January 2022

Jazz Albums Review January 2022

Jazz Albums Review January 2022

Wer schon immer nicht wissen wollte, was andere auch nicht wissen, nämlich: Was ist Literatur oder was ist Musik? Greife zum Buch und lese über die Perspektiven der Musikphilosophie und gehe danach eintausend Schritte vor die Tür, kehre um und höre Musik. Und wünsche mich an einen Ort, wo das Denken nicht mehr will, nicht mehr sein muss und auch nichts kann. Perspektiven der Musikphilosophie, herausgegeben von Wolfgang Fuhrmann und Claus-Steffen Mahnkopf.

Die Liner Notes, wie man sagen würde beim Anblick oder Anhören einer Schallplatte, lesen sich für das Buch so:

Musik ist eine Herausforderung für die Philosophie – die von dieser oft nicht angenommen wurde. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch die Musikphilosophie im deutschsprachigen Raum als ein zunehmend dynamisches interdisziplinäres Feld zwischen Philosophie, Ästhetik und Kunsttheorie, Musikwissenschaft, Musiktheorie und musikalischer Praxis entwickelt. Die Beiträge dieses Bandes, u. a. von Daniel Martin Feige, Gunnar Hindrichs, Richard Klein, Cosima Linke und Matthias Vogel, ziehen erstmals ein Fazit und beleuchten die Perspektiven des mittlerweile ausdifferenzierten Diskurses über diese scheinbar unmittelbarste und zugleich begrifflich am schwersten fassbare künstlerische Ausdrucksform.

Das war denn fast schon alles, was man dazu zu sagen hat, dachte ich im Ohrensessel.

Matthias Vogel: Was Musikphilosophie ist, lässt sich mit einem Satz beantworten: Musikphilosophie ist der Versuch, mit philosophischen Mitteln über Musik nachzudenken.

Wenn das der eine Satz gewesen sein soll, wird man beim Lesen feststellen, dass Sprachzeichen zu Notenzeichen werden und der höhere oder der tiefere Sinn bleibt verborgen, denn noch häufiger ist es eher anders herum: Etwas zu hören, was du nicht hören willst, kannst du erst verstehen, wenn du es wirklich hörst. Nur: Was ist wirkliches Hören, was wirkliches Verstehen.

Und vor der Musik, so mein Eindruck, ist Sprache eher verunklarend oder leutselig, oder wie ich es auch schon dachte: All die abstrahierenden Begriffe, wenn es um Musik geht, und am Ende steht ein kläglicher Werbetext, der ebenfalls nichts als Enttäuschung induziert.

Und so besinnt man sich, ohne etwas falsch machen zu können, der Konventionen und bespricht noch einmal Adorno, lässt neue Namen auftreten und tauscht alles aus, was die, die es untereinander austauschten, schon wissen, und druckt es in ein Buch, ein weiteres Buch über Adorno, der es mit dem Jazz nicht so hatte, weil er Jazz mit Duke Ellington gleichstellte. (Die Redundanz der Wahrnehmung)

Deswegen wir die Rezeption auf oder über Musik wieder den Laien überlassen und die machen daraus regelmäßig einen Geschmacksmustertest. Und sobald in der ersten Kadenz das Diatonale eines Saxophons erklingt, reißen sie den Kopfhörer vom Ohr und rufen, nein, nicht meins, das ist Jazz, ich schaff das nicht mehr. Jazz. Sag lieber Physiognomie und Charakter dazu.

Man könnte an dieser Stelle einwenden, dass der Gang auf die Straße mit 1000 Metern bemessen zu kurz geraten sei, man ihn um weitere 8000 Meter erweitert hätte haben sollen, um daraus eine bessere und stabilere Lehre zu ziehen:

Dass Musik nämlich, je nach Tagesform, nie der eigenen physiologischen Form entspricht, man sich also durchaus unterschiedliche Formen zur gleichen Zeit vorstellen kann, um nicht wieder in den Verdacht zu geraten, man sei dabei, etwas Komplexes zu simplifizieren. Und wenn Philosophen etwas versachlichen oder verdinglichen, wird es ohne die Vielfachform dessen kaum möglich, einen Text über mehr als zweitauend Meter Distanz zum Text in sich zu vereinen.

