Tony Karapetyan Trio Point of View featuring Sebastian Studnitzky
Tony Karapetyan Trio featuring Sebastian Studnitzky – Point of View – 10.03.2022
Wabjie, Christoph Grab, Alon Farber, Sisa Michalidesová
Habe einen Brief erhalten, vermutlich aus Russland, warum nicht auch einen Brief aus Russland erhalten. Ich fürchte er kommt nicht aus Russland, sondern von Irgendwo her hinter dem Gebirge – aus Kaiserslautern vielleicht. Es gibt nicht einmal eine Website des mir so vorgestellten Supporters aus Russland für eine weltweite Jazzcommunity – deren Teil der Briefeschreiber sei.
Jazz ist weltweit aufgestellt, wusste ich schon. Neu für mich an diesem weltweit ist: er findet auch in Kriegszeiten statt. Aber nein, das ist nicht das erste Mal, dass er in Kriegszeiten stattfindet, die Hochphase des Bebop unter Charlie Parker fand auch während des Krieges statt, dem zweiten Weltkrieg, schon vergessen? Da ist es schließlich egal, ob der Brief aus Russland kommt oder aus Mariupol oder aus Kaiserslautern.
Seltsam aber die Liste der Vorschläge, die ich besprechen soll. Da ist aus Russland: Tony Karapetyan, ich soll etwas sagen zu Soraya Berent, eine Schweizer Sängerin der Formation Wabjie. Außerdem soll ich auf auf den Österreicher Christoph Grab hinweisen und auf den Israeli Alon Farber – mach ich gerne, denke ich und antworte in meiner heiteren Art, dass ich es mir vornehmen werde und stutze.
Ist alles Marketing, auch in Kriegszeiten. Es wird einfach weitergeschossen, neu aufgelegt und irgendwie können wir ja nicht alle in Schockstarre verharren und wenn erst die Apokalypse naht, lieber schnell noch eine Mitleidsträne raushauen. Musikerinnen sind schließlich besser als keine Musik, besser als fliegende Granaten – wer weiß. In Kriegszeiten. Habe geantwortet, dass der Präsident Russlands weniger depressiv Machendes hören sollte, sondern Jazz. Keine Antwort.
Tony Karapetyan Trio feat. Sebastian Studnitzky, „Point Of View“ (2022, Jazzist) / release: January 21, 2022 – Tony Karapetyan (p), Petr Ivshin (dr), Yuri Barsukov (b), Sebastian Studnitzky (tp)
Aus dem Brief: „Das russische Ensemble, das von einem renommierten deutschen Gasttrompeter verstärkt wird, bringt ein neues Licht in die moderne Konzeption des Klaviertrios. Obwohl die Band „angeblich“ komplexe Konzepte und nationale östliche Einflüsse verwendet, die durch die armenische Abstammung des Leaders bedingt sind, hält sie fest an der leidenschaftlichen und fröhlichen Musik fest, die mit dem Eifer eines echten Kindes gespielt wird, das Spaß haben will und diese und jene Einflüsse einbringt, nur um mehr Farben zu bekommen. Mit seiner brillanten Tontechnik steht „Point Of View“ allein in der Reihe der „cleveren“ Werke, die nicht nur clever, sondern auch wirklich inspiriert und glücklich sind.“
Youtube-Links:
Wabjie, „Lull“ (2022, Urgence Disk) / release: February 25, 2022
Aus dem Brief: „Das Debütalbum der Schweizer Gruppe Wabjie vermischt eindringlichen Gesang und Synthesizer mit akustischem Klavier und Schlagzeug und verbindet Jazz mit Anklängen an genreübergreifende Künstler wie Radiohead, Björk, Erykah Badu und Fiona Apple. Ein farbenfroher und grooviger Schlagzeugbeat, ein Klavier, das keine Angst vor dem Blues hat, Synthesizer-Landschaften, die mit dem Prog flirten, und eine bewegende, tanzende Stimme verschmelzen zu einem Flug, unabhängig von Etikette und Genre.“
Wabjie – Lull – Reflecting on Freedom – Soraya Berent (voc) (b) (synth) (lyrics), Michel Wintsch (p), Samuel Jakubec (dr)
Christoph Grab’s Root Area (2021, Lamento Records) / release: September, 2021
Aus dem Brief: “ Ein Schweizer Quintett in gewagter Besetzung (Schlagzeug, Hammond Power und drei Saxophone, bestehend aus Bandleader und zwei Musikerinnen) versorgt ein „Nachbarschaftspublikum“ mit musikalischem Soul Food.“
Christoph Grab Root Arena, Christoph Grab (sax), Nicole Johänntgen (sax), Victoria Mozalevskaya (sax), Marcel Thomi (org), Elmar Frey (dr) Dreimal Saxophon eine Hammond Orgel und das Schlagwerk von Elmar Frey erzeugen Feel-Good-Music mit viel Groove und Power.
Christoph Grab Root Arena Website | Mediawebsite mit Hörbeispielen
Alon Farber & Hagiga, „Reflecting on Freedom“ (2021, Origin Records) / release: September, 2021
Aus dem Brief: „Die Israelische Combo, die, wie sie sagt, „die kulturelle Vielfalt ihres israelischen Erbes“ mit verschiedenen ethnisch inspirierten Originaltiteln im komplexen modernen Jazz feiert. Diese Musik ist von Swing, marokkanischem, Funk und brasilianischem Hintergrund beeinflusst.“
Sisa Michalidesova, „Majster a Margaréta“ (2021, LP Studio) / release: July 20, 2021
Aus dem Brief: „Das Album der slowakischen Komponistin, Flötistin und Sängerin ist inspiriert von Bulgakovs klassischem Roman „Der Meister und Margarita“, dieser vielschichtigen Geschichte eines modernen Faust. Es ist im Wesentlichen als komplexer zeitgenössischer Jazz mit Fusion- und Kammerelementen angelegt, enthält aber auch einige Orchesterminiaturen, die an die symphonische Musik von Strawinsky und Schostakowitsch erinnern.“
Sisa Michalidesová – Majster a Margaréta – Sisa Michalidesová (p) (fl) (comp), Pavol Bereza (g), Ľuboš Šrámek (p), Peter Preložník (keyb), Róbert Vizvári (b), Marián Ševčík (dr), Igor Sabo (perc), Martin Gašpar (b), Juraj Griglák (b), Linda Ballová (voc), Peter Adamov (voc), Mária Kmeťková (harp), Kornél Fekete-Kovács (tp), Andrej Šeban (g), Stanislav Palúch (vio), Juraj Tomka (vio), Jozef Ostrolucký (vio), Veronika Prokešová (vio), Pavol Mucha (ce), Nikolaj Nikitin (cl), Viktória Strelcová (vio), Peter Konečný (lyrics)
Mir fällt auf, dass der Brief sogar eine Telefonnummer beinhaltet – mit der korrekten Vorwahl +7 – man könnte ja mal anrufen – und es wäre möglicherweise ein echter Igor Major an der Leitung – wer weiß.