, als seien sie nur aus Versehen weiß. Generationenwechsel Made in Germany. Augen auf. Augen zu.

Ich mach eine Milchrechnung auf: Vom Land kommend, im 2000 Seelen Dorf, gab es drei oder vier Jazzliebhaber. (20 Musikerinnen weniger jazzaffin aber klassisch geschult) Und eine Jazzliebhaberin. Hochrechnen: – 4:2000 (Jazz) heißt 40:20.000 heißt 400 zu 200.000 heißt 4000 : 2.000.000 heißt 40.000 : 20.000.000 heißt 160.000 : 80.000.000. In Deutschland gibt es laut RBB 70.000 Musiker und Musikerinnen. nachzulesen beim RBB

Ähnlich auch im Bereich Musik:

Ca. 130.000 Erwerbstätige in Musikberufen gibt es in Deutschland.

Davon arbeiten ca. 70.000 als reine Musiker*innen, Sänger*innen, Dirigent*innen, Komponist*innen und DJ’s.

Weitere 52.000 als Musiklehrer*innen und 7.000 im Instrumentenbau.

Die Anzahl der Musiker, die in öffentlich finanzierten Orchestern engagiert sind, beläuft sich auf ca. 10.000, noch einmal ca. 2.000 sind Musiker in kirchlichen Organisationen fest angestellt.

Insgesamt sind also ca. 60% aller Musiker*innen in Deutschland selbständig tätig und müssen ihr Geld durch Auftritte verdienen.

Diese blieben aber 2020 fast vollständig aus.

Ist wohl Vermittlungssache und Bildungsproblem und Sättigungsstufe und eingestampfter Quark in einem – bei all dem in deutschen Schulen abgeschafften Musikunterricht – ein Skandal, der ebenso einfach hingenommen wird – die musische Förderung der Jugendlichen sich auf die Vermittlung der Geburtsorte von Beethoven und Brahms oder Bach beschränken. Wenn überhaupt.

Jazz Albums Review 2021 Germany – Kompass gesucht

Du gehst dir einschlägige Zeitschriften kaufen und studieren – von Jazzwize bis jazzthings über … verfolgst diverse Playlists auf Streamingportalen, klickst hinter ein paar Followern in Bandcamp her und genießt die monatliche Reprise oder verlierst dich beim Jazz Europe und hörst natürlich jeden Abend Radio, das alles neben der Arbeit, auf der du niemanden antriffst, der sich für Jazz nur ansatzweise interessiert – ach ja, Clubbesuche nicht vergessen 2G und immer das Gefühl haben, du bist infiziert – nicht von den Mutationen in der Musik, sondern von der Mutante aus Johannesburg:

– bald bist du echter Fachmann in Sachen Zeit, die die anderen haben, zu studieren zu musizieren auszuschweifen und abzubrechen … wo wir schon dabei sind: wollen wir uns nicht endlich mal helfen?

Stattdessen Begriffe wie Kannibalisierung einer Szene oder Selbstausbeutung der Freischaffenden oder die lassen uns doch eh im Stich – die Opferrolle – vorwärts rückwärts – das alles für ein paar Cent? Im Übrigen: wie sehen die Corona-Hilfen inzwischen aus, war es das jetzt? Ich jedenfalls klick mich hier im Kreis, ist alles veraltet: Unterstützung für Künstler und Kreative und am Beispiel Berlin: Link auf der gleichen Seite :

Es begrüßt Sie der Kultursenator Berlins mit Hygienerahmenkonzept Stand November 2021, die Coronahilfen suchst du vergebens, sie sind Stand 2020 und verweisen u.a. auf die Investitionsbank Berlin und weiter gesucht, landest du wieder beim Bund. (Als junger Musiker wäre ich schnell überfordert und würde mal eben Pizza ausfahren gehen.)