Man müsste ihn also von sich weisen oder einfach so tun, als sei das ebenfalls Jazz, bei dem du vom ersten Ton an weißt, dass du den zweitausendsten Ton nicht mehr hören oder verstehen kannst, da der erste Ton wieder vergessen ist.

Auch das ist Jazz: Hinten heraus entsteht ein anderes Ding als vorne hinein angedacht.

Das Buch also kann man Philosophen empfehlen, Jazzmusikerinnen würde ich empfehlen, es weiterhin mit der eigenen Komplexität aufzunehmen und die eigene Kadenzenlage über die Dissonanzenlage der Philosophie zu stellen, denn die wird ihre Worte über die Töne setzen und daraus Fußnoten machen.

Ich für meinen Teil überlebe all diese atonale Tracht nur, indem ich die mir von Musikerinnen ausgelegten Pfade breiter trete und mir immer wieder neue Stücke anhöre und auch neue Ideen. Das Buch, von dem ich hier angefangen habe, muss ich dabei nicht von vorne nach hinten durchgearbeitet haben, sondern hin und wieder daraus zu frühstücken beabsichtigen, um vielleicht doch noch zu verstehen, was Musikrezeption wirklich sei:

Christian Grüny in Vor und nach der Musik: „Die Krise, die der Neuen Musik in jüngerer Zeit vielfach attestiert wurde, ist sicherlich auch eine des Begriffs.“

Wir wechseln zu den Empfehlungen, wie immer willkürlich die Auswahl und ganz nach dem härtesten Urteil aller Laien: es muss mir schon auch ein bisschen gefallen haben, was ich hörte. Denn Geschmacksfragen, haben wir uns angewöhnt zu behaupten, sind über den Begriff des Geschmacks hinaus auch Empfindungs- und Zustandsfragen. Und emotionale Fragen und Zustandsmomente im Raum der Differenz und Divergenz.

Hier nun die Empfehlungen für Januar 2022 an einem saxophonen Mittag mit Bass, Gitarre, Orgel und Stimme. Die Philosophen und Philosophinnen werden es mir nachsehen, dass ich ihr Buch nicht wie ein Konzert zu mir nehmen kann, sondern dafür mehr Zeit benötige als es ein Zweistundenkonzert bietet.

english
 

If you’ve always wanted to know what others don’t know, namely: What is literature or what is music? Pick up a book and read about the perspectives of music philosophy and then take a thousand steps outside the door, turn around and listen to music. And wish yourself to a place where thinking no longer wants to be, no longer has to be and can do nothing. Perspectives on the Philosophy of Music, edited by Wolfgang Fuhrmann and Claus-Steffen Mahnkopf.

The liner notes, as one would say when looking at or listening to a record, read like this for the book:

‚Music is a challenge to philosophy – which has often not been taken up by it. In recent decades, however, the philosophy of music in German-speaking countries has developed into an increasingly dynamic interdisciplinary field between philosophy, aesthetics and art theory, musicology, music theory and musical practice. The contributions in this volume, by Daniel Martin Feige, Gunnar Hindrichs, Richard Klein, Cosima Linke and Matthias Vogel, among others, draw a conclusion for the first time and shed light on the perspectives of the now differentiated discourse on this seemingly most direct and at the same time most difficult to grasp artistic form of expression.

That was almost all I had to say about it, I thought in my armchair.

Matthias Vogel: What philosophy of music is can be answered in one sentence: philosophy of music is the attempt to think about music using philosophical means.

If that was the one sentence, when you read it you will realize that speech marks become musical notes and the higher or deeper meaning remains hidden, because it is more often the other way round: you can only understand something that you don’t want to hear when you really hear it. But what is real hearing, what is real understanding?

