Open House - Tom Ollendorff,

Tom Ollendorff Open House

Tom Ollendorff Open House

26.05.2023 Release
Open House

Tom Ollendorff (guitar),
Ben Wendel (tenor sax on #1,3,6 & 7),
Conor Chaplin (bass),
Marc Michel (drums).

tomollendorff.com

Das neue Album bewahrt den feinsinnigen Geist und den unverwechselbaren Stil seiner früheren Werke, fügt dem Hörerlebnis aber auch einen Hauch von Selbstvertrauen und Reife hinzu – neue Elemente, die den Hörer begeistern und Ollendorffs Karriere auf die nächste Stufe heben werden.

– Konzertankündigung
auf Hen and Chicken

Open House - Tom Ollendorff,

Tom Ollendorff Open House

Unglaublich, nur die Ruhe, was ein Tempo, was eine Technik, wie geht das – ist es nur der Fingersatz und: wenn Leistung zählt und sich auszahlt, zählt dann nur Virtuosität? Die Gemeinde ist begeistert und warum noch seine Stimme erheben, du hörst doch, wie gut er ist.

Bei Allabout gibt es kritische Anmerkungen von Chris May, er sieht Ollendorfs harmonischen Anschlag eher bei Bill Evans angesiedelt als beim Spiel Oscar Petersons (schlagfertig) gleich auch sieht er das Saxophonspiel von Ben Wendel kritisch. Sein Kollege Ian Patterson lässt bei Fresh Sound Records verkünden: für Gilad Hekselmann zählt Tom Ollendorff zu den besten Gitarristen weltweit – nun.

Für Chris May ist das Spiel Ben Wendels problematisch, wenn nicht hinderlich, ich kann dem nur insofern folgen, als das Saxophon von Wendel einen Weg zurück zeigt in jene achtziger Dauerwellenlandschaft mit expressiven Mitteln, Übertreibungen und Gefälligkeiten, ob nun Sonny Rollins, Jan Garbarek oder Dewey Redman und Chris Potter, die Auswahl an Saxophonisten, die die Bühne besetzten, während die anderen das Saxophonspiel lediglich unterstützend begleiteten, je nach Teambesetzung, lässt sich beliebig erweitern.

Ben Wendel ist inzwischen im Sog seines eigenen Spiels, kurz gesagt auf dem Weg zum Saxophon-Star, an dem keiner vorbeikommt. Sich einen Ben Wendel mit ins Boot zu holen, birgt also ein gewisses Risiko, Chris May glaubt sogar, dass er Ollendorf in eine Nebenrolle drängt bisweilen. Kann man so sehen, muss man nicht so sehen.

Es sind die beiden am Bass und Schlagzeug auch Stars inzwischen – das könnte bestenfalls das Problem noch verstärken: Wenn Musik virtuos wird und man dem nur mit offenem Mund beiwohnt und staunt, wie geht das, was ist das, hat das noch Seele oder ist es nur Technik?

Bei so vielen Stars steht gleich auch die Frage im Raum, wer überstrahlt wen. Oder halten sie einander stand? Oder kommen sie tatsächlich zusammen?

Ian Patersons Referenz auf Fresh Sound Records liest sich wie ein Konzertbesuch und scheint Ben Wendel zu überhören, wir lesen von „tief empfundener Lyrik“, von „raffiniert harmonischer Sprache“, von „spektakulären, taumelnden Läufen mit Sing-Song-Melodik“, was immer das ist. Es fallen die Namen Jim Hall, Pat Metheny, Kurt Rosenwinkel, Rob Luft und Gilad Hekselmann.

Londonjazznews zielt auf die innere Struktur ab, will das Album wieder und wieder hören und erkennt so einige Bebop-Kracher, von den Bongo Beeps, Stück 2 zu Airegin, einem Jazz-Standard von Sonny Rollins. Die Band ist in Top-Form und auch: die unsichtbare Stimme, „die kompositorische Hand von Tom Ollendorff ist ein weiterer Star auf diesem Album“. Für Jazz Views ist dieses Album ein Anwärter auf viel Lob und viele Preise.

Alle Versuche, Parallelen zu ziehen von Pat Martino zu John Abercrombie hier, Julian Lage, Gilad Hekselmann zu Kurt Rosenwinkel dort – Jim Hall zu Pat Metheny … oder auch: Tom Ollendorff zu Nir Felder und ja, selbst Volker Kriegel meine ich rauszuhören – all diese Versuche schlagen fehl: es ist dies Tom Ollendorf wie nur Tom Ollendorff es kann, ein überzeugender, rasant wie einfühlsam arbeitender Gitarrist mit eigenem Stil.

Ich will daher nicht darauf abzielen, dass es nur seine Technik ist, die herausragt und begeistert, ich kann auch hören, dass der viel engagierte Bassist Conor Chaplin, der bei Dinosaur und bei Marius Neset mitwirkt und mit Jacob Collier auf Tour ist, am Bass nicht nur Pate steht, auch der Drummer Marc Michel spielte schon mit den Who is Who der Szene, er beweist einmal mehr, dass ihm kein noch so hart angehendes Tempo Probleme bereitet, im Gegenteil, er schiebt es mit an.