Jazz Albums Review 2021 Germany – Auswege gesucht

Willst du, dass sich noch mehr Subventionstöpfe eröffnen für weitere Institute? Dass sich die Schulen dafür interessieren? – Das dauert dann Generationen. Willst du die Clubs um Clubs erweitern? Willst du Open Air? Wieso ist in Köln mehr los diesbezüglich als in Berlin? [Ist das so?] Sollen sich Politikerinnen oder Verbände dem widmen? Haben wir nicht, wie längst aufgezeigt, eine Unknappheit an Musik? Ja und? Wenn dem die Bühnen entzogen werden?

Hör dir das Desaster doch an: nochmal Link auf die Jazzwoche: Youtube – Digitale Transformation und Youtube Resilienz im Bereich Jazz … oder willst du das schon nicht mehr wissen? Genau, wir wollen nur feiern, leben und spielen.

Und wer bezahlt das? Genau. Der oder die, der oder die das bezuschussen, was sonst noch so börsennotiert ist – was da ein Geld geflossen ist. Ins Cherosin, in den Sprit, verzapft und verdampft – verspekuliert und verschenkt. Da kommt ihr mit Saxophon, Schlagzeug und Bass und wollt auch was haben. Im Sinne dessen, ja. Ihr müsst auch was abhaben, dazu aber müsst ihr endlich mal aufstehen und los.

Wohin los?

Auch ich als Teil des Publikums bin betroffen – oder bin ich das doch eher nicht, da meine Schränke und Timelines voll sind von guter Musik – zumindest für Bach und Beethoven allein bräuchte ich ein weiteres Leben, dem allen gerecht zu werden. Ja, was soll man noch sagen. Soll man es ihnen noch einmal erklären? Von Coolsein und Warten, dass die anderen das schon irgendwie machen, wird das nichts.

Der Jazz in Deutschland dürfte nämlich in der größten Abwesenheitskrise seit Bestehen der Republik feststecken, und so wie es aussieht, bleibt das noch eine Weile so. Wir dürfen nämlich gespannt bleiben auf die Agenda der neuen Bundesregierung, nach der es für Kunst und Kultur wieder mehr Freiräume geben soll, wo doch erste Maßnahme ist, sie erstmal einzusperren. Ab Inzidenz 350 müssen Clubs und Diskotheken schließen – und klar: den Finger allein auf die Politik zu richten, führt eben nach Nirgendwohin. Da ist dann wohl doch jeder einzeln gefragt, seinen Beitrag zu leisten.

Wechseln wir die Seiten, von der Dauererregung zur Qualität – des Jazz – in Germany – die Qualität ist nämlich beachtlich. Vielseitig. Umtriebig. Famos.

Jazz Albums Review 2021 Germany – eine Auswahl

Mariá Portugal EROSÃO
EROS​Ã​O
by Mariá Portugal

Mariá Portugal EROSÃO

Mariá Portugal (dr) on three Layers : song material, acoustic improvisation and electronic manipulation.

Mariá Portugal Website

Jazz Albums Review 2021 Germany Portugal Bandcamp

Eberhard Weber Live in Avignon
Eberhard Weber Live in Avignon

Eberhard Weber Live in Avignon

Eberhard Weber (b) Solo Recital oder Solo Performance oder mit sich selbst sprechen – diese Aufnahme sticht auf vielen Ebenen heraus: sein Elektrobass ist wie eine Erfindung für sein Flageolett, es wirkt lyrisch erzählend und eröffnet viele Formen des Monologischen, man hat nicht mal mehr das Gefühl, er spielte allein.

Eberhard Weber bei ECM

Mulo Francel Mountain Melody
Mulo Francel Mountain Melody

Mulo Francel Mountain Melody – bekannt von Quadro Nuevo, Jazzplatte der Woche beim NDR, ausführlich vorgestellt in der Zeit von Reinhard Köchl, noch ausführlicher vorgestellt bei londonjazznews

