Esther Kaiser Water

Esther Kaiser Water – das Prinzip aller Dinge ist Wasser [Schlot]

15.11.2023 Kunstfabrik Schlot

Esther Kaiser Water – das Prinzip aller Dinge ist Wasser – 06.03.2022

Thales lehrte, der Ursprung aller Dinge sei das Wasser. Auch das Land ruhe auf dem Wasser. – 

„Ich träumte die Melodie und den kompletten Text des Refrains und schrieb die Idee sofort auf. Dazu gesellten sich schnell andere Kompositionen und Texte, die fast alle aus meiner Feder und aus der meiner langjährigen musikalischen Gefährten Tino Derado und Marc Muellbauer stammen. Sie handeln nicht alle explizit von Wasser, aber auf einer abstrakteren Ebene finden sich Bilder, Assoziationen und Analogien, die die Songs mit dem gemeinsamen Thema verbinden.“

Im Frühjahr 2020, einer Trockenphase mit ausdörrenden Böden und mitten im ersten pandemiebedingten Lockdown, kam Esther Kaiser Die Geschichte des Wassers der norwegischen Autorin Maja Lunde unter, daraus entstand der Song Water quasi „wie im Schlaf“. Eine Art Traumprotokoll.

Aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“

Esther Kaiser, Tino Dorado und Marc Muellbauer und Roland Schneider legen mit ihren Gästen Sebastian Studnitzky und Die Nixen ein rundum gelungenes Konzeptalbum vor, das seine Aussagetiefe bei wiederholtem Hören erst richtig freisetzt. Wasser ist eben nicht nur chemisches Element aus H2O, sondern Tiefe, Feuchte, dunkles Wasser, helles Wasser, weites Feld, offene Ebene, Fläche, Tiefe, Fluss, es deutet auf Intensität und Frische, ist Salz wie Süßwasser und in seiner Metaphorik auch Übergang zwischen den Elementen und Eigenschaften von gefroren, flüssig, verdampft bis hin zu unsichtbar.

Wüsten warten auf Wasser und erblühen über Nacht. Bezogen auf das Album: Jedes der einzelnen Tracks hat seinen eigenen Text, seinen eigenen Hintergrund, seine eigne Dynamik. Das macht das Album interessant, abwechslungs- und facettenreich.

WATER – Das Titelgebende Stück, inspiriert von Maja Lunde Die Geschichte des Wassers. (Ihr Roman ist eine Feier des Wassers in seiner elementaren Kraft und ergreifende Warnung vor seiner Endlichkeit) Aufgelöst im durchdringenden Ton von Glas.

DUNA – beginnt mit den warmen Klängen des Englisch Horns (Ein Holzblasinstrument aus der Familie der Oboen). Das Wort „Duna“ bedeutet auf indogermanisch „Fluss“ oder „Flüssigkeit“. Namen großer Flüsse wie z.B. die Donau und der Don leiten sich von Duna ab. Das Zusammenspiel von English Horn, Cello, Stimme und und schwebenden Klaviertönen

WILDFIRES – mit kraftvollem Beat in den Skat

SALTY RIVER – hat eine zentrale Bedeutung und ist in zwei verschiedenen Versionen auf dem Album vertreten. Die erste Version (Track 5) lebt von einer
sparsamen Instrumentierung im Duo mit Tino Derado am Akkordeon und Esther Kaiser am Synthesizer und Glockenspiel. Kaisers Text hat eine doppelte Bedeutung: Einmal geht es im wörtlichen Sinne um die Versalzung eines ehemaligen Süßwasser- Flusses.

Im metaphorischen Sinne geht es gleich auch um einen Fluss von Tränen. Entsprechend melancholisch angelegt.

„Wie schon erwähnt hat mich das Buch Die Geschichte des Wassers von Maja Lunde zutiefst berührt. Der Song „Salty River“ entstand wohl aus einem inneren Bild, welches beim Lesen des Buches in mir entstanden ist. Ich bin besonders glücklich, das Stück in Form eines Epilogs in einer ganz besonderen Instrumentierung am Ende des Albums nochmal zu haben.“

In LAMENT OF THE KING’S WIFE sind es die Tränen der verstoßenen Königin. Sie verlor laut der alten bosnischen Ballade „Hasanaginica“ aus dem 17. Jahrhundert ihre Ehe und ihre fünf Kinder, weil sie ihren verwundeten Ehemann nicht auf dem Schlachtfeld besuchte. Der Song geht der Frage nach, wieso eigentlich sie nicht am Krankenbett ihres Mannes erschien und erzählt in Versen zu Tino Derados Komposition eine eigene Geschichte.