Auf der Suche nach Vorlagen, in denen Saxophon und Gitarre jeweils als Soloinstrument gut miteinander harmonieren oder interagieren, stoße ich auf das Album von Sonny Rollins The Bridge aus dem Jahr 1962, auf dem Sony Rollins melodieführend und dominant wirkt und Jim Hall eher auf seine rhythmischen Akkorde und Arpeggio-Beilagen reduziert scheint, so wirkmächtig ist Sonny Rollins.

Die Befürchtung nun, dass Ben Wendel Tom Ollenhauer in den Hintergrund drängt, kann ich nicht teilen, Three Bridges stellt im Gegenteil ein gelungenes Intro mit guter Melodieführung dar. Hörst du, wie Jim Hall hinter Sonny Rollins her ist, um im Beispiel von The Bridge aus 1962 zu bleiben? Nein, es sind Ben Wendel und Tom Ollendorff selbstbewusst genug, um auch behutsam aufeinander zu warten und sich abzupassen. Saxophon und Gitarre harmonieren hier ähnlich stark wie Chris Potter mit Pat Metheny auf den Unity Aufnahmen.

Bongo Beep, wissen wir inzwischen, ist ein Bebop-Kracher, Passing Ships die nächste Nagelprobe Saxophon zu Gitarre. Hier nimmt sich die Gitarre zurück und bereitet mit Bass und Schlagzeug eine Bühne für Ben Wendel, die er wirkungsvoll ausgestaltet. Carnival ist rhythmisch südamerikanisch und leichtfingrig unterwegs. Der Klassiker My Foolish Heart wird zum Ruhepolster inmitten der umfänglichen Begegnungen.

Istanbul erzählt von den Tourneereisen – Ollendorff komponiert und schreibt gern unterwegs, das Saxophon wird zum Erzähler, übergibt nach der Hälfte an die Gitarre, Melodie, Saxophon und Gitarre reichen sich die Hand, Bass und Schlagzeug rhythmisieren, gefolgt vom Interludium Istanbul Coda.

Es scheint die kritische Anmerkung von Chris May nach all dem nur noch vordergründig berechtigt, das Saxophon ist deutlich vernehmbar, richtig, das ist Wesen eines Saxophons, auch höre ich kein Jetzt aber erst recht, kein Jetzt komme ich, alle mal Herhören Saxophon, das unterschätzt meiner Meinung auch das dichte und treibende Spiel von Bass und Schlagzeug, deutlich vernehmbar in dem nächsten Bebop-Kracher Airegin von Sonny Rollins.

Alles in allem, mit Hollywood brav raus aus diesem Film, höre ich deutlich einen Reifeprozess, betrachtet vor dem Hintergrund des schon mehrfach gelobten A Song for You aus 2021, die Schnittmenge aus Virtuosität und kompositorischer Dichte erzeugt eine atmosphärische Konsistenz, die keine saxophonen Alleingänge hervorbringt, sondern einen saxophonen Nachhall, der eine Weile im Ohr mitschwingt, wenn die Ruhe nach dem Sturm eintritt.

Betrachtet man den chirico-haft ausgeräumten Straßenraum, sind es eben nicht nur die Luftballons vom Bild, die ihn füllen, sondern der Sound und der Klang, den die Musik hervorbringt. Ein beeindruckender wie lang nachhallender Sound begleitet dich die Avenue hinunter. Auf Reisen. Im Urlaub. Wo immer du eine Chance hast, diese Aufnahme zu hören, nimm dir die Zeit. Und lass erstmal ruhen, was als abweisende Außenwelt daherkommt.

Ich kann jetzt schon so sagen: Platte des Monats Juli – obwohl aus dem Mai.

Open House - Tom Ollendorff,

Open House – Tom Ollendorff, Ben Wendel, Marc Michel, Conor Chaplin

A Song for You
Tom Ollendorff

A Song for You – Tom Ollendorff 2021

Tom Ollendorff Open House

English Version

The new album retains both the ethereal spirit and distinctive style that can be found in his previous work but also adds an edge of confidence and maturity to the aural experience – new elements destined to excite listeners, that will ultimately push Ollendorff’s career to the next level.“ Hen and Chicken

Unbelievable, just the calm, what a tempo, what a technique, how does it work – is it just the fingering and: if performance counts and pays off, does only virtuosity count? The congregation is enthusiastic and why still raise your voice, you can hear how good he is.

At Allabout there are critical remarks by Chris May, he sees Ollendorf’s harmonic touch more settled with Bill Evans than with the playing of Oscar Peterson (typically glib rather than uplifting) equally he sees the saxophone playing of Ben Wendel critically. His colleague Ian Patterson has Fresh Sound Records announce: for Gilad Hekselmann Tom Ollendorff is one of the finest guitarists worldwide – well.

For Chris May the playing of Ben Wendel is problematic, if not obstructive, I can follow this only insofar as the saxophone of Wendel shows a way back into that eighties perm landscape with expressive means, exaggerations and favors, whether Sonny Rollins, Jan Garbarek or Dewey Redman and Chris Potter, the selection of saxophonists who occupied the stage while the others merely supported the saxophone playing, depending on the team line-up, can be extended at will.

