Jazz Albums Portugal Review 2021
Jazz Albums Portugal Review 2021
Was fällt dir zu Portugal ein. Die Frage erschien so im Netz: Die Antworten: Porto, Lissabon, Portwein, Straßenschilder aus weißem Stein, Jacobsweg, gutes Essen, nette Menschen, Entkriminalisierung der Drogen, das Bayern Spaniens, bestes Land in Europa und wunderschöne Strände, Algarve, Stockfisch und Gazpacho – Ronaldo, der Musikstil Fado wird dreimal erwähnt. Benannt werden Amalia Rodriguez und Salvador Sobral.
Jazz in Portugal – scheint es nicht zu geben. Zwei Jazzlabels von Rang kommen aus Portugal. Die Clean Feed Records. und Carimbo PortaJazz. Ein Indie Label von Rang kommt aus Portugal: Robalomusic. Meine erste persönliche Assoziation: Maria João gesehen in Düsseldorf 1986 in einem kleinen Altstadtjazzkeller, vielleicht dreißig Zuschauer, ein vokales Feuerwerk.
Suche eine Liste Portugiesischer Musikerinnen. Finde eine von Jazzfestivals in Portugal: Stoße wieder auf den Artikel vom Downbeat aus 2017. Daraus nicht ersichtlich wird, wann und wie der Jazz nach Portugal kam, ausfindig gemacht wird aber der Pionier Villas Boas, der ein Jazzradio in Portugal etablierte und auch einen Jazzclub gründete 1948, den Hot Club de Portugal in Lissabon. (Ein Wunder, oh Wunder, einer der ersten Jazzclubs in Europa. Prüfen!)
Im Weiteren erkennt man dann erstmal nur Jazz als Importware, Namen Namen Namen, selbstverständlich nur große Namen, Blakey, Gillespie, Monk, Coleman, Gordon, etc. In der Kürze auch hier der Blick auf die Festivals fällt, die sich Anfang der Achtziger Jahre in Portugal etablierten. Immerhin: Heutzutage sei das schon etwas ernstzunehmender, da sich so Namen wie Esteves da Silva (p), Maria João (voc), Nuno Ferreira (g), Luis Candeias (dr), Ricardo Toscano (sax), Susana Santos Silva (tp) and Carlos Barretto (b) etabliert haben.
Trotzdem könnte die Verbreitung besser sein, zwar wird seit den Sechzigern einmal täglich für fünf Minuten zum Jazz geblasen im Radio, aber im Fernsehen ist Jazz fast gar nicht präsent. Erwähnt wird die erste Jazzaufnahme Portugals aus dem Jahr 1972: Die LP ESTILHAÇOS vom Steve Lacey/Steve Potts Quintett. Abgehoben wird noch einmal auf die beiden Jazz Clubs Hot Club de Portugal in Lissabon und das Solao Brasil in Coimbra, nicht gerade viel für ein zehn Millionen Volk.
Trotzdem sei das Level der Musiker auch in Portugal sehr hoch und immerhin mit seinen beiden sehr bekannten und auch erfolgreichen Labels Porta Jazz und Cleanfeet Records durchaus konkurrenzfähig – und aber auch, so sehe ich das: das Netz trägt ebenfalls kaum zur Verbreiterung des Jazz in Portugal bei, abzulesen allein daran, dass die Links im Downbeat Artikel nicht mehr zum Ziel führen. Auf kurz oder lang das Netz jeden zu ermüden scheint.
Back to the Roots also? Tja. Wir wissen inzwischen, dass Jazz elitär erscheint, etwas für die gehobenen Schichten und die Verbindung zum Straßengeschehen mehr oder weniger gekappt hat, oder auch nicht mehr will, es organisieren das alles Veranstalter und Agenturen und hin und wieder meldet sich eine politische Stimme, dass es mehr Geld geben müsste. Das führt am Beispiel Deutschland dazu, dass sich die Szene erstrecht akademisiert.
Lassen sich solche Maßnahmen dann auch für Portugal ausrufen – denke, eher nicht. Solange der Jazz aus sich heraus keine Kraft entwickelt, sondern „konkurrenzfähig“ bleiben will – was im Kontext nichts anderes heißt, als: wer die besseren Partner hat gewinnt – so werden wir noch ewig auf eine portugiesische Fitzgerald warten oder auf einen Miles Davis aus Porto.
Möglicherweise muss der Kontext dann eben doch auch aufgeweitet werden und der Fokus nicht so sehr auf Leistung, Technik oder Virtuosität gesetzt werden, sondern auf Klang, Sound und Stimme. Wenn es mit dem Jazz wieder gehen soll, scheint es eine Rettung zu geben nicht sosehr über den ausschließlich avantgardistischen Ansatz und auch nicht über seine nur rhetorisch so geführte Widerständigkeit, sondern über seine Zuwendung zu dem, was als verpönt gilt: dem Song, dem Beat, dem Kanon.
Alles beim Alten belassen wollen und Nostalgiefotos von der Algarve, von Lissabon oder von Madeira zu schießen, aber bitte keine Avantgarde-Diskussionen führen. Ja, oder: alles entlang der Mittelstandsnovelle bitte – nur keine Offerten. Offenbar. Wo so viele Missverständnisse darüber im Raum schweben. Und bitte nicht auf Kosten einer so erfrischenden und neuen Szene, und bedenke: die Musikgeschichte ist nicht zu Ende geschrieben, sie hat erst begonnen.
Zu den Beispielen: vorweg die dem Song Verschriebenen, gefolgt von „avantgardistischeren Ansätzen“
Wie immer gilt: Erst wenn du dich auseinandersetzt mit den Dingen, hast du etwas von ihnen.
Aber sicher doch.
Jazz Albums Portugal Review 2021
Miguel Ângelo Quarteto – DANÇA DOS DESASTRADOS – Miguel Ângelo (b), João Guimarães (sax), Joaquim Rodrigues (p), Marcos Cavaleiro (dr)
Puzzle 3 – D – Pedro Neves (p), João Paulo Rosado (b), Miguel Sampaio (dr)
Nuno Costa – Cenas de uma Vida no Bosque Meraki – Nuno Costa (g), Rita Maria (voc), Luís Cunha (tp), César Cardoso (sax), Óscar Graça (p), André Rosinha (b), André Sousa Machado (dr)
André Matos – Estelar, André Matos (g)
Javier Subatin – Mountains – Javier Subatin (g), Demian Cabaud (b), Pedro Melo Alves (dr), João Mortágua (sax), Ricardo Jacinto (ce), Samuel Gapp (p)
Javier Subatin – Website
Ritual Habitual – Pagan Chant – Riccardo Marogna (sax), Gonçalo Almeida (b), Philipp Ernsting (dr)
Ritual Habitual
Chema Penalver – O Que Ja Importa – Afonso Pais (g), Capicua (voc), João Correia (dr), João Hasselberg (b), Margarida Campelo (voc), Maria Luísa (voc), Nazaré da Silva (voc)
Sara Serpa – Intimate Strangers – Sara Serpa (voc), Emmanuel Iduma (spoken word), Sofía Rei (voc), Aubrey Johnson (voc), Matt Mitchell (p), Qasim Naqvi (synth)
Friends & Neighbors – The Earth is # André Roligheten (sax), Thomas Johansson (tp), Oscar Grönberg (p), Jon Rune Strøm (b), Tollef Østvang (dr)
Pedro Carneiro Pedro Melo Alves – Bad Company – Pedro Carneiro (marimba), Pedro Melo Alves (dr)
Jazz Albums Portugal Review 2021
Portugal Review 2021
Reviews 2020
Reviews 2019