Jazz Albums July 2023
Jazz Albums July 2023 | 10.08.2023
Alben des Monats: Nite Bjuti Night Bjuti – und Ryan Keberle’s Collectiv do Brazil Considerando
Diesmal versuche ich mich im Kürzen, Weg- und Auslassen, ich sehe mich moralische Positionen einnehmen, Positionen gegen die Goliath-Nummern, Ich sollte eine der vielen Neuveröffentlichungen in eine meiner nicht kuratierten Spotify-Playlists aufnehmen: obwohl ich Spotify für inzwischen wenig zielführend halte für Nischenplayer, es ist eine Einstiegsplattform, über die man in die Tiefen vordringen kann, um dann doch nur aufgehalten zu werden vom Spam der Allgemeinen Verunsicherung – auf kurz oder lang willst du mehr wissen, deine Blicke woanders hin lenken – das, worüber alle reden, findest du bei Pitchfork, Rolling Stone und Downbeat – worüber niemand redet, findest du erst recht nicht.
Allein, was es an Zeit frisst, solche Playlisten zu kuratieren. Abgesehen davon, dass Nischenplayer keinen Cent dort rausholen. Habe meine moralische Position inzwischen geklärt: Spotify ist nichts für mich.
Abgesehen davon. Wie du es machst, du machst es falsch, du machst es richtig, du machst es falsch, du machst es noch einmal. Du versuchst es ein weiteres Mal. Und noch mal.
Wer mir erzählen möchte, dass das Internet ihm zur Reputation verholfen hat, mag in den Park gehen oder auf ein Konzert und dort nachfragen, wer im Internet Klickzahlen tankt, aber keine Bühne bekommt.
Auf diesem ominösen Durchlauferhitzer der Bilanzen, Zahlen und Hype-Faktoren – ein Massenmedium spielt Massephänomene und noch immer tun sie so, als müsste man „die Jugend“ irgendwo abholen oder bespielen und beglücken, der Anteil der Ratlosen unter den über Vierzigjährigen dürfte ebenso groß sein.
Dieses oder jenes gegeneinander ausspielen … das könnte man sich ebenso abgewöhnen, es führt zu einer sich selbst erfüllenden dialektischen Endlosschleife.
Nischenprodukte haben es schwer, erst recht, da sich die Szene augenscheinlich nur auf Insta oder FB bewegt, ich dagegen einmal mehr beteuere: die ich hier finde und anzeige, habe ich NICHT auf Insta oder Fb gesehen (ich führe dort keine Konten) sondern über die engagierten Online-Magazine und hier und da über Empfehlungen aus der Mailbox
Mein moralischer Kompass sagt mir: Lass sie es dort machen und unter sich bleiben. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder direkt miteinander zu kommunizieren und von Mund zu Ohr zu besprechen und dieses aufgeblasene Ding dort sich selbst überlassen. Es zwingt mich niemand.
Abgesehen davon: Das Spiel ist ein anderes. Und heißt Webdesign, Webdesign, Webdesign [Update dich und Update das und das nächste Update] – die Inhalte gehen verloren. Muss das alles noch einmal und wieder überdenken und abspecken, reduzieren und klarer ausrichten: die ihre Fähnchen ins Insta oder Fb oder Xtwitter-Getöse hängen, sind überwiegend damit beschäftigt, ihre Positionen zu halten, die Fahnenstange zu umklammern, sich selbst zu erhalten.
– das alles will und kann nicht unser Anliegen sein. Wir machen Publicity nicht für die, die jeder kennt, wir machen Public Relation für Vielfalt und Diversität [ungleich Divergenz] und Diskurs und Fehlerbehaftetes: und für Lernwillige – weder spielen wir uns hier auf als Gate-Keeper noch als besserwissende Instanz – Tatsache ist doch: bei der Fülle an Neuerscheinungen kannst du nicht mit Kanon oder überkommenen Regeln kommen, du kannst bestenfalls Neugier und Aufnahmewillen an den Tag legen. Und deine Vorlieben testen.
Um die größte aller unserer moralischen Positionen aufzuweichen: die sich speist aus Glauben, Hoffen, Zuversicht: das sind fast schon religiöse Motive. Wir suchen dagegen Erdung, Gründung und Position – die sich aus dem speist, was möglich sein darf und soll: nicht immer der Wahrheit hinterher, sondern sich auch erlauben zu irren, spielerisch und: locker zu bleiben oder zu werden. Die Angst, etwas falsch zu machen, war kein guter Ratgeber.
Die sich selbst hinterfragen und sich prüfen. Sich dabei verfeinern und verbessern und die Musik nicht begreifen als Korsett von Konventionen – und auch die unbequemeren Wege gehen, ja, denen gilt das Interesse. Auch wenn wir, was erlaubt sein darf, uns hier und da irren. Der Gatekeeper war gestern, der Türsteher war vorgestern, der mit dem Leitfaden und dem Wegweiser, wohin die Reise geht, wurde unsichtbar.
Wenn du das hast, öffnen sich Türen und Fenster, Horizonte werden sichtbar, die sind nicht nur Linien.
Nite Bjuti Singing Spoken Jazz
Nite Bjuti
Nite Bjuti
28.07.2023
Release Date: 28.07.2023 Nite Bjuti Candice Hoyes – vocals, pedals Val Jeanty – percussion, drums, electronics, pedals Mimi Jones – bass, vocals, pedals Die maßgeblich verlorene Stimme verschafft sich Ausdruck und stellt eine essentielle Frage: Was ist der Sinn der Freiheit, wenn du dich nicht frei fühlst? Und liefert auch eine Antwort: Hier hast du, was selten vorkommt, ein Debut wird sein eigenes Original.
Ryan Keberles Collectiv do Brasil Considerando
Ryan Keberle’s Collectiv do Brazil
Aguazul
14.07.2023
14.07.2023 Release Considerando Ryan Keberle – trombone, arrangements Felipe Silveira – piano, arrangements for Tracks 2, 7 & 8 Felipe Brisola – bass Paulinho Vicente – drums Ryan Keberle arbeitet offenbar an einer Anthologie der Posaune und lotet und schöpft nacheinander die Möglichkeiten dieses „singenden Instruments“ aus.
Tom Ollendorff Open House
Tom Ollendorff
Open House
26.05.2023
Unglaublich, nur die Ruhe, was ein Tempo, was eine Technik, wie geht das – ist es nur der Fingersatz und: wenn Leistung zählt und sich auszahlt, zählt dann nur noch Virtuosität? Die Gemeinde ist begeistert und warum noch seine Stimme erheben, du hörst doch, wie gut er ist.
Morten Haxholm Aether
Morten Haxholm
Aether
30.06.2023
Den Architekten erkennst du an seinen Treppen. Musiker wie Musikerinnen an ihrem Umgang mit Balladen und ruhigen Passagen – da hat Morten Haxholm mit Aether ein großes Stück der Ruhe und Stille entworfen und umgesetzt, das dürfte sich denn so auch rumsprechen.
Empfehlungen von RADIOHOERER
Pauline Oliveros, IONE,
Christopher Willes
Resonance Gathering
30.06.2023