And before music, my impression is that language tends to be rather ambiguous or affable, or as I already thought: all the forms of abstraction and abstracting terms when it comes to music, and at the end there is a miserable advertising text that also induces nothing but disappointment.

And so, without being able to do anything wrong, one recalls the conventions and discusses Adorno once again, lets new names appear and exchanges everything that those who exchanged it among themselves already know, and prints it in a book, another book about Adorno, who didn’t have it in for jazz because he equated jazz with Duke Ellington. (The redundancy of perception)

That’s why the reception of or about music is once again left to laypeople, who regularly turn it into a taste test. And as soon as the diatonal of a saxophone is heard in the first cadence, they tear the headphones from their ears and shout, no, not mine, that’s jazz, I can’t take it anymore. Jazz. Say physiognomy and character instead.

At this point, one could argue that the 1000-metre walk on the street was too short, that it should have been extended by another 8000 meters in order to draw a better and more stable lesson:

Namely, that music, depending on the form of the day, never corresponds to one’s own physiological form, so one can certainly imagine different forms at the same time in order to avoid the suspicion again that one is simplifying something complex. And when philosophers objectify or reify something, it is hardly possible to unify a text over a distance of more than two thousand meters without the multiple form of the text.

So you would have to reject it or simply pretend that it is also jazz, in which you know from the first note that you will not be able to hear or understand the two thousandth note, because the first note has been forgotten.

That too is jazz: a different thing emerges at the back than what is conceived at the front.

So the book can be recommended to philosophers, but I would recommend jazz musicians to continue to deal with their own complexity and to place their own cadences above the dissonance of philosophy, because philosophy will place its words above the notes and turn them into footnotes.

For my part, I only survive all this atonal garb by treading the paths laid out for me by female musicians more broadly and by constantly listening to new pieces and new ideas. I don’t need to have worked through the book I’ve started here from front to back, but rather intend to have breakfast from it every now and then in order to perhaps still understand what music reception really is:

Christian Grüny in Vor und nach der Musik: “The crisis that has been widely attributed to New Music in recent times is certainly also one of the term.”

We move on to the recommendations, as always an arbitrary selection and according to the harshest judgment of all laymen: I must have liked what I heard a little. After all, we have become accustomed to saying that questions of taste go beyond the concept of taste and are also questions of emotion and state. And emotional questions and moments of state in the space of difference and divergence.

Here are the recommendations for January 2022 at a saxophone lunchtime with bass, guitar, organ and voice. The philosophers will forgive me for not being able to take their book with me like a concert, but needing more time for it than a two-hour concert offers.

Jazz Albums Review January 2022

Oz Noy Riverside Cover
Riverside
von Oz Noy, Ugonna Okegwo, Ray Marchica
21.01.2022

Oz Noy Riverside , Oz Noy (g), Ugonna Okegwo (b), Ray Marchica (dr)

Website | Wikipedia | Pressrelease| Referenz Guitarplayer

Emile Parisien Louise
Emile Parisien Louise
28.01.2022

Emile Parisien Louise

Emile Parisien (sax), Theo Croker (tp), Roberto Negro (p), Nasheet Waits (dr), Joe Martin (b), Manu Codjia (g)

Emile Parisien Wikipedia | Theo Croker Website | verhoovensjazz

Jazz Albums Review February 2022 Emile Parisien

Karthago
von Ilaria Capalbo
Karthago
von Ilaria Capalbo
14.01.2022

Ilaria Capalbo Karthago Ira Capalbo (b), Thomas Backman (sax), Fredrik Nordström (sax), Andreas Hourdakis (g), Fredrik Rundqvist (dr), Tobias Wiklund (tp), Mats Äleklint (tromb)