Ich wollte auf diesem Album einfach viel mit neuen Klängen experimentieren.

„Meine Komposition THE SAILOR spiele ich als Solostück mit Synthesizer und stimmlichen Soundeffekten live genauso wie ich es für das Album eingespielt habe. Das ist für mich eine wunderbare Herausforderung und ein tolles Gefühl musikalischer „Selbstwirksamkeit.“

DON’T WE KNOW BETTER – beginnt mit einem kraftvollen Bassintro, geht über in einen leichten Groove: wer da so majestätisch die Straße hochkommt, wird noch naserümpfend zur Kenntnis genommen, wer aber stellt sich angesichts dessen die Frage, wie es besser zu machen wäre?

THE RED SEA – und wieder das English Horn, einleitend und fragend, wie aus romantisch verklärender Selbstscheu eine Figur werden kann, die Gewalt über andere bringt. Eine Gradwanderung:

Ich habe mich lange Jahre nicht getraut, diesen Song an mich und an das Publikum heran zu lassen, auch weil es ein schmaler Grad ist, wenn man versucht, sich in solch eine Person hineinzuversetzen. Dennoch haben wir es ja trotz allem mit einem Menschen zu tun. Ein Mensch, der eine Geschichte hat, der auch einmal Kind war, der Hoffnungen und Träume hatte. Die Vorstellung, dass womöglich ein kleiner, heller Moment, eine zärtliche Berührung oder ein Blick eines anderen Menschen diese Person noch einmal davon abhalten könnte, Terror und Gewalt auszuüben, das hat mich beim Schreiben des Textes interessiert und berührt.

THE OCEAN’s SONG greift das Bild des Ozeans auf als Urgrund des Lebens, in den man am Ende absinkt und eins mit ihm wird. Stellt sich noch die Frage: was hast du daraus in deiner kurzen Zeit auf Erden abgeleitet und was hast du daraus gemacht. Wie es in eine fast schon verzweifelte Ekstase überführt wird, großartig.

TIME’S A RIVER – The Moment Passed – dies Leben im Moment, und es doch loslassen müssen, es wiederholt sich am Ende: Let go, Let go, Let go! Eine weitere Komposition von Tino Derado.

Abschließend noch einmal SALTY RIVER – „Mit dem Streichquartett Die Nixen in einem Arrangement von meinem langjährigen Freund und Schwager Sven Klammer und mit dem wunderbaren Sebastian Studnitzky an der Trompete.“

Das Album erscheint nun zu einer Zeit, da es allen weltweit mulmig wird: was alles auf dem Spiel steht – wenn es erst heißt, das Wasser sei verdampft. Dem entgegen setzt das Album einen eigenen Kontrapunkt – als Kontemplation, als poetische Aussage, als eigene Kraft im und ums Wasser ohne Moralin darin.

Zur Etymologie und Herleitung des Begriffs Wasser der Artikel auf Wiki

Youtube Links:

Esther Kaiser Website | WIkipedia | SOUNDCLOUD

Album der Woche beim NDR, Thomas Haak : Das Übelebenselement Wasser

Referenzen: Jan Kobrzinowski in Jazzthetik „Der Sängerin und Komponistin Esther Kaiser ist ein vielfältiges, lyrisches und jazziges Album gelungen.“

Esther Kaiser als Prof für Jazz/Rock/ Pop Gesang an der Hochschule für Musik in Dresden

Esther Kaiser beim Label GLM zu Songs of Courage 2018

Esther Kaiser (voc) / synth/ perc/ glass harp, Tino Derado (p) / accordion, Marc Muellbauer (b), Roland Schneider (dr)

Featured Guests: Sebastian Studnitzky (tp), Marie-Christine Gitman (Oboe) / English Horn, Rahel Rilling (vio), Katharina Wildhagen (vio), Kristina Menzel-Labitzke (vio), Nikola Spingler (ce)

Special Thanx to the Team of Jazzfuel, who brought this wonderful recording to my attention.

Jazz Reviews 2022

Esther Kaiser Water * Esther Kaiser Water * Esther Kaiser Water * Esther Kaiser Water