Jazz unter einem Dach Jazz from Germany – Jazz-D-A-CH
Musicians from Germany, Austria & Switzerland
Zum Jazz in Germany hatte ich 2021 einen humorlosen Artikel geliefert, dem ich inhaltlich noch zustimmen kann, der in seiner Form jedoch wenig hilfreich ist, da es kaum Hinweise gibt, wie dem, was er in Zeiten der Pandemie thematisierte, zu begegnen sei. Gemeint ist der Widerstand in der Musik, der auch zum Widerstand gegen die Musik heranwachsen kann, im Widerständigen des Jazz steht nicht selten das Widerständige gegen den Jazz.
Wir sehen inzwischen etwas mehr: die von Wolfram Knauer in seinem Buch Play yourself, man, beschriebene Widerständigkeit des deutschen Jazz kannst du auch ironisch lesen, das Widerständige im Jazz liest sich als fröhlich heitere Selbstsubvention, ohne die Universitäten in Köln, Nürnberg, Berlin würden wir unsere Festivals mit Größen und Stars aus Übersee oder London schmücken, könnten aber an fünf Fingern abzählen, ob es nach Albert Mangelsdorff oder Eberhard Weber weitere Namen gibt und überließen das einmal mehr sich selbst.
Davon abgesehen. Jazz in Deutschland ist für nicht wenige Stockhausen mit anderen Mitteln, Theodor W. Adorno säße gewiss höchstselbst und zufrieden in der Philharmonie und würde bemitleiden, bedauern oder sogar innerlich feiern, wie die Gräben zwischen Jazz und Popmusik überwunden werden von Wollny aus Bayern, der Professor für Jazz Klavier in Leipzig ist. Er würde naserümpfend, beängstigt oder erfreut zur Kenntnis nehmen, wie Christian Lillinger sein Schlagzeugspiel in physikalische wie körperliche Schmerzgrenzen treibt. Er wäre wahrscheinlich nicht zum Konzert von Markus Stockhausen erschienen, weil ihm schon Karlheinz Stockhausen im Komponieren davongeeilt war.
Wir säßen im gleichen Konzert und kämen zu keinem gemeinsamen Ergebnis, wie auch, er würde hochnäsig an mir vorbeiziehen und mich einen Internet-Blasphemiker nennen, einen Asphaltkünstler oder einen Naivling des Widerstands gegenüber tradierter und eingefrorener Musik.
Stockhausen: „Ich darf, Herr Adorno, die Frage stellen, wo der Widerstand überhaupt merkbar wird. Und im Vergleich mit der Malerei, wie Sie selbst einmal gesagt haben, liegt es in der Musik sehr viel anders. In der Malerei steht der Betrachter vor einem Bild, das hat er schon einmal gesehen und glaubt, es sei ihm schon verwandt. Während doch in der Musik, die Form von Werk zu Werk ihm sehr viel krasser gegenübersteht. Und deshalb wäre es sinnvoll zu unterscheiden zwischen denen, die mit der Musik zu tun haben und sich sehr gegen das wenden, was ihnen die Komponisten heute komponieren und denen, die passiv als Hörer der Musik ausgesetzt sind.“
Da würde Adorno ihm zustimmen und davon sprechen, dass es unterschiedliche Typen des Widerstands sind, sie aber auf die spezifischen Arten des Widerstands zu sprechen kommen sollten.
Stockhausen fragt: ob es sich um einen feindseligen Akt des Widerstands handelt.
Adorno hebt an auf den Mangel an Leidenschaft für die Sache der Musik auf Seiten des Publikums, die Feindseligkeit halte sich versteckt und pflege eine Gleichgültigkeit, die aber eine Form des Widerstands darstelle des Publikums, das nur zu gern verbergen will, wie es hinter der Zeit zurückgeblieben sei.
Stockhausen: „Wenn ich komponiere, das wissen Sie, hab ich die einzige Chance, ein Stück zu machen und es abzuwarten, ob sich Leute dafür interessieren oder nicht, sie können doch nicht ohne weiteres als Widerstand ansprechen, was ich selber tue, wenn viele andere Musik mir begegnet, und vor anderen sagen, das interessiert mich nicht. Und ich auch diese Gelassenheit zeige als Komponist und meine eigenen Wege gehe und mir das Wenige aussuche, was mir Spaß macht, was mich interessiert.
Also wenn ich ein Stück schreibe und irgendjemand interessiert sich dafür und führt es auf, dann könnte ich mich ohne Weiteres, und kein Komponist würde das jemals tun, beschweren, dass es die allermeisten Leute gibt, die daran vorbeigehen? Was geht mich das an, was diese Verrückten da machen? Also diese Gelassenheit, die Sie sagen, die wie eine Maske ist, kann doch für den Komponisten selber nicht so verwunderlich sein, das weiß er. Dass er nicht für jedermann Musik schreibt. Es gibt überhaupt meines Erachtens keine Musik, die für jedermann ist.