Website | Jazzfuel

Little North Familiar Places Cover
Familiar Places
von Little North
21.01.2022

Little North Familiar Places Benjamin Nørholm Jacobsen (p), Martin Brunbjerg Rasmussen (b), Lasse Jacobsen (dr), Kasper Tranberg (tp), Viktor Spasov (g)

Website | Jazzfuel

30 Years of Success
von Pierre Vervloesem Group
30 Years of Success
von Pierre Vervloesem Group
21.01.2022


Pierre Vervloesem Group
30 Years of AccessPierre Vervloesem (g), Bruno Vansina (sax), Nicolas Dechêne (b),
Peter Vandenberghe (p), Pierre Vervloesem (g), Renaud van Hooland (dr)

Website | Wikipedia | jazz fun | Zig Zag World

Anna von Hausswolff Live at Montreux Jazzfestival Cover
Live at Montreux Jazz Festival
von Anna von Hausswolff
14.01.2022

Anna von Hausswolff Live at Montreux Jazzfestival Anna von Hausswolff (voc) (org), Maria von Hausswolff (voc), Filip Leyman (synth), Ulrik Ording (dr), Karl Vento (g), Joel Fabiansson (g), David Sabel (b), Justin Grealy (sound engineer)

Wikipedia |Betreutes Proggen

'S Wonderful
Per Møllehøj, Kirk Knuffke, Thommy Andersson
‚S Wonderful
Per Møllehøj, Kirk Knuffke, Thommy Andersson
14.01.2022

Per Møllehøj ‚S wonderfulPer Møllehøj (g), Kirk Knuffke (tp), Thommy Andersson (b),

UK Promotion | Jazzviews

per mollehoj Tidal
Jazz Albums Review January 2022 Mollehoj

mndrmooaa
von MONODRAMA
mndrmooaa
von MONODRAMA
14.01.2022

Monodrama mndsmooaaAlberto Brenes (dr), Mauri Gómez (sax), David Sancho (p)

Monodrama mndsmooaa  Cover
Yessaï Karapetian Bandcamp
28.01.2022

Théo Moutou (dr), Marc Karapetian (b), Yessaï Karapetian (p), Gab Gosse (g), Mounir Sefsouf (sax)

Jazz Albums Review January 2022 Yessaï Karapetian

Jazz Albums Review February 2022 Steven De Bruyn
Jazz Albums Review February 2022 Steven De Bruyn
28.01.2022

Steven De Bruyn Aanhou Gerraas Maak

Jasper Hautekiet (b), Steven de bruyn (harm)

Website |Wikipedia Label Music Mania Records | Jasper Hautekiet via The Ryhm Junks

stefen de bruyn youtube
Jazz Albums Review February 2022 https://youtu.be/-nyycfIiQGM

Jazz Albums Review February 2022 Henri Texier
Henri Texier
28.01.2022

Henri Texier Heteroklite Lockdown

 Henri Texier (b), Sébastien Texier (sax) Wikipedia

henri texier youtube
Jazz Albums Review February 2022 https://youtu.be/FtDGF6kZ0Ho
Piet Verbist  Secret Exit To Another Dimension
Piet Verbist
21.01.2022

Piet Verbist Secret Exit To Another Dimension

Piet Verbist (b), Hendrik Braeckman (g), Lionel Beuvens (dr)

Website | Jazzhalo.de

Boris Kozlov First Things – Art Hirara (p), Behn Gillece (vib), Donny Mc Caslin (sax), Rudy Royston (dr), Boris Kozlov (b)

Wikipedia |Positone Records | Glidemagazin

First Things First
von Boris Kozlov
First Things First
von Boris Kozlov
21.01.2022

Florian Favre Idantita Florian Favre (p)

Website | BR Jazzalbum des Monats Januar

Jazz Albums Review February 2022 Florian Favre Idantita
January 2022 by Dave Sumner
The Best Jazz on Bandcamp: January 2022 by Dave Sumner
jazz albums review january 2022,january 2022
Suhrkamp
Jazz Albums Review February
January 2022