Deutscher Jazzpreis 2022 aus Bremen
Deutscher Jazzpreis 2022 aus dem Metropol Theater Bremen
Daniel Erdmann (sax), Lucia Martinez (dr), Ronny Graupe (g) Moderation: Hadnet Tesfai, Götz Bühler
„Von Theodor Adorno ist überliefert: Jazz hat mit Kunst überhaupt nichts zu tun.“ Claudia Roth in ihrer Laudatio. „Jazz sei nur ein Produkt der Kulturindustrie, die eine standardisierte Musik vermarkte. So Adorno. Auch große Geister können irren.“ So Claudia Roth. (…) „Mir ist es eine außerordentliche Freude, dass wir mit dem Deutschen Jazzpreis eine Auszeichnung vergeben, die kreative Schaffenskraft, Vielfalt und vor allem die künstlerische Qualität des Jazz hervorheben. Die Musiker und Musikerinnen des heutigen Abends werden uns im Wortsinn spielend davon überzeugen. Trotzdem erfährt der Jazz hierzulande im Vergleich zu anderen Genres der Musik oft nicht die öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung, die er verdient. Das wollen wir mit unserer Jazzförderung ändern über die Iniziatve Musik, über den Musikfond und eben mit dem Jazzpreis.“
Co-Moderation Maria Kelling Bergner und Dietmar Wunder
1 Die Nominierten in der Kategorie großes Ensemble : Jazzrausch Bigband, Trickster Orchestra, Rebecca Trescher Tentett
Der Preis geht an Trickster Orchestra:
Transscript: Sie verstehen Musik als Ausdruck einer Sehnsucht, einer gesellschaftlichen Utopie von kulturell diversen und multitraditionellem Miteinander. Als künstlerisches Mittel wird die Verschmelzung von traditioneller Musik des asiatischen, arabischen und europäischen Raumes gewählt.
Sie zeigen verschiedenste kulturelle Wurzeln und spielen auf traditionellen Instrumenten wie Shang, Nay, Kawala, Koto, Kanun oder Oud.
Das Ensemble agiert als transkulturelles Kollektiv und schafft eine Klangsprache, in der die verschiedenen nationalen und kulturellen Quellen in einem gleichberechtigten Miteinander verschmelzen.
Genau wie ein Trickster, ein Unruhestifter, der mit scheinbar festgelegten Regeln bricht und dadurch etwas komplett Neues schafft.
Und so wird das Ensemble zu einem visionären, gesellschaftlichen Roll-Model im Kleinen für eine utopisch anmutende Hoffnung des menschlichen Miteinander im Großen
2 Die nominierten in der Kategorie Vocal: Jelena Kuljic, Fola Dada, Cymin Samawatie
Der Preis geht an Fola Dada:
3 Die nominierten in der Kategorie Blechblasinstrumente: Shannon Barnett, Sebastian Studnitzky, Heidi Bayer
Der Preis geht an Shannon Barnett:
4 Die nominierten in der Kategorie Keybords: Joachim Kühn, Pablo Held, Michael Wollny
Der Preis geht an Pablo Held:
5 Die nominierten in der Kategorie Gitarre: Kalle Kalima, Ferenc Snétberger, Johan Leijonhufvud
Der Preis geht an Ferenc Snétberger:
Transscript: Sonderpreis der Hauptjury, anmoderiert von Beate Sampson: Ein Preis beyond jeder Kategorie sozusagen: Jazz, geboren als Ausdrucksform der Unterdrückten, der Marginalisierten, der Ausgebeuteten, muss Antworten finden auf die Gewalt, die in unseren Gesellschaften aufflammt, auf die Ignoranz, die künftigen Generationen die Lebensgrundlage entreißt.
Es gibt keine ruhige Minute – die Ausgezeichneten sind kein Ensemble im klassischen Sinne, nein, nein, ihre Arbeit zeigt eine wütende, eine frustriete, künstlerische, chaotische und vor allem immer wieder trotz allem eine hoffnungsvolle Reaktion.
Umarme die Ratlosigkeit, heißt es im Vorwort der Begleitpublikation des Albums. Vielleicht ist es genau das, was wir dieser Tage brauchen: ein Eingeständnis, dass es keine einfachen Antworten gibt. Und der Wille, uns gegenseitig zu bestärken, um gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen.