Mulo Francel (sax), Andreas Binder (tp), Philipp Sterzer (fl), Evelyn Huber (harp), D. D. Lowka (b), Wolfgang Lohmeier (dr), Basem Darwisch (oud), Rageed William (ney), Rafat Mohammed (perc), Andreas Hinterseher (accord), Nicole Heartseeker (bina), Julie Fellman (tub), Philipp Quack (b), Ela Wallner (fl), Franz Heller (dr), Izabella Effenberg (glass harp), Philipp Schiepek (g), Daniel Nodel (vio), Luna Lowka (fl), Chris Gall (p), Aidin Tavakkol (voc), Robert Kainar (dr), Tim Collins (vib)

Fram
by Trio Elf
Fram
by Trio Elf

Trio Elf Fram – Gerwin Eisenhauer (dr), Walter Lang (p), Sebastian Gieck (b) – treibend, melodiös, Piano Trio Musik ähnlich Alboran Trio, E.S.T., Triosence oder sich selbst ähnelnd -whats up?

Jazz Albums Review 2021 Germany Trio Elf Bandcamp

Triptych
by Matthias Lindermayr
Triptych
by Matthias Lindermayr

Matthias Lindermayr Triptych – Matthias Lindermayr (tp), Philipp Schiepek (g), Simon Popp (perc), bekannt als Trompeter bei den Aufsteigern des Jahres 2020 Fazer – nun wieder eine Eigenproduktion mit perkussivem Zugang und melodisch akustischer Klangtiefe

Jazz Albums Review 2021 Germany Lindermayr Bandcamp

Rebecca Trescher Paris Zyklus
Rebecca Trescher Paris Zyklus

Rebecca Trescher Paris Zyklus – Rebecca Trescher (cl), Julian Hesse (tp), Markus Harm (sax), Joachim Lenhardt (sax), Anton Mangold (harp), Juri Kannheiser (cel), Roland Neffe (vib), Andreas Feith (p), Peter Christof (b), Silvio Morger (dr), das Wagnis, ein Großformat, das Arrangement. Ein Tentett. Eine Symbiose von Jazz und Klassik.

Rebecca Trescher Website

Thomas Heberer The Day That Is
Thomas Heberer The Day That Is

Thomas Heberer The Day That Is – German-born, New York-based Thomas Heberer (tp), Ingrid Laubrock (sax), John Hébert (b), Michael Sarin (dr). Zwischen Free und Tradition. Anspruchsvoll mit glasklarer Trompete wie aus dem Konzertsaal der Philharmonie

Thomas Heberer WIkipedia

Julian Hesse Trio Troubleshooter
Julian Hesse Trio Troubleshooter

Julian Hesse Trio Troubleshooter Julian Hesse (tp), Peter Cudek (b), Sebastian Wolfgruber (dr) “The Munich-based trumpeters skeletal drums-bass trio probes the bordes of free-bop and rock music and shows a gripping ensemble dynamism.” – Jazzwise Magazine (UK)

Julian Hesse Website

Muse
by Nils Wogram
Muse
by Nils Wogram

Nils Wogram Muse – Kathrin Pechlof (harp), Gareth Lubbe (vio), Hayden Chisholm (sax), Nils Wogram (tromb) – Its music is lyrical and full of poetry. Some kind of improvised chamber music with an affinity to film,  contemporary classical, folk and jazz.

Nils Wogram Muse Website

Jazz Albums Review 2021 Germany Wogram Bandcamp

Markus Stockhausen Tales – Markus Stockhausen (tp), Jörg Brinkmann (cel), Jeroen van Vliet (p, synth), Christian Thomé (dr) – ein Masterpiece, 3 Cds (sic!) : The nine composed pieces on the first CD are of sovereign clarity, almost classically constructed and played. The notated passages go far beyond what is called „thematic material“ in jazz. They act as binding frameworks of tonal resources, formal structures, sound strategies and moods. 

Jazz Albums Review 2021 Germany Stockhausen Bandcamp

Matthias Bröde Four on the outside Inside – Matthias Bröde (p), Andreas Schickentanz (tromb), Volker Heinze (b), Roland Höppner (dr) – nach dem gleichnamigen Album von Curtis Fuller aus dem Jahr 1978 erzeugt das Zusammenspiel von Mundharmonika und Posaune einen eigenwilligen und szenischen Sound.