Das kann es doch gar nicht geben. So wie eine bestimmte Art von Musikproduktion für mich nichts ist, kann meine Musik nicht für jeden sein. Umgekehrt würde ich sagen: dort, wo es mich interessiert, ich sollte ja während der Arbeit nur ab und zu auf solche Dinge eingehen und tue das auch, das ist wie diese Art von Ausklammern wollen, aktiv.
Adorno dazu. Sie sprechen mir aus der Seele, wenn Sie sagen, es hat niemand ein Recht darauf, jemanden zu zwingen für das, was er macht. Das wäre ja Diktatorenrolle, alle Gelüste an die Musik wir als solches Interesse einfordern würden.
Stockhausen: Durch das Radio ist es heute möglich geworden, dass eine unendlich große Anzahl von Hörern mit einer Musik in Kontakt kommt, mit der sie früher nie in Kontakt gekommen wäre, und zwar meistens zufällig, man nennt sowas Streusendung.
In 2021, I provided a humorless article on jazz in Germany, which I can still agree with in terms of content, but which is not very helpful in its form, as there is hardly any indication of how to counter what it addresses in times of the pandemic. What is meant is resistance in the music, which can also grow into resistance against the music; in the resistance of jazz, there is often resistance against jazz.
We can now see a little more: the resistance of German jazz described by Wolfram Knauer in his book Play yourself, man, can also be read ironically, the resistance in jazz reads as a cheerfully cheerful self-subsidy, without the universities in Cologne, Nuremberg, Berlin we would adorn our festivals with greats and stars from overseas or London, but we could count on five fingers whether there are any other names after Albert Mangelsdorff or Eberhard Weber and once again leave it to ourselves.
Apart from that. For quite a few people, jazz in Germany is Stockhausen by other means; Theodor W. Adorno would certainly be sitting in the Philharmonie himself, satisfied and pitying, regretting or even inwardly celebrating how the rifts between jazz and pop music are being bridged by Wollny from Bavaria, who is a professor of jazz piano in Leipzig. He would be nostalgic, frightened or delighted to see how Christian Lillinger pushes his drumming to the limits of physical pain. He probably wouldn’t have turned up to Markus Stockhausen’s concert because Karlheinz Stockhausen had already beaten him to it.
We would be sitting in the same concert and would not come to a common conclusion, just as he would snootily pass me by and call me an internet blasphemer, an asphalt artist or a naïf of resistance to traditional and frozen music.
Stockhausen: “I may ask, Mr. Adorno, where resistance becomes noticeable at all. And in comparison with painting, as you yourself once said, it is very different in music. In painting, the viewer stands in front of a picture that he has seen before and believes it is already related to him. Whereas in music, the form from work to work confronts him much more blatantly. And that is why it would make sense to distinguish between those who are involved with the music and are very opposed to what composers compose for them today and those who are passively exposed to the music as listeners.”
Adorno would agree with him and say that there are different types of resistance, but that they should talk about the specific types of resistance.
Stockhausen asks whether it is a hostile act of resistance.
Adorno emphasizes the lack of passion for the cause of music on the part of the audience, the hostility remains hidden and cultivates an indifference which, however, represents a form of resistance on the part of the audience, which is only too keen to hide how it has fallen behind the times.
Stockhausen: “When I compose, as you know, the only chance I have is to make a piece and wait and see whether people are interested in it or not, you can’t just say what I do myself as resistance when I encounter a lot of other music and say in front of others that I’m not interested. And I also show this composure as a composer and go my own way and choose the few things that I enjoy, that interest me.
So if I write a piece and someone is interested in it and performs it, then I could easily complain, and no composer would ever do that, that there are the vast majority of people who pass it by? What business is it of mine what these crazy people are doing? So this serenity you say, which is like a mask, can’t be so surprising for the composer himself, he knows that. That he doesn’t write music for everyone. In my opinion, there is no such thing as music that is for everyone.
That can’t even exist. Just as a certain type of music production is not for me, my music can’t be for everyone. Conversely, I would say: where it interests me, I should only occasionally go into such things during my work and I do so, that’s like actively wanting to exclude them.
Adorno on this. You speak from my soul when you say that no one has the right to force someone to do what they do. That would be a dictatorial role, to demand all desires for music as such.
Stockhausen: Today, radio has made it possible for an infinite number of listeners to come into contact with music that they would never have come into contact with in the past, and mostly by chance.
Klingding – Th. W. Adorno, the musician – Radio interview Adorno & Stockhausen
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