Der Preis geht an Sebastian Gramss‘ Hard Boiled Wonderland für das Album Music Resistance: „Wir müssen auch als Musiker irgendwie eine Art von Reaktion, eine Antwort künstlerischer Art finden, die aber nicht im Elfenbeinturm stattfindet.“
Wir müssen auch an die Länder denken, wo es keine Art von Förderung gibt, ich denke, wir leben hier schon in einer Art von Paradies, da solche Sachen möglich sind. Bei einem Konzert hat mal jemand gefragt, ob wir überhaupt vom Staat gefördert sind mit diesem antistaatlichen Projekt (), und dass so etwas möglich ist, ist toll, aber es ist eben nicht in allen Ländern so, und deswegen werden wir das in internationale Projekte und Kooperationen stecken. Okay und vielen Dank und das Wort an Tamara Lukasheva:
Bis vor kurzem hätte man gedacht, die Zeit der Kriege sei lange vorbei, aber das, was wir gerade in der Ukraine erleben, ist nichts anderes als das Erwachen eines Monsters aus einem scheinbar tiefen Schlaf. Eines Monsters aus dem 20igsten Jahrhundert, von dem wir alle hofften, es wäre tot. Das ultimative Böse auf der Welt hat keine Nationalität. Es wächst und gedeiht am besten dort, wo Menschenrechte, Pluralismus, das Recht auf freie Rede nicht mehr gegeben sind. Daher ist die Kunst der Feind jeder Diktatur und immer eines ihrer ersten Opfer – und die Wahrheit natürlich.
Es ist inzwischen schon ein paar Jahre her, dass Sebastian Grams mich anrief und fragte, ob ich Lust hätte, bei einem Projekt mitzumachen, dessen Fokus sich auf die umfänglichen Probleme des Planeten richtet, um diese aus vielen verschieden Perspektiven heraus zu schildern. Wir alle wissen, wie die Geschichte des Jazz entstanden ist. Es war die Musik der Freiheit. Der Freiheit, für die man kämpfte. Deswegen sind viele Aufnahmen der alten Jazzmeister noch heute so überwältigend.
Zeiten ändern sich. Wir sind inzwischen in vielerlei Hinsicht auf einem neuen Level angelangt. Die Haltung: mich geht das nichts an, ich mach lieber was im Garten, ist jedenfalls nach wie vor sehr gefährlich. Gerade wir als Künstler und Musiker dürfen nicht vergessen, was unsere eigentliche Aufgabe ist. Wir wollen versuchen, auf einer tieferen Ebene zu vermitteln über das Rationale des Kopfes hinaus direkt, um das Unbewusste zu erreichen, denn dort befindet sich vielleicht verborgen und verschüttet das echte Wir.
Aus dieser Perspektive betrachtet ist unsere Tätigkeit nicht nur wichtig, sondern absolut notwendig. Aber glauben Sie mir, es ist wesentlich leichter, ein Stück über persönliche schwierige Phasen im Leben zu schreiben. Man kann dabei sogar anonym bleiben und sich hinter den Skalen, Klängen und Rhythmen verstecken, ich muss immer wieder an Strange Fruit von Billie Holiday denken, ein Stück, das kaum gespielt wird und das trotzdem jeder kennt. Dessen Inhalt erlebt ist. Nicht ausgedacht.
Der erste Schritt ist also, sich nicht unter Gleichgesinnten in der eigenen Blase zu verstecken, sondern mutig und ehrlich die Dinge anzuschauen. Sich selbst und die anderen zu beobachten, um aus dem, was man in sich trägt, vielleicht eine ehrliche Kunst machen zu können. Das sagt sich leicht. Ist natürlich aber viel Arbeit. Was über die Wahrheit, was wir studiert und gelernt haben, hinausgeht.
Habe ich damals, als Sebastian mich anrief, gewusst, was für eine Herausforderung es sein würde, bei einem solchen Projekt mitzumachen?
In den Städten und Bunkern der Ukraine jedenfalls werden noch immer Konzerte gegeben.
https://hardboiledwonderland.bandcamp.com/
Weitere Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie auf der Homepage des Deutschen Jazzpreis:
Bass: Robert Landfermann | Holzblasinstrumente: Gebhard Ullmann | Schlagzeug: Oliver Steidle | Besondere Instrumente: Aly Keïta | Künstlerin des Jahres: Charlotte Greve | Band des Jahres: Punkt.Vrt.Plastik
Sowie die Preisträgerinnen und Preisträger international: Emile Parisien, Sylvie Courvoisier, Linda May Han Oh, Marilyn Mazur, Michael Mayo, Sons of Kermet, Charles Lloyd, Gretchen Parlato, Tijn Wybenga,
Alben des Jahres:
Instrumental: Nils Wogram Muse | Vocal: Efrat Alony Hollywood isn’t calling | Debüt des Jahres: Magro – Trippin |
Youtube: https://youtu.be/k3o9W4FQ414?t=1601 ab Minute 25:00
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