Ben Wendel is meanwhile in the maelstrom of his own playing, in short on the way to becoming a saxophone star that no one can get past. To get a Ben Wendel on board therefore carries a certain risk, Chris May even believes that he pushes Ollendorf into a supporting role at times. You can see it that way, you don’t have to see it that way.

After all, the two on bass and drums are also stars in the meantime – that could at best intensify the problem: When music becomes virtuosic and you just watch it with your mouth open in amazement, how does it work, what is it, does it still have soul or is it just technique?

With so many stars, there is also the question of who outshines whom. Or do they stand up to each other? Or do they actually come together?

Ian Paterson’s reference on Fresh Sound Records reads like a concert review and seems to overhear Ben Wendel, we read of „deeply felt lyricism“, of „refined harmonic language“, of „spectacular, tumbling runs with sing-song melodicism“, whatever that is. The names Jim Hall, Pat Metheny, Kurt Rosenwinkel, Rob Luft and Gilad Hekselmann come up.

Londonjazznews aims at the inner structure, wants to listen to the album again and again and so recognizes some bebop firecrackers, from Bongo Beeps, track 2 to Airegin, a jazz standard by Sonny Rollins. The band is in top form and also: the invisible voice, „the compositional hand of Tom Ollendorff is another star on this album.“ For Jazz Views, this album is a contender for much praise and many awards.

All attempts to draw parallels from Pat Martino to John Abercrombie here, Julian Lage, Gilad Hekselmann to Kurt Rosenwinkel there – Jim Hall to Pat Metheny … or also: Tom Ollendorff to Nir Felder and yes, even Volker Kriegel I think I can hear – all these attempts fail: this is Tom Ollendorf as only Tom Ollendorff can do it, a convincing, fast and sensitive working guitarist with his own style.

Therefore I don’t want to aim at the fact that it is only his technique that stands out and inspires, I can also hear that the much engaged bassist Conor Chaplin, who is part of Dinosaur and Marius Neset and is on tour with Jacob Collier, is not only godfather on bass, also the drummer Marc Michel already played with the Who is Who of the scene, he proves once again that no tempo, no matter how hard it is, causes him problems, on the contrary, he pushes it along.

In search of originals in which saxophone and guitar each harmonize or interact well with each other as a solo instrument, I come across Sonny Rollins‘ album The Bridge from 1962, on which Sony Rollins seems melody-leading and dominant and Jim Hall seems rather reduced to his rhythmic chords and arpeggio accompaniments, so effective is Sonny Rollins.

The fear now that Ben Wendel pushes Tom Ollenhauer into the background, I can not share, Three Bridges represents on the contrary a successful intro with good melody leadership. Do you hear Jim Hall going after Sonny Rollins, to stay in the example of The Bridge from 1962? No, it’s Ben Wendel and Tom Ollendorff are self-confident enough to wait for each other cautiously, too. Saxophone and guitar harmonize here much as Chris Potter did with Pat Metheny on the Unity recordings.

Bongo Beep, we know by now, is a bebop cracker, Passing Ships the next acid test saxophone to guitar. Here the guitar takes a back seat and with bass and drums prepares a stage for Ben Wendel, which he fleshes out effectively. Carnival is rhythmically South American and light-fingered on the way. The classic My Foolish Heart becomes a resting place in the midst of the encircling encounters.

Istanbul tells about the touring – Ollendorff likes to compose and write on the road, the saxophone becomes the narrator, hands over to the guitar after half, melody, saxophone and guitar shake hands, bass and drums rhythmize, followed by the interlude Istanbul Coda.

It seems the critical comment of Chris May after all this only superficially justified, the saxophone is clearly audible, right, that is the essence of a saxophone, also I hear no Now but more than ever, no Now I’m coming, everyone listen saxophone, that underestimates in my opinion also the dense and driving play of bass and drums, clearly audible in the next bebop cracker Airegin by Sonny Rollins.

All in all, with Hollywood then well-behaved out of this film, I clearly hear a maturing process, considered against the backdrop of 2021’s already repeatedly praised A Song for You, the intersection of virtuosity and compositional density creates an atmospheric consistency that doesn’t produce saxophone soloing, but a saxophone reverberation that resonates in the ear for a while as the calm after the storm sets in.

If you look at the chirico-like cleared street space, it is not only the balloons from the picture that fill it, but the sound and the sound that the music produces. An impressive and long reverberating sound accompanies you down the avenue. On the road. On vacation. Wherever you have a chance to listen to this recording, take the time. And let rest for the time being what comes along as a rejecting outside world.

I can already say: Record of the month July – although from May.

Tom Ollendorff Open House

Tom Ollendorff Open House * Musicians Berlin * Tom Ollendorff Open House

Reference: Tom Ollendorff tomollendorff.com insbesondere auch die Short Piece Solo Guitars mit einigen Youtube-Lehrbeispielen

Tom Ollendorff Open House