Jazz Albums Review 2021 Germany Bröde Bandcamp

Future Memories
by Mareike Wiening
Future Memories
by Mareike Wiening

Mareike Wiening El Escorial – geb 87 in Herzogenaurach, heute in New York – gleich auch ihr Debut aus 2019 – Metropolis Paradise mit höchsten Auszeichnungen – Mareike Wiening (dr), Rich Perry (sax), Glenn Zaleski (p), Alex Goodman (g), Johannes Felscher (b) –

Mareike Wiening Wikipedia

Jazz Albums Review 2021 Germany Wiening Bandcamp

Bastian Stein Aries Point
Bastian Stein Aries Point

Bastian Stein Aries Point – Chamberjazz klassisch moduliert mit Bastian Stein (tp), Ronny Graupe (g), Romina Lischka (vio), Irene Klein (vio), Nick Milne (vio), David Helm (b)

Bastian Stein Website

Duo Consono The Smell of Childhood
Duo Consono The Smell of Childhood

Duo Consono The Smell of Childhood Jan Bierther (g), Bernd Nestler (g) Akustik Jazz-Gitarren Duo, entspannt mit feiner Abstimmung und erkennbarer Melodieführung im Wechsel ruhig, dynamisch, folkloristisch, pop-artig und treibend – für nicht hauptberufliche Musiker eine großartige Aufnahme

Duo Consono Website

Marion & Sobo Band Jean
„Histoires“
by Marion & Sobo Band

Marion & Sobo Band Jean

Jazz Albums Review 2021 Germany Marion Sobo Bandcamp

Diego Pinera Old Wisdom
Diego Pinera Old Wisdom

Diego Pinera Old Wisdom – Diego Pinera (dr), Donny McCaslin (sax), Ben Monder (g), Scott Colley (b) – born in Uruguay, studies at Berklee College of Music, University of Music in Havanna (Cuba) and University of Music in Leipzig. Spielte mit Musikern wie Jerry Bergonzi, Danilo Perez, Hans Glawischnig, Dan Tepfer, Alex Sipiagin, Miguel Zenon, Wilson de Oliveira, Tony Lakatos, Nene Vazquez, Joe Gallardo, Katja Riemann, Nils Wogram und Paul Brody.

Diego Pinera Website

Jonas Sorgenfrei Elephants marching on
Jonas Sorgenfrei Elephants marching on

Jonas Sorgenfrei Elephants marching on – Wanja Slavin (sax), Rainer Böhm (p), Matthias Akeo Nowak (b), Jonas Sorgenfrei (dr) –

Jonas Sorgenfrei Website

Was dem Artikel fehlt:

  • die Rolle der Streamingdienste und wie eine Re-Emanzipation von ihnen Richtung Clubs und Auftrittsmöglichkeiten initiiert werden könnte –
  • die knappe Berichterstattung in den Printmedien
  • die viel zu spät am Abend gesendeten Jazzbeiträge im Rundfunk
  • die Mär von der Nischenexistenz des Jazz – will man das so? –
  • die Frage welche Tragweite die Gegenüberstellung von E-Musik (ernster Musik) gegenüber U-Musik Unterhaltungsmusik noch hat – viele Diskurse: finden der Diskurse halber statt – und führen zu nichts oder ins Nichts
  • das Nebeneinander der Szenen
  • Männer-Domäne – schwierig auch: es nützt das Wünschen wenig, wenn nur darüber „geredet“ wird – die Realitäten aber
  • die Rolle der Suchmaschinen
  • die Mär von der Freiheit – es bedeutet eben auch Arbeit viel Arbeit noch mehr Arbeit und aber alle reden von Work-Life-Balance – wollen nichts tun und leben wie …
  • Jazz hat zu tun mit Unbekanntem – gleich auch: was mir zu bekannt kommt wird mir fremd – viele sehen im Jazz den Austausch von Konventionen, übermittelt oder tradiert – auch das macht müde
  • Musizieren heißt Widerstände überwinden
  • die Neigung zur Privatheit ist auch im Jazz latent – man kennt sich und ist zufrieden damit – die wenigsten der Musizierenden nehmen wahr, dass man sie trotzdem nicht kennt. Die Transformation von Innen nach Außen ist mangelhaft, den meisten genügt es, angerufen und um den nächsten Gig gebeten zu werden.
  • Publikum ist undenkbar undankbar, häufig gesättigt, selten bei der Sache, ebenso flüchtig schon beim nächsten Termin – das Publikum die unsichtbare Moralinstanz – man kann es nicht oft genug betonen: worüber kaum geredet wird, oder worüber nicht spekuliert oder diskutiert wird, bleibt im Nebulösen – aufgesaugt vom Diffusen – allerdings: zuviel Reden bringt jeden um den Verstand – wenn endlich mehr musiziert als schwadroniert würde
  • Jazz ist auch: Produkt – will aber so nicht gesehen werden – will mehr Profession, Partitur [Performance] und obsessiv sein – wird auch so wahrgenommen und entsprechend kategorisiert
  • Frage: Spielstättenförderung – Publikum sitzt gern zuhause rum
  • es gibt so viele „geile“ Songs pro Jahr, und am Ende des Jahres hat kaum mehr jemand einen davon auf der Leitung : nicht selten nichtmal mehr die eigenen – die Vergesslichkeit – am Ende war es wieder Coltrane [lach]
  • jazz und Internet beißt sich das? Wie kann man eigentlich von Jazz als Nischenprodukt ausgehen – das ist absurd
  • habe dieses Tape gesehen: schon krass : sieben Männer zwei Fraktionen – Hegelsche Dialektik – aus dem das Individuelle dem Kollektiven Rechtfertigungen schuldig wird | Doldinger Brötzmann : https://youtu.be/rjwXaBbTA94?si=h56czvUc-qV_YfE- | fürchte: die Stammtische reden noch immer so
  • Mehrschichtiges ist schwer vermittelbar, setzt sich aber fest: wer will nur „eindimensional“ (an)gesehen werden
  • ich habe pro Jahr mehr als 500 solcher „geiler“ Songs und sehe dann einen Jazz-Live-Auftritt im „live-stream“, den 9 bis 12 Schweigende „mitnehmen“ – da stimmt etwas nicht – Vermittlung, Werbung, Darstellung, Mitteilung, die meisten warten wohl darauf, dass die Süddeutsche bei ihnen anklopft – das passiert eher selten, bedenke noch, dass auch sie nur hinter den Sachen her sind, die keinen „Schaden“ anrichten, indem sie denen folgen, denen viele folgen – absurd, ist aber so | gäbe es da nicht die Geheimnisumwitterer.
  • der Patient ist nicht vermittelbar: wir geben ihm beste Wünsche mit auf den Weg | es gibt noch welche, die an ihn glauben – wenig absurd bei der Gemengelage an guter Musik – gerade auch in D-Land | nicht gleich einschlafen bitte
  • wieso bekommen wir alle nasdaqlang all die „nordischen Länder“ (Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland) „auf den Schirm“ – müssen aber die „eigenen Leute“ ständig „suchen“ – ich habe das für mich so formuliert: „weil die Ferne faszinierender ist “ – das hat auch mit „Abstand“ zu tun? Sich zu viel Abküssen unter Eigenen lädiert das Immunsystem? | Chicago London Johannesburg – der Jazz bleibt exotisch – Hamburg, Wilhelmshafen, Saarlouis, der Jazz wird privat. Wilde Welt.
  • kann man Jazz kommunizieren – mit Worten?
  • unter Kennern kennt man sich – habe auch vernommen, dass man am Abend noch nicht weiß, mit wem man morgen spielt – das Beste sei noch immer eine „Band“
  • Mitreißendes – Mitreisende gesucht – es reist in alle Himmelsrichtungen, es reißt der Kontakt – Bindungskraft soll es über „Szene“ geben – die bleibt unter sich
  • Musik bleibt abstrakt und schürft am Illusionsgebilde
  • landart – performance – echtzeit – stell dir vor du arbeitest das – stell dir vor, es wäre keine Kamera vor Ort, nichtmal ein Mikrophon – stell dir vor, der Strom bleibt aus – stell dir vor, du hast es raus – stell die vor: jeden Abend das Kontrabass durch die Stadt tragen.
  • Kompass gesucht, keine Gatekeeper oder Türsteher
  • Harmonie-Bildung – das Archaische suchst du vergeblich – es bleibt Mythenextrakt – heute wieder gedacht: Text und Jazz haben nichts gemein, außer dass die einen so tun als spielten sie das andere
  • wen zuerst austauschen, Musizierende oder das Publikum? Da das Publikum diffuss, unsichtbar und geheimnisvoll selbstgenügsam wirkt, tauschen sich Musizierende freiwilig aus – so oder so. Wo Töne entweichen.
  • manche Tage habe ich mehr als 30 Aufnahmen auf dem Tisch und soll jeweils dazu etwas schreiben – geht rein physisch nicht – gibt es zur Schreibblockade auch ein musikalisches Äquivalent? Meine: Wenn gar nichts geht, eine Beethoven Fingerübung geht immer – eine Goethe oder Schiller Schreibübung eher weniger: stell dir eine Miles oder Shorter Kadenz vor und dagegen einen Haiku oder einen Loveletter
  • du liest das Wort Zeitgeist und weißt, Madonna ist gemeint
  • u.a.

Jazz Albums Review 2021 Germany – Moers

Leider nicht mehr verfügbar: drei Tage Moers Festival in voller Länge (Jazz Albums Review 2021 Germany)

  1. moers festival LIVE 22/05/21 – ARTE Concert: 13:15-13:40: moers sessions I w/ Nora Mulder, Kevin Shea, Joe McPhee, Mary Oliver, Majra Burchard 13:50-14:15: moers sessions II w/ Greetje Bijma, Ron Stabinsky, Joel Grip 14:35-15:50: ‘Femenine’ Julius Eastman, by ensemble 0 and AUM grand ensemble 16:10-16:55: THE RESONATORS 17:10-17:55: Picatrix & Han Bennink 18:10-18:55: Gordoa / Malfon / Edwards / Narvesen 19:10-19:55: [ISM] 20:10-20:55: Nihiloxica 21:15-22:00: David Murray Trio 22:05-22:50: Fendika & Han Bennink 23:30-00:15: Strictly Missionary
  2. moers festival LIVE 23/05/21– ARTE Concert: 13:45-14:10: moers sessions III w/ Fred Frith, Emilio Gordoa, Hamid Drake 14:20-14:45: moers sessions IV w/ Marie Nachury, Hubert Zemler, Matt Mottel & Ava Mendoza 15:00-15:50: Seicento Vocale & Richard Scott 16:10-16:55: Jamaaladeen Tacuma 17:15-18:00: Joëlle Léandre / Myra Melford / Lauren Newton 18:20-19:00: moersterclass 19:15-20:15: Schime & Muzikon 20:30-21:15: aerosolo#5: JOHN SCOFIELD SOLO Featuring John Scofield – Guitar 21:35-22:20: Sylvie Courvoisier Trio 22:25-23:10: C’est le Temps – C’est le Tango 23:50-00:35: CEL
  3. moers festival LIVE 24/05/21 – ARTE Concert: 13:45-14:30: Laura Schuler Quartett 14:40-15:20: Meeting Point, Julius von Lorentz + Beethovens große Fuge 15:40-16:25: Das Queue 16:40-17:10: ONCEIM – Orchestra of New Musical Creations and Experimentations: Laminaire 17:25-17:55: Elvin Brandhi & Joel Grip 18:10-19:10: ONCEIM – Orchestra of New Musical Creations and Experimentations: Occam Ocean 19:25-20:10: Le Grand Sbam – Furvent 20:30-21:15: Back to Basics

stefan karl schmid

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