„Ein bewegendes Stück Musik.
(.) Resonance Gathering ist eine Doppel-LP und ein Buch, das ein groß angelegtes Performance-Projekt zur Musik der Komponistin Pauline Oliveros (1932-2016) dokumentiert, das zwischen 2017 und 2019 in Kanada stattfand“
Buselli Wallarab Jazz Orchestra
Don Braden Earth Wind and Wonder Vol 2
Steven Feifke Catalyst
DDD – Sorry – was bitte hat sich Radio Bremen dabei gedacht? Alle naslang steht einer mit der Kamera dir auf den Füßen oder versperrt dir die Sicht, und dann wird nur ein Fitzelchen pro Auftritt ins Netz gestellt mit auch noch miserablem Ton. Ich habe hier einen Stereo Sound, bei dem Jonas Engel gerade mal auf dem linken Ohr zu hören ist – alles andere viel zu leise. Und ich soll das noch gut finden. Sorry – Deutschland Digital Desaster DDD – als Antwort erhalte ich, ich soll mir andere Kopfhörer besorgen, ein anderes Laptop und ein anderes Smartphone – es ist nämlich auf alle Geräten der gleiche miese Sound – krieg ich Kopfschmerzen von.
Jazz Albums June 2023 – jazz-album des jahres
jazziz empfiehlt
Evenings At The Village Gate
Bokanté
History
30.06.2023

Wer glaubt, aus New York kommt nur Avantgarde oder John Zorn-Artiges, darf auch mal Pop-Jazz hören: schön bunt und vielstimmig und feine querfeldein-roots – mir gefällt’s – okay: in der Band sind auch vier Snarky-Puppy Mitglieder: Michael League (b), Chris McQueen (g), Bob Lanzetti (g) und Keita Ogawa (perc) – außerdem: Malika Tirolien: (p) (voc), Weedie Braimah (perc), Jamey Haddad (perc), Andrea Ferrari (cl) und Roosevelt Collier (g)
jazziz und Allaboutjazz empfehlen
Noah Preminger, Kim Cass [EP]
The Dank
02.06.2023

Noah Preminger Saxophone / Clarinet / Flute / Synth
Kim Cass Bass / Guitar
via bandcamp
Aki Rissanen Verneri Pohjola ikiz – Hyperreal
Marc Ribot, Ceramic Dog, Ches Smith
Connection
15.07.2023

so erwartbar wie selbst erfüllend – Möbel der Kindheit
CERAMIC DOG:
Marc Ribot: guitars, tres (4), dobro (5), bass (2, 3, 9), vocals
Shahzad Ismaily: bass, electronics, vocals
Ches Smith: drums, percussion, electronics, vocals
with
SPECIAL GUESTS
Syd Straw, vocals (4)
Anthony Coleman, Farfisa (4, 8, 10)
James Brandon Lewis, sax (5, 7) (appears courtesy of ANTI- Records)
Greg Lewis, Hammond B3 organ (9)
Oscar Noriega, clarinet (10)
Peter Sachon, cello (6)
via bandcamp
Tony Allen, Adrian Younge
Tony Allen JID018
07.07.2023

For 1 ) Ebun Tony Allen: Drums
ii. Adrian Younge: Electric bass guitar, Electric guitars, Acetone electric organ, Marimba, Percussion
iii. Marcus Gray, Jazmin Hicks, Loren Oden: Additional percussion
iv. Scott Mayo: Flute
v. Phillip Whack: Alto saxophone
vi. Jaman Laws: Tenor saxophone
vii. David Urquidi: Baritone saxophone
viii. Jacob Scesney: Baritone saxophone
ix. Emile Martinez: Trumpet
x. Tatiana Tate: Trumpet
xi. Lasim Richards: Trombone
2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) No End have a look to the liner Notes at Bandcamp
Matt Otto
Kansas City Trio
08.07.2023

Matt Otto Sax
Marty Morrison Drums
John Kizilarmut Drums
Brian Steever Drums
Ben Leifer Bass
Jeff Harshbarger Bass
Bob Bowman Bass
ein unwiderstehliches Medley auf die Great American Songbooks
via Bandcamp
Dahveed Behroozi
Standard Fare
16.06.2023

Ein Soloalbum über Standards von Jerome Kern (All The Things you are – er lässt die Melodie kurzerhand weg und konzentriert sich gleich auf die Struktur des Stücks) oder Cole Porter (I Love Paris) Richard Rodgers (With a Song in my Heart) bis zu Thelonious Monk (Trinkl Tinkle) ein sehr schöner Lauf – und dabei unaufdringlich virtuos
bei Sunnyside Records wie auch das Album: Echos aus 2021

Dahveed Behroozi – piano
Thomas Morgan – bass
Billy Mintz – drums
Brian Blade & The Fellowship Band
Kings Highway
07.07.2023

KINGS HIGHWAY is the seventh recording by Brian Blade & The Fellowship Band and it features drummer and composer Brian Blade, pianist and composer Jon Cowherd, bassist Christopher Thomas, saxophonists Myron Walden and Melvin Butler and guitarist Kurt Rosenwinkel.
via bandcamp
Benjamin Koppel, Scott Colley, Brian Blade
P E R S P E C T I V E
17.07.2023

Benjamin Koppel saxophone, Scott Colley bass, Brian Blade drums
via bandcamp
Meshell Ndegeocello
The Omnichord Real Book
16.06.2023

Jason Moran, Ambrose Akinmusire, Joel Ross, Jeff Parker, Brandee Younger, Julius Rodriguez, Mark Guiliana, Cory Henry, Joan As Police Woman, Thandiswa
Leicht Bekömmliches via Blue Note – alle reden drüber, wir nicht.
Pitchfork
Chien Chien Lee
Built In System
05.07.2023

Trumpet Jeremy Pelt, Bass Richie Goods, Drums Allan Mednard
„I would like to dedicate this album to all the people and things that have inspired me. As a woman from Taiwan, I view the world with my eyes and heart, seeking direction and peace. In the process of searching, I use the most familiar tool from my childhood, „music,“ to compose the sounds that exist in my imagination. I am happy and grateful for the significant individuals who have appeared in my life.“
YESTERDAYS
Ignaz Dinné
Back Home
05.08.2004

Ignaz Dinné – saxophone
Pete Rende – piano
Matt Penman – bass
Jochen Rueckert – drums
am 27.07.2023 in der Kunstfabrik Schlot mit Béla Meinberg
Carla Bley
4 x 4
2000

Carla Bley – piano
Lew Soloff – trumpet
Wolfgang Puschnig – alto saxophone
Andy Sheppard – tenor saxophone
Gary Valente – trombone
Larry Goldings – organ
Steve Swallow – bass guitar
Victor Lewis – drums
Das Personal allein, die Spielfreude, der Spielwitz, die rhythmische Balance, das Zusammenspiel zwischen Bley und Swallow, Ein Fest. Empfohlen von Kenneth Laster auf Jazztodon zum Them Baseball im Jazz – link zum Podcast : eine Fülle an Traditional Jazz mit vielen Überraschungen
Henry Threadgill
The Other One
26.05.2023

Henry Threadgill – conductor
Alfredo Colón – alto saxophone
Noah Becker – alto saxophone, clarinet
Peyton Pleninger – tenor saxophone
Craig Weinrib – percussion, electronics
Sara Caswell – violin
Stephanie Griffin – viola
Mariel Roberts – cello
Christopher Hoffman – cello
Jose Davila – tuba
David Virelles – piano
Sara Schoenbeck – bassoon
Adam Cordero – bassoon
Steve Reid
Rhythmatism
1975

Die Aufnahme ist dem Pitchfork 2004 ein Artikel wert.
in Phasen sehr auf Laut gebürstet mit einigen schwer nachvollziehbaren Soli des Posaunisten, mir scheint es einmal sogar, dass sie die Orientierung verlieren, das kann man lieben, das kann man überhören, für Pitchfork ist das Groove und Funk-Jazz – zumindest bewegt es sich gekonnt zwischen funky und free.
Steve Reid Wikipedia
CLASSIC
New in Jazzweek Charts – Jazz Albums July 2023
George Freeman
The Good Life
23.06.2023

Abseits der Hauptstraßen sitzt George Freeman 95 jährig und legt ein mehr als beachtliches Alterswerk hin – relaxed bis in jede Fingerspitze – mit Joey DeFrancesco 2022 aufgenommen kurz vor Francescos Ableben – und mit Christian McBride am Bass : geboren ist George Freeman 1927 in Chicago – spielte mit Charlie Parker (1950) und Gene Ammons (Legends of Acid Jazz 1997)
album.link/t/291068577
Legends of Acid Jazz
https://album.link/t/1281324

Die Geigen in Long, Long Time und Something wirst du schon noch aushalten
Bobby Sanabria Multiverse Big Band
Vox Humana
12.05.2023
Alles zum Album in epischer Breite: bobbysanabria.com
Allan Harris
Live at Blue LLama (Live)
28.07.2023

Allan Harris: voice / vocals; ArcoIris Sandoval: piano; Irwin Hall: saxophone; Norman Paul Edwards jr: drums; Marty Kenney: bass.
Review: allaboutjazz
Richard Pavlidi