House of Jazz Alte Münze – C‘est la vie
House of Jazz Alte Münze – C‘est la vie
Laut Bund des Steuerzahlers handelt es sich bei der Alten Münze um eine Bruttonutzfläche von 15.500 qm auf einer Grundstücksfläche von 8500 qm, die es zu sanieren gilt für ein House of Jazz, was lt. Bund des Steuerzahlers schon jetzt mit 113,5 Mio veranschlagt wird bei ursprünglich angesetzten 12.5 Mio, die unter Rotrotgrün auf 35 Mio anwuchsen, auch der Bund wollte sich beteiligen – im Artikel des Bund der Steuerzahler steht angedeutet:
Nach dem aktuellen schwarz-roten Koalitionsvertrag will sich die Berliner Landesregierung aber nur noch dafür einsetzen, dass „die Alte Münze zeitnah und konkret zu einem Ort der freien Szene für Produktion und Präsentation und der Clubkultur, basierend auf einem nachhaltigen Nutzungskonzept und Betreibermodell“ entwickelt werden soll.
Dahinter verbirgt sich ein langfristiger Mietvertrag mit den Spreewerkstätten GmbH, das House of Jazz wird nicht kommen, es soll stattdessen ein Club- und Kulturzentrum entstehen – es folgt der Hinweis auf die klimaschutzbedingte Aussetzung der Schuldenbremse, da soll mal der Bund, vertreten durch Claudia Roth, Stellung beziehen – Klima versus Kultur.
Für die Freunde des House of Jazz scheint noch nicht offensichtlich, dass ihr House of Jazz nur eine Idee war von Till Brönner, jetzt aber ein Club und Kulturhouse wird, sie feiern lieber berauschende Feste bis tief in die Nacht – zu feiern gibt es: die Projektleiterin des House of Jazz ist ab 01.03. Direktorin des Jazzinstituts von Darmstadt und hat somit gewiss einen guten Draht ins hessische Kultusministerium und von dort aus zurück ins Kulturstaatsministerium – den kurzen Draht wird es nötig haben, um hin und wieder eine Buchpräsentation zum Thema Jazz im Club und Kulturhouse zu ermöglichen (unter Freunden) in der dann für inzwischen rund 200 Mio noch nicht fertiggestellten aber zu Teilen nutzbaren Neuen Berliner Club und Vip Lounge. (Dem künftigen Center of Musicculture, oder wie auch immer das Ding nachher heißen wird)
Der Tagesspiegel vom 11.02.2024 **** kennt sich aus in Sachen Immobilien, die man meistbietend versilbern könnte, statt sie mühselig sich selbst zu überlassen – schließlich gab es eine Aktionswoche für das House of Jazz via RBB – dort weiß man offenbar noch nicht, dass es nichts wird mit dem House of Jazz – sie sind ganz in Party-, Camping- und Plauder-Laune : Stop Over RBB über einen Ort, “den alle haben wollen”– “wie fühlt sich das an: Wohnen im Maschinenraum des Jazz?”, “Ich gehe ins Jazz House und sehe Jazzerinnen wie sie Tischtennis spielen” – “in diesem Haus für Offenheit” – “es lohnt sich täglich auf die Webseite zu gucken:“ zentrum-under-construction.berlin: bestechendes Web-Design, die Konzerte wären sporadisch und die Küche durchdrapiert.
Eine Veranstaltung, die der Tagesspiegel mir einen Tag nach Ende der Veranstaltungs-Woche präsentiert – ein Zentrum, keine dreihundert Meter Luftlinie von meiner Hifi-Anlage entfernt, die Veranstaltung Stop OVER #1 habe ich übersehen und überhört – nicht untypisch für einen Musikfreund, der vor lauter Noten die Melodien nicht erkennt,
es gibt Text – als PDF: vom Jazzbegriff zur Homologie zwischen Struktur und Musik hast du einige Synthesizerkadenzen weiter das, worum es scheinbar geht: ein Haus ist ein Haus, das man gemeinsam nutzt – bedenke noch Vögelchen, flieg, das Thema war seit 2016 auf dem Tisch, acht Jahre später sitzen sie in dieser Patina-Architektur – und stehen am Lagerfeuer – und feiern ihren Traum.
Es gibt Bilder: “Vor uns irgendwo … vielleicht in weiter Ferne – wo aber stehen wir jetzt?” Du siehst Offenheit und Wandel – die Power der Interdisziplinarität, in diesem Wochenhaus of Jazz – ElbJazz Erfahrung sitzt mit am Tisch und spricht von Vielleicht-Konzerten, wir haben Probemöglichkeiten mit Oase:
: – der Text bleibt wie sein Vorhaben abstrakt – Kuratorinnen und Projektleiterinnen und wie sie sich nennen, kümmern sich um ihre anderen Jobs, hier wartest du sechs Jahre, sieben acht neun – vergebens – auf die Ankerinstitution Jazzhouse – wir proben Synkopen.
Es gibt Artikel, die nach wie vor vom House of Jazz ausgehen: Jazzthing: Berlin: Gesprächsrunde House of Jazz und House Of Jazz Berlin: Stop Over#1 – das lässt sich googlen: „house of jazz alte münze“ es ist viel von Enttäuschung, von Streit und von Gesprächsrunden zu lesen – neuerdings von Planänderungen, heimlich still und leise – das war so ambitioniert in den Himmel hinein, es war trotzdem so risikobefreit wie Chillout-Musik, es blieb ein Zentrum under Construction, es wollte offen sein, ein Work in Progress oder ein Konzept, das Flötentöne mit der Tuba koppelt, überall liegen Kabel – bis dato blieben Fluchtwegefragen offen.
Und Aus. Und Vorbei. Die Töpfe, um die es ging, wurden verschoben – was Substanz dieser Party ist: niemand beschwert sich. Man vermied Investorenspiele, die Lösung schien so einfach. Die das Jazzhouse wollten, lenkten ihre interdisziplinären Kräfte ins freudige Lächeln, heißt, es wird alles gut. Die Kraft, Macht und Power wechselte per Landtagswahl die Gewichtung, das Jazzhouse wurde plötzlich Streichergebnis – es verabschiedet sich freiwillig in unhörbare Obertonreihen – es bleibt der Verdacht: das House of Jazz wollte eh keiner, es war eine Till Brönner Idee – es wäre geradezu suspekt, käme der Jazz in Deutschland zu einer Erfolgsspur – geträumt.
Das war auch Lederers Credo: nichts überstürzen. Koffer auf Koffer zu. Es sollte einmal für 12.5 Millionen möglich sein, es wurden 32 Millionen, dann 35 und der Bund der Steuerzahler setzt mal eben für Bauabschnitt 1 die Summe von 113,5 Mio an – erlaubt sei die Frage: woher kommt die so präzise Kommafünf – das sind 500.000 – Kommafünf Mio – Kostenschätzung gleich pimaldaumen plus+, hatten wir (mehrfach).
Zwischenergebnis: das House of Jazz kommt nicht, die Spreewerkstätten legen ein sich selbst finanzierendes Konzept vor – und plötzlich kostet es den Senat nichts. Eine Subventions-Schub-Umkehr – wer da sein Glück nicht fassen kann. Die Stadtverwaltung nimmt sogar Miete dafür, geringfügige Kulturmiete. Koffer auf Koffer zu.
Es sollte ein Open House für Jazz sein, es wird ein Openhouse für Club und House-Musik – eine chromatische Tonleiter-Verschiebung – vom Spielplatz für Tonspiralen zum Bolzplatz für Tonspiralen, im Subtext der Website von Jazzunion oder IG Jazz ist erkennbar: entweder waren sie der Aufgabe nicht gewachsen, oder sie versuchten, in die Aufgabe hineinzuwachsen oder sie wussten einfach nicht, was das ist: ein House of Jazz.
Es fehlten noch die Kölner Jazzpolizei, die Veranstalter aus Regensburg, Schaffhausen, Leverkusen und Moers – stell dir die Jazzfixierung vor auf Berlin als Zentrum für Jazz in Deutschland – wo bleibt die Fläche? Da sind ein paar Schallplatten zwecks House of House einfacher aufgelegt und auch nicht so zeitintensiv dargestellt: the Party goes on.
Das House of Jazz sollte nicht sein wie das Lincoln Jazz Institute (New York), es sollte kein verlängerter Arm in die Philharmonie sein, es sollte den Jazz-Clubs der Stadt keine Konkurrenz machen, es sollte lieber kein Jazz-House (Lederer) werden, könnte aber so etwas sein wie auf dem Gelände der Kulturbrauerei (Lederer) – der neue Kultursenator Chialo, ein Techno und Rave-Fan, der auch Heavy Metal drauf hat, saß so gesehen schon an der Gewinnergeraden – abwarten, Tee trinken, ernten – ohne gesät zu haben – und Lederer sieht den Zug in seine Richtung fahren: sowas wie eine Kulturfabrik … zu günstigem Zins.
An diesem prädestinierten Ort zwischen Warner Brothers Music und Radialsystem – die Spree hoch folgen Universal und GANZ-Kreuzberg: es sollte hier der Ankerknoten für Jazz ausgeworfen werden – der liegt nun mangels Fürsprache auf dem Grund der Spree. Wir bekommen, was für Berlin beileibe neu ist: eine Non-Commercial–Zone für Softdrinks trinkende und chillende Leute, die an Tischen sitzen und Musikkostproben zu sich nehmen in Form von tiefergelegten Bass-Notes.
Ein Jazz-House, das morgen vielleicht wo anders hinzieht, steht so auf der Website, nun: das ist eben ein Jazzhouse, das vielleicht woanders hinzieht.
Sie werden die Formen der Clubkultur Berlins revolutionieren an diesem Ort – und ganz etwas Neues wagen. DJs stehen am Tresen, Kellner*innen shaken Body und Drink, ganz beseelt vom Bravo Jazz, ganz schön brav, der Jazz – den pressen wir hundertfach auf CD für die Familie, werfen sie als unhörbar in die Playlist und rufen: hey leute, macht mal Musik, ihr.
Wahrscheinlich aber, so will es der Fortschritt vielleicht auch: brauchen wir all diese Orte kaum mehr, wenn wir erst per Airdrop miteinander kommunizieren und endlich die ganzen Kabel verschwinden. Im Sinn der Klimakrisenbewältigung und ganz im Sinn des Bund für Steuerzahler.
Das geht ja alles so gar nicht, denkst du und musst es einsehen: es geht genau so.
Die CDU rettet einen Club in der Taz vom 10.03.2024
House of Jazz Alte Münze – C‘est la vie
**** In dem Artikel – der Senat spart 32 Millionen und die Spreewerkstätten bekommen einen über 30 Jahre laufenden Mietvertrag – das bedeutet laut Spreewerkstätten eine Verstetigung der Club-Cultur : Wir wollen Räume entwickeln, in denen Clubkultur in allen Facetten möglich ist. Felix Richter, Geschäftsführer der Spreewerkstätten GmbH – Jazz als Teil der Clubkultur bleibt also übrig vom großen Wurf. Das Warten hat sich gelohnt.
CLUBHOUSE WIR CHILLEN
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In diesem Artikel: Berlin Jazz House of Jazz war noch eine gewisse Vorfreude zu lesen – verpufft